Wirtschaftsforum in Wladiwostok
+
Auf die Freundschaft: Wladimir Putin kann auf Xi Jinping zählen, auch wenn es um Geldgeschäfte geht (Archivbild)

De-Dollarisierung

Dank Chinas „felsenfester“ Freundschaft: Putins Russland immer abhängiger von Xi

  • Christiane Kühl
    VonChristiane Kühl
    schließen

Russland bekommt viel Geld aus China, um die westlichen Sanktionen zu umgehen. Doch durch den Zufluss der Landeswährung Renminbi wird Moskau immer abhängiger von chinesischen Banken.

Moskau – Die zunehmende Isolierung vom Westen treibt Russland immer stärker in die Arme Chinas. China verbreitet Moskauer Propaganda im Ukraine-Krieg, kauft russisches Öl, liefert Ersatz für nicht mehr fließende westliche Produkte – und bietet seine Währung Renminbi als Zahlungsmittel an. Denn seit der Westen Russland nach dem Angriff auf die Ukraine aus dem internationalen SWIFT-Zahlungssystem geworfen hat, kann das Land weder Kredite in US-Dollar oder Euro aufnehmen, noch seinen Außenhandel mit westlichen Währungen abwickeln. Westliche Kreditgeber haben sich aus Russland längst zurückgezogen.

China füllt nur zu gern diese Lücke. Und das nicht nur als Dienst an der immer wieder als „felsenfest“ proklamierten Freundschaft, sondern im ureigenen wirtschaftlichen und strategischen Interesse. Seit Jahren arbeitet Staatschef Xi Jinping daran, den in Yuan gezählten Renminbi – zu deutsch „Volkswährung“ – zu internationalisieren. Russland gehörte schon vor dem Krieg zu jenen Ländern, mit deren Hilfe Peking die Internationalisierung seiner Währung vorantreiben wollte.

China nutzt Russlands Lage um Internationalisierung des Renminbi voranzutreiben

Und so hat sich das Volumen der von China mit Renminbi besicherten Kredite an russische Finanzinstitute seit Moskaus Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 nach einem Bericht der britischen Financial Times mehr als vervierfacht. In US-Dollar umgerechnet hätten Chinas vier große Staatsbanken demnach ihr Engagement in Russland in den 14 Monaten bis März 2023 zusammengerechnet von 2,2 Milliarden auf 9,7 Milliarden erhöht, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die Kyiv School of Economics in der Ukraine und russische Zentralbankdaten.

China bietet Russland den Renminbi zudem als Zahlungsmittel im Warenverkehr an, vor allem bei der Bezahlung seiner Einfuhren. Zolldaten zeigen eine Zunahme chinesischer Importe aus Russland im ersten Halbjahr 2023 um 19,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem der russische Angriff erfolgt war. Chinas Exporte nach Russland stiegen seither gar um 78,1 Prozent: Es verkauft Autos, Mobiltelefone oder Computer – laut einer Studie der US-Denkfabrik Atlantic Council allerdings nicht „die fortschrittlichere Technologie, die Russland fehlt“.

Renminbi-Yuan ersetzen US-Dollar in den Transaktionen

Inzwischen ersetzen zunehmend Yuan-Rubel-Transaktionen die früher vorherrschenden Dollar-Rubel-Transaktionen zwischen den bedien Ländern, auch wenn der genaue Umfang noch nicht exakt bekannt ist. Inzwischen dürfen Russen sogar ihre Kreditkartenrechnungen über das chinesische Zahlungssystem UnionPay zahlen. Auch legen russische Energiekonzerne mehr Anleihen in Renminbi auf. Sie kooperieren ohnehin immer stärker mit China, das seit des Ausfalls der Exporte nach Europa für Russland auch in diesem Bereich immer wichtiger geworden ist: Seit Mai 2022 ist Russland der größte Rohöl-Lieferant Chinas.

Die Regierung in Peking sieht das Renminbi-Angebot als Teil ihres Strebens nach einer multipolaren Welt- und Finanzordnung. Der US-Dollar soll demnach nicht alleinige Reservewährung bleiben, sondern ergänzt werden, unter anderem eben durch den Renminbi. Auch die Staatengruppe Brics aus den wichtigsten Schwellenländern einschließlich Chinas macht sich für die De-Dollarisierung der Weltwirtschaft stark und liebäugelt sogar mit einer eigenen Währung. Das Problem des Renminbi ist indessen, dass er nicht frei konvertiertbar ist. Chinas Zentralbank hat dem Wechselkurs seit jeher ein enges Korsett verpasst, so dass er nur begrenzt schwanken kann. Freie Konvertierbarkeit aber ist die Voraussetzung für eine echte Weltwährung.

Für Andrii Onopriienko, den stellvertretender Direktor für Entwicklung der Kyiv School of Economics, demonstriert die Zunahme der Renminbi-Kredite aber auch noch etwas ganz anderes: Sie zeige, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland Wirkung haben, sagte Onopriienko, der die Daten zusammengestellt hatte, der Financial Times.

Russland-Sanktionen und sinkender Rubel? Häfen florieren wie vor dem Ukraine-Krieg.