Währungshüter

EZB: Zinsgipfel ist nicht mehr weit entfernt

  • VonYannik Lurz
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Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB die Leitzinsen zuletzt deutlich angehoben. Doch ein Ende der Zinsrallye kommt nach Einschätzung des scheidenden italienischen Notenbankchefs nun in Sicht.

Rom – Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt aus Sicht von Italiens Notenbankchef, Ignazio Visco, auf ihrem Straffungskurs dem Zinsgipfel immer näher. Die EZB sei inzwischen „nicht sehr weit“ vom Zinshöhepunkt entfernt, sagte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag dem italienischen Nachrichtensender Sky TG24. Es sei definitiv der Fall, dass bis Jahresende der Gipfel erreicht werde.

Visco gilt als Vertreter einer eher lockeren Ausrichtung der Geldpolitik. Der 73-Jährige scheidet Ende Oktober aus der Banca d‘Italia aus. Sein Nachfolger an der Spitze der italienischen Notenbank soll dann EZB-Direktor Fabio Panetta werden.

Zinserhöhung im Kampf gegen die Inflation

Ist ein Ende der Zinserhöhungen in Sicht? Italiens Notenbankchef geht davon aus, dass der Zinsgipfel bald erreicht sei.

Die EZB hatte Mitte Juni die Schlüsselzinsen im Kampf gegen die Inflation bereits das achte Mal in Folge erhöht. Mit dem jüngsten Schritt um 0,25 Prozentpunkte liegt der Einlagensatz, der an den Finanzmärkten aktuell der richtungsweisende Zins ist, mittlerweile bei 3,5 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für die nächste Zinssitzung in zwei Wochen in Frankfurt bereits den nächsten Schritt nach oben signalisiert.

In der Eurozone wäre eine Zinspause meines Erachtens angemessen.

Prof. Achim Truger, Wirtschaftsweise

Wirtschaftsweiser Truger hofft auf Zinspause

Zuletzt hatte der Wirtschaftsweise Prof. Achim Truger gegenüber Merkur.de von Ippen Media eine Zinspause gefordert. Angesprochen auf die steigenden Zinsen der EZB und die Gefahr, dass die Währungshüter die Konjunktur abwürgen, sagte Truger: „Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, gerade im Euroraum. Dort resultiert die Inflation weiterhin größtenteils aus den angebotsseitigen Preisschocks und kaum aus übermäßiger Nachfrage. Die Konjunktur trübt sich bereits deutlich ein, und die vergangenen drastischen Zinserhöhungen wirken ja mit deutlicher Verzögerung, d.h. ihre volle Wirkung ist noch gar nicht eingetreten. Da noch draufzusatteln, ist riskant.“ Das Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung fände eine Zinspause in der Eurozone angemessen. (rtr, yalu)

Rubriklistenbild: © Sebastian Gabsch/Imago

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