Containerbrücken im Hamburger Hafen: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt lauf ifo Geschäftsklimaindex weiter ein.
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Containerbrücken im Hamburger Hafen: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt lauf ifo Geschäftsklimaindex weiter ein.

Konjunktur

Ifo-Index sinkt kräftig - „Stecken mitten in einer Rezession“

  • Thomas Schmidtutz
    VonThomas Schmidtutz
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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich merklich ein. Vor allem in der Industrie wächst die Vorsicht.

München - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft trübt sich rapide ein. Das Ifo-Geschäftsklima sank im Juni überraschend kräftig auf 88,5 Punkte von 91,5 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit rund einem halben Jahr. Ökonomen hatten für das viel beachtete Konjunktur-Barometer lediglich einen Rückgang auf 90,7 Punkte erwartet.

„Vor allem die Schwäche der Industrie bringt die deutsche Konjunktur in schwieriges Fahrwasser“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Managerinnen und Manager bewerteten ihr aktuelles Geschäft vorsichtiger, die weiteren Aussichten sogar wesentlich schlechter als zuletzt. So sackte die Erwartungskomponente um rund fünf Punkte auf 85,6 Zähler ab. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima zuletzt erheblich verschlechtert. Aber auch unter Dienstleistern, im Handel und am Bau trübte sich die Stimmung ein.

Von November bis April war das wichtigste Barometer für die deutsche Konjunktur hingegen sechs Mal in Folge gestiegen. Ein Rückgang des Ifo-Index habe sich zwar abgezeichnet, sagte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der LBBW. „Aber dass es so deutlich abwärts ging, schockiert dann doch - wir stecken mitten in einer Rezession.“

Konjunktur-Erholung rückt in weite Ferne

Auch im laufenden zweiten Quartal dürfte es mit der Wirtschaftsleistung insgesamt spürbar bergab gehen. „Eine Konjunkturerholung rückt einstweilen in weite Ferne.“ Ralf Umlauf von der Helaba erklärte, die wirtschaftlichen Perspektiven blieben auch zum Ende des zweiten Quartals getrübt. „Die Unternehmensstimmung hat sich angesichts höherer Zinsen und verschärfter Kreditvergabebedingungen sowie eines durchwachsenen internationalen Umfeldes weiter verschlechtert.“

Die deutsche Wirtschaft war Ende 2022 und Anfang 2023 jeweils zum Vorquartal geschrumpft. Sie befindet sich damit in einer sogenannten technischen Rezession. Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, geht für das laufende Jahr weitgehend von einer Stagnation aus. „Das Wachstum wird bei plus/minus Null sein“, sagte die Regierungsberaterin und Vorsitzende des Sachverständigenrats am vergangenen Mittwoch am Rande der Feier zum 60jährigen Bestehen des Sachverständigenrats in Berlin. Ab der zweiten Jahreshälfte werde es wohl eine Erholung geben. „Das hängt von China ab.“ Allerdings komme der Zinserhöhungskurs der Europäischen Zentralbank zunehmend in der Wirtschaft an und bremse die Konjunktur.

Konjunktur: Wachsende Skepsis unter Ökonomen

In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen für das laufende Jahr gekappt. So erwarten etwa das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr einen Rückfall in die Rezession. (dpa/rtr/utz)

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