Wirtschaftskrise in Deutschland

Insolvenz: Traditionsunternehmen nach 135 Jahren vor dem Aus - 247 Beschäftigte

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
    schließen

Die Wirtschaftslage in Deutschland zwingt viele Betriebe in die Knie. So erging es nun auch einer renommierten Gießerei.

Ortrand - Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist besorgniserregend. 2024 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent zurückgehen, wie die Bundesregierung in ihrer Herbstprojektion prognostizierte. 2025 wird die Wirtschaft erneut stagnieren, erwarten die führenden Wirtschaftsinstitute des Landes. Als Gründe für die Wirtschaftsmisere werden immer wieder dieselben Probleme genannt: Hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie und hohe Lohnnebenkosten machen den Unternehmen zu schaffen.

Deutsches Traditionsunternehmen insolvent: Gießerei aus der Lausitz in Schieflage

Besonders betroffen sind daher auch energieintensive Unternehmen. Das neuste Opfer: Die Ortsrander Eisenhütte GmbH aus der Lausitz. Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, hat das Unternehmen beim Amtsgericht in Cottbus einen Antrag auf Insolvenz gestellt.  Rechtsanwalt und Restrukturierungsexperte Olaf Seidel wurde daraufhin zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Betroffen sind 247 Mitarbeiter, deren Gehälter von der Bundesagentur für Arbeit nun für drei Monate gesichert sind.

Für die Eisenhütte aus der Lausitz ist es nicht die erste Insolvenz. Zwischen 2019 und 2021 wurde die Firma, die schon seit 1887 in der Region als Gießerei existiert, schon einmal saniert. Das mittelständische Familienunternehmen spezialisiert sich nach eigenen Angaben auf maschinengeformten Eisenguss. „Unsere Kunden werden von uns selbstverständlich auch weiterhin uneingeschränkt in der bewährten Qualität und Termintreue bedient. Darauf können sie sich verlassen“, sagt Rechtsanwalt Olaf Seidel laut Pressemitteilung zur Insolvenz.

Insolvenz der Eisenhütte in der Lausitz: Kein Einzelfall

Die Insolvenz der Ortrander Eisenhütte GmbH ist kein Einzelfall. Gerade haben es in Deutschland alle Unternehmen schwer, vor allem solche, die hohe Energiekosten haben. In Deutschland sind die Strompreise besonders hoch im internationalen Vergleich, noch dazu ächzen viele Unternehmen unter steigenden Sozialabgaben und Lohnnebenkosten. In Schieflage ist kurz vor Weihnachten daher auf das Zoofachgeschäft Zoo Zajac aus Duisburg.

Die Eisenhütte aus der Lausitz existiert schon seit 135 Jahren.

Im November stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen daher erneut um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit liegt die Zuwachsrate nun schon seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich – mit Ausnahme des Juni 2024 (plus 6,3 Prozent).

„Die Wirtschaftskrise hinterlässt weiterhin tiefe Spuren“, sagte dazu der Mittelstandsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Marc Evers. „Immer mehr Unternehmen müssen ihre Tore schließen.“ Nachfrageausfälle aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, Belastungen durch Steuern und Bürokratie – das ergebe für viele Betriebe eine toxische Mischung. Auch der Ausblick fällt nicht gut aus. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet nach DIHK-Umfragen für 2025 schlechtere Geschäfte.

Rubriklistenbild: © Rudi Penk/Heidenheimer Zeitung

Mehr zum Thema