Experte stellt Bedingungen für Wende

Immobilienmarkt in Aufruhr: „Die Insolvenzwelle wird weitergehen“

  • VonMax Schäfer
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Eine Insolvenzwelle hat die Immobilienbranche erschüttert. Ein Insider prognostiziert eine Wende erst in einem Jahr. Er stellt eine Reihe von Bedingungen.

Düsseldorf – Die Immobilienbranche leidet. Bereits fast 1700 Unternehmen in der gesamten Branche mussten innerhalb des ersten halben Jahres 2024 Insolvenz anmelden. Nun hat die EZB die Zinswende eingeläutet und damit grundsätzlich die Rahmenbedingungen verbessert. Das Ende der Krise – und der Insolvenzwelle – bei Immobilienunternehmen ist jedoch noch nicht in Sicht. Davon geht Immobilienunternehmer Gerd Kropmanns von der Projektgesellschaft Wohnkompanie NRW aus.

Die Insolvenzwelle wird noch weitergehen“, sagte Kropmanns im Vorfeld der Immobilienmesse Expo Real im Interview mit der Wirtschaftswoche. „Ich schätze, bis Mitte 2025.“ Bis zu diesem Zeitpunkt dürften 30 Prozent der 2023 tätigen Projektentwickler ausgeschieden sein. Der Unternehmer hatte die Entwicklung im vergangenen Jahr prognostiziert.

Insolvenzen im Immobiliensektor gehen bis September 2025 weiter – laut Brancheninsider

Die Stimmung innerhalb der Immobilienbranche werde jedoch gerade besser, „auch bei Marktbegleitern wie Banken und Bauwirtschaft“, sagte Kropmann. Mit einer „deutlichen Erholung“ rechnet er „ab September kommenden Jahres“. Dafür sei jedoch eine weitere Zinssenkung der EZB jedoch eine Voraussetzung. „Dann kann der Markt endlich wieder durchatmen.“

Wenig zu tun: Die Baubranche hat weiterhin mit niedrigen Auftragszahlen zu kämpfen. (Symbolfoto)

Derzeit zeichnet sich noch keine Wende ab. In den ersten sieben Monaten 2024 verzeichnete das Statistische Bundesamt im Wohnungsbau einen Rückgang der Auftragseingänge von 6,3 Prozent. Im Juli allein gab es demnach ein Minus von 9,4 Prozent im Vergleich zum Juli 2023. Im Bauhauptgewerbe verzeichneten die Unternehmen im Juli einen Umsatzeinbruch von 10,4 Prozent. Zahlen, die auch die Projektentwickler treffen.

Gegen Insolvenzen und Umsatzeinbußen: Für „fundamentale Wende“ im Wohnungsbau „muss sehr viel passieren“

„Wenn es eine fundamentale Wende im Wohnungsbau geben soll, muss sehr viel passieren“, sagte Kropmanns im Wirtschaftswoche-Interview. Er stellte eine Reihe von Forderungen an die Bundesregierung: Sie müsste die Grunderwerbssteuer auf „ein investitionsfreundliches Niveau von drei Prozent“ senken, die Mehrwertsteuer für den Wohnungsbau verringern und die Sonderabschreibung (Sonder-AfA) für den gesetzlichen Energieeffizienz-Neubaustandard EH 55 zur Verfügung stellen.

„Wir brauchen einen Paradigmenwechsel von Energieeffizienz zu Emissionseffizienz“, sagte der Immobilienunternehmer, bremste jedoch die Erwartungen: „Selbst das alles reicht aber noch nicht, weil die Baukosten unnötig hoch sind in Deutschland.“

Immobilienunternehmer fordert „gesetzliche Deregulierung“ zur Senkung von Baukosten

Zur Senkung der Baukosten forderte Kropmanns eine „gesetzliche Deregulierung“. Normen müssten auf den Prüfstand gestellt werden, das Bauplanungsrecht „praxisgerecht“ gestaltet und das Bauen insgesamt vereinfacht werden, erklärte der Unternehmer. Dabei begrüßte er den Plan, den „Gebäudetyp E“, der einen Verzicht auf teure Standards, die nicht unbedingt nötig sind, ermöglicht.

Dabei sei es wichtig, dass bei der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie auf „wirtschaftliche Tragfähigkeit“ zu achten. „Nur wenn alle Maßnahmen in dem Bündel dasselbe Ziel unterstützen, können wir Marktkräfte entfesseln und einen wirklichen Aufschwung beim Wohnungsbau erreichen“, sagte Kropmanns.

Rubriklistenbild: © Jens Büttner/dpa

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