Schifffahrt in der Dürre
Hunderte Frachtschiffe warten: Mega-Stau vor Panamakanal
VonLisa Mayerhoferschließen
Der Schiffsverkehr durch den Panamakanal wurde wegen der anhaltenden Dürre eingeschränkt. Das führt nun zu großen Staus vor einer der verkehrsreichsten Handelspassagen der Welt.
Panama-Stadt/Berlin – Der Panamakanal gilt als ein Nadelöhr für den Welthandel. Vor allem jetzt – denn dort wurde der Schiffsverkehr aufgrund des anhaltenden Niedrigwassers eingeschränkt. Das führt nun zu großen Staus, wie das US-amerikanische Magazin Wall Street Journal berichtet. Mehr als 200 Schiffe würden demnach auf beiden Seiten der Wasserstraße warten.
Schiffsverkehr: Panamakanal macht Dürre zu schaffen
Wegen der Dürre dürfen auf dem Kanal, der zu einer der verkehrsreichsten Handelspassagen der Welt zählt, seit Ende Juli täglich nur noch 32 Schiffe durchkommen, wie die Kanalbehörde Panama Canal Authority (ACP) mitteilte. Der Tiefgang bleibe außerdem auf maximal 13,41 Metern beschränkt. Die Einschränkungen sollen bis zum 2. September gelten.
Etwa 3,5 Prozent des weltweiten Seehandels werden über die 80 Kilometer lange künstliche Wasserstraße abgewickelt, die den Atlantik und den Pazifischen Ozean miteinander verbindet. Das Problem: Während der Regenzeit in Panama durchqueren normalerweise 35 bis 36 Schiffe pro Tag den Kanal. Bei jeder Überfahrt werden Millionen Liter Wasser verbraucht.
„Als Teil eines weltweiten Phänomens hat der Kanal in den vergangenen sechs Monaten eine ausgedehnte Trockenzeit mit hoher Verdunstung erlebt“, begründete die Kanalbehörde ihre Maßnahmen. In Panama kommt es typischerweise im Juli zu heftigen Regenfällen. Den aktuellen Niederschlagsmangel bezeichnete die Behörde als „historisch beispiellos“. Wegen des Wetterphänomens „El Niño“ könnten auch in den kommenden Wochen weniger Niederschläge als üblich niedergehen, warnte sie.
Experte: „Wir müssen mit aller Kraft die Klimaerwärmung stoppen“
Für die exportstarke deutsche Wirtschaft dürften sich die Folgen der Beschränkungen am Panamakanal in Grenzen halten. Zwar trugen die dortigen Maßnahmen dazu bei, dass die Menge der weltweit in Containern verschifften Güter, die sich im Stau befinden, im Juni zum ersten Mal in diesem Jahr wieder stieg, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) herausfand.
„Für Deutschland hat der Panamakanal allerdings im Vergleich zum Suezkanal nur eine geringe Bedeutung, da weniger als zwei Prozent der ausgefahrenen Mengen aus deutschen Häfen als Ziel die Pazifikküste von Nord- und Südamerika haben“, erklärte IfW-Experte Vincent Stamer.
Auch Otto Schacht, der Seefracht-Chef des schweizerischen Logistik- und Transportunternehmens Kühne & Nagel, meint gegenüber dem SRF, dass Kunden wohl erst wenig von den Folgen des Staus am Panamakanal spüren werden. Jedoch erlebe nun auch die Seefracht „die Klimaveränderung am eigenen Leibe“: „Wir müssen mit aller Kraft die Klimaerwärmung stoppen“, fordert Schacht im SRF.
Mit Material von Reuters