US-Wahl 2024
Kamala Harris im US-Wahlkampf: Kann sie bei Big Tech besser punkten als Trumps Vize-Kandidat?
- VonKatharina Bewsschließen
Kamala Harris steht in Aussicht, die Präsidentschaftskandidatur zu übernehmen. Als ehemalige Generalstaatsanwältin von Kalifornien kennt sie die Tech-Welt gut.
Washington - Vieles deutet darauf hin, dass Kamala Harris die nächste Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wird. Nachdem Präsident Joe Biden seine Wiederwahlkandidatur zurückgezogen hat, folgte eine Welle von Unterstützungsbekundungen für Harris in den letzten Tagen, darunter auch von großen Namen aus der Technologie-Industrie. Währenddessen brachte bereits Donald Trump mit Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance einen ehemaligen Tech-Investor ins Spiel, der auf positive Reaktionen in der Tech-Welt stieß.
Das Rennen um die Einflussnahme der Tech-Giganten hat somit begonnen. Harris‘ Erfahrungen und Kontakte können ihr dabei durchaus zugutekommen - aber auch nicht immer.
Harris ist mit Tech-Industrie vertraut: Auf der Hochzeit des einen, vor dem Gericht mit dem anderen
Kamala Harris stammt aus der kalifornischen Bay Area und war Bezirksstaatsanwältin in San Francisco sowie Generalstaatsanwältin von Kalifornien, bevor sie die erste Vizepräsidentin an der Seite von Joe Biden wurde. Dass sie mit vielen Führungskräften und Investoren der Tech-Branche vertraut ist, ist daher den Standort betreffend nicht verwunderlich. So war sie unter anderem auf der Hochzeit von Sean Parker, dem ehemaligen Manager von Facebook (Meta), und ihr Schwager ist Tony West, der Chefjurist von Uber.
Für ihre Kandidatur als Generalstaatsanwältin organisierte Laurene Powell Jobs, die Witwe von Steve Jobs, eine Spendenparty in ihrem Garten. Zudem erhielt sie damals Unterstützung von Milliardär John Doerr, Risikokapitalgeber Ron Conway und Reid Hoffman, dem Co-Gründer von LinkedIn. Letzterer verkündete bereits seine Unterstützung zu Harris‘ Bestreben zur Präsidentschaftskandidatur.
Kamala Harris hat eBay verklagt und über Druck auf Facebook und Google aus
Auch mit Tech-Giganten wie eBay, Google oder Microsoft hatte Harris in ihrer Karriere bereits Kontakt - das aber nicht immer im positiven Interesse. In ihrer Zeit als Generalstaatsanwältin verklagte sie 2012 das Internetauktionshaus eBay, das daraufhin vier Millionen US-Dollar Strafe zahlen musste.
Ihre Kampagne gegen Pornografie auf den sozialen Medien übte Druck aus, auf Meta, Google und Microsoft, Maßnahmen zu ergreifen, um bestimmte Bilder zu beseitigen. In einer Pressekonferenz äußert sie sich dazu wie folgt: „Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr sich die führenden Vertreter der Technologiebranche eingesetzt haben. Ich behaupte nicht, dass irgendeiner von ihnen froh war, als er einen Anruf von der Generaldirektion erhielt, in dem es hieß: ‚Kommen Sie herein, wir wollen mit Ihnen sprechen.‘ Aber sie allen taten es.“
Harris: Datenschutz hat „oberste Priorität“ - eindämmen soll das die Tech-Giganten trotzdem nicht
Online-Sicherheit ist dabei eines der größten Anliegen der 59-Jährigen, und der Datenschutz hat „oberste Priorität“. Im weißen Haus hat sie diesbezüglich eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit Online-Belästigung und -Missbrauch auseinandersetzt. In Bezug zur künstlichen Intelligenz (KI) warnte sie im letzten Jahr bereits vor der „existenziellen“ Bedrohung, welche die Existenz der Menschheit gefährden könnte.
Im Magazin Fortune heißt es, Harris zeige sich offen für die Zerschlagung von Branchenriesen. 2019 sprach sie sich dafür aus, Tech-Unternehmen so weit zu regulieren, dass die Privatsphäre der amerikanischen Verbraucher geschützt wird. „Ich glaube, dass die Technologieunternehmen so reguliert werden müssen, dass wir und die amerikanischen Verbraucher sicher sein können, dass ihre Privatsphäre nicht gefährdet wird“, sagte sie damals.
Trotzdem warnte Harris, als sie für die Kandidatur zur Generalstaatsanwältin antrat, vor einer „kurzsichtigen Durchsetzung des Kartellrechts“, die Wachstum und Entwicklung der Unternehmen nicht behindern dürfe. Laut einem Artikel der New York Times habe Harris als Generalstaatsanwältin nur wenig getan, um die Macht der Tech-Giganten einzudämmen, und als Senatorin häufig im Interesse der Tech-Branche gehandelt. Auch wenn die Tech-Branche letztlich nicht die Wahl des US-Präsidenten oder der US-Präsidentin bestimmen wird, ist der Streit um die Tech-Giganten noch nicht vorbei.