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Jung finanziert alt? Daten zeigen, wer die Rente bezahlt
VonMoritz Maier
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„In Wirklichkeit zahlen nicht die Jungen für die Alten“, stellt ein Rentenpolitiker fest. Wie sieht eine generationengerechte Rente aus?
Berlin – Millionen von Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland fragen sich, wie es mit ihrem Altersgeld weitergeht. Das Rentenpaket II der geplatzten Ampel-Koalition ist Geschichte. In den Debatten um Reformen für das deutsche Rentensystem geht es auch immer wieder um die Frage der Generationengerechtigkeit. Ist es fair, dass die junge Generation in einer älter werdenden Gesellschaft für immer mehr Rentnerinnen und Rentner sorgen muss? Für Linken-Politiker Matthias W. Birkwald geht diese Debatte am Ziel vorbei. „Der Satz: ‚Die Jungen zahlen für die Alten‘, ist falsch.“
Jung und Alt: Wer die Rente bezahlt
Der renten- und alterssicherungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag hat sich in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung nach der Altersstruktur der einzahlenden Bevölkerung in die gesetzliche Rentenkasse erkundigt. Die Antwort der Bundesregierung liegt IPPEN.MEDIA vor. Birkwald wolle damit zeigen, dass es nicht nur „die Jungen“ sind, die die Rente finanzieren. Das Ergebnis: Ende 2022 waren 11,88 Millionen Einzahlerinnen und Einzahler zwischen 17 und 34 Jahre alt (6,55 Mio. Männer, 5,32 Mio. Frauen). Zwischen 35 und 65 Jahren zahlten 24,84 Millionen Menschen in die gesetzliche Rente ein (12,70 Mio. Männer, 12,13 Mio. Frauen).
Dass die Zahl der älteren Einzahlenden größer als die der jüngeren ist, dürfte angesichts der fast doppelt so großen erfragten Zeitspanne nicht verwundern. Im Verhältnis zueinander ist die halb so große Gruppe der Jüngeren mit halb so vielen Einzahlenden aber nicht überrepräsentiert. Für Birkwald zeigt sich dadurch Zweierlei: „Die Jungen sind genauso fleißig und der Hauptteil der Menschen, die Beiträge zahlen, sind nicht die Jungen.“
Umlagefinanzierte Rente: Jung zahlt für Alt zu einfach gedacht?
„Diese Zahlen habe ich abgefragt, um den in der Rentendebatte oft aufgebauschten Begriff des Generationenkonflikts zu entlarven“, so Birkwald gegenüber IPPEN.MEDIA. „Denn die Schlussfolgerung ‚die Jungen müssen zahlen und die Alten profitieren‘, wie wir es leider auch in der Debatte um die Stabilisierung des Rentenniveaus oft gehört haben, ist ein falsches und viel zu simples Verständnis des Umlagesystems.“
Renten-Meilensteine in Deutschland in Bildern – von Bismarck über Riester bis Müntefering
Dass dem umlagefinanzierten Rentensystem schwere Zeiten bevorstehen, ist also klar. Trotzdem ist die Alterung der deutschen Bevölkerung weniger schlimm, als noch vor ein paar Jahren befürchtet. Das sagte vor Kurzem etwa Dina Frommert, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung von der Deutschen Rentenversicherung, auf einer Veranstaltung zur Zukunftsfestigkeit der Rente, organisiert von der wirtschaftsliberalen Lobbyorganisation Stiftung Marktwirtschaft. „Die Entwicklung wurde vorausgesehen, aber sie ist lange nicht so dramatisch, wie uns oft weis gemacht wird.“
Auch Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium, kritisierte auf der Veranstaltung Schwarzmalerei. Er wies darauf hin, dass die Kosten für das deutsche Rentensystem im europäischen Vergleich im Mittelmaß liegen und, dass „die Ausgaben für die deutsche Rente im Moment nicht überbordend sind.“
Beitragserhöhungen oder weniger Rentenleistung
Nicht ganz so optimistisch sieht Bernd Raffelhüschen die Zukunft der Rente. Der Professor für Finanzwissenschaft an der Uni Freiburg ist Mitglied der Stiftung Marktwirtschaft und macht für das Rentenproblem eine klare Ursache aus: „Die geburtenstarken Jahrgänge sind das Problem. Wenn sie weg sind, ist auch das Problem wieder weg.“ Dann, so Raffelhüschens Argumentation, „werden unsere wenigen Enkel unsere wenigen Kinder versorgen und alles ist wieder im Lot.“
In der Frage der Generationengerechtigkeit gibt es also unterschiedliche Lager. Während eine Seite Beitragserhöhungen in Kauf nimmt, um künftigen Generationen ein gleich hohes Rentenniveau zu sichern, argumentiert etwa der Freiburger Professor anders. Seine Definition von Generationengerechtigkeit ist, die Rentenbeiträge gleich zu halten und dafür Leistungen abzuschmelzen. „Das wäre verursacher- und leistungsgerecht und das wäre die Gleichheit der Generationen.“