Preisdruck aus China

Großer Solarhersteller will hunderte Stellen abbauen – Solarbranche unter Druck

  • Lars-Eric Nievelstein
    VonLars-Eric Nievelstein
    schließen

Der Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. Wo genau das passiert, steht noch nicht fest. Ein Auslöser ist der Preisdruck aus China.

Thun/Hohenstein-Ernstthal – Die europäischen Solarhersteller stehen nach wie vor unter Druck. Unter anderem liegt das an starker asiatischer Konkurrenz. Wiederholte Rufe nach dem Eingreifen der Politik hatten im Frühjahr zu einem sogenannten Solarpaket geführt. Für den Hersteller Meyer Burger steht jetzt trotzdem ein drastischer Schritt bevor.

Solarbranche in der Krise – Meyer Burger will Stellen abbauen

Der angeschlagene Schweizer Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. „Die erhebliche Verschlankung insbesondere in der gesamten Konzernstruktur wird zu einem Abbau der globalen Mitarbeiterzahl von aktuell etwa 1.050 auf voraussichtlich 850 zum Ende des Jahres 2025 führen“, teilte das Unternehmen mit. Dabei sollten vor allem Stellen in Europa gestrichen werden, während in den USA ein Aufbau angedacht sei. Mit der Restrukturierung möchte Meyer Burger wieder Profitabilität erreichen.

Solarpaneele auf einem Hausdach (Symbolfoto). Der Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. Wo genau das passiert, steht noch nicht fest. Auslöser ist der Preisdruck aus China.

Wo genau welche Jobs wegfallen werden, sei bisher nicht sicher. Entlassungen seien auch an deutschen Standorten nicht ausgeschlossen, sagte der Verwaltungsratspräsident Franz Richter. Er betonte allerdings, dass die Produktion in Sachsen-Anhalt nicht gefährdet werden dürfe. „Die Zell-Produktion in Thalheim ist das Rückgrat und bleibt bestehen“, so Richter. Auch der Standort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal sei für Forschung und Entwicklung bedeutend. Für den Stellenabbau würden eher Stellen etwa im Verwaltungsbereich in den Blick genommen werden.

Größte Solarmodulproduktion Europas schließt – Meyer-Burger-Chef gibt Amt ab

Die Verschlankung des Unternehmens zeigt sich auch an anderer Stelle: Der bisherige Geschäftsführer Gunter Erfurt hat sein Amt abgegeben und wird Meyer Burger verlassen, hieß es. Es sei die eigene Entscheidung Erfurts gewesen, sagte Richter, der ab sofort die Geschäftsführung übernimmt. Im Frühjahr hatte der Konzern bereits die nach eigenen Angaben größte Solarmodulproduktion Europas im sächsischen Freiberg geschlossen.

Ein großes Problem für die europäischen Hersteller ist die chinesische Produktion. „Der chinesische Staat subventioniert seine Solarbetriebe mit vielen Milliarden, damit sie die Module unter den Herstellungskosten verkaufen können“, hatte eine Sprecherin von Meyer Burger im Juni erklärt. „Für die europäische Solarindustrie ist das unfassbar: Wir müssen uns Schritt für Schritt zurückziehen, obwohl der Markt wächst.“ Eine wahre Flut an chinesischen Modulen, billiger als ihre europäischen Pendants, hatte der deutschen Solarbranche einen schweren Schlag versetzt.

Darüber hinaus ist die Solarindustrie in einem hohen Maße von China abhängig. Ohne die chinesische Produktion seien Teile der Fertigung gar nicht möglich.

Ampel-Koalition verabschiedet Solarpaket – Herstellern reicht das nicht

Um die Solarhersteller in Deutschland zu unterstützen, hatte die Bundesregierung sich auf ein Solarpaket geeinigt. Dieses sah zum Beispiel vor, dass Kommunen schneller und einfacher Wind- und Solarparks planen und umsetzen können. „Und Millionen Bürgerinnen und Bürger können noch einfacher mit Balkonsolar zu Hause Geld sparen und etwas Gutes für den Klimaschutz tun“, hatte die Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden dazu gesagt.

Neben Meyer Burger hatten auch die Solarunternehmen Heckert Solar und Solarwatt angekündigt, ihre Produktion in Deutschland herunterfahren zu wollen. (Laernie mit dpa)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Michael Gstettenbauer