Arm oder aktiv im Alter

„Gegen die Maloche bis zum Tode“ – Millionen Rentner arbeiten im Alter weiter

  • Moritz Maier
    VonMoritz Maier
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Jeder fünfte Rentner ist armutsgefährdet. Viele arbeiten auch im Alter weiter. Neue Zahlen zeigen nun: Finanzielle Not ist nicht der Hauptgrund.

Berlin – Im Wahlkampf dominierten die Themen Wirtschaft, Migration und Sicherheit. Etwas hintenüber fielen Fragen zur Zukunft der Rente. Dabei ist die Unsicherheit bei vielen groß. Das Rentenniveau droht abzusinken, jede und jeder fünfte ist schon jetzt von Altersarmut betroffen und die kurz vor der Rente stehenden Babyboomer lassen Sorgen am Umlagesystem aufkommen. Neue Zahlen zeigen nun, dass immer mehr Menschen auch im Alter weiterarbeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Arbeiten trotz Rente: Wer aus finanzieller Not weiter anpacken muss

Immer mehr Menschen arbeiten trotz Erreichen des Rentenalters weiter. Von den etwa 21 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland sind rund 1,5 Millionen weiterhin berufstätig. Das zeigen neu veröffentlichte Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zum Stichtag 31. Dezember 2023, denen eine Anfrage der Linken vorausging; aktuellere Daten liegen noch nicht vor. Der Linke-Bundestagsabgeordnete Matthias W. Birkwald erkundigte sich bei der noch amtierenden Bundesregierung nach den Menschen, die auch im Alter weiterarbeiten. Laut Bundesregierung sind knapp 400.000 Menschen in sozialversicherungspflichtiger Teil- oder Vollzeit beschäftigt, während fast 1,1 Millionen Rentnerinnen und Rentner geringfügig als Minijobber tätig sind. Die Tendenz ist steigend.

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Für Birkwald, renten- und alterssicherungspolitischer Sprecher seiner Partei im Bundestag, sind diese Zahlen besorgniserregend. Er sagte gegenüber dem Münchner Merkur: „Ein Teil der Rentner und Rentnerinnen arbeitet, weil er seine sozialen Bezüge erhalten will und weiter produktiv tätig sein möchte. Dies betrifft vor allem Menschen mit akademischer Bildung und einem hohen Grad an Selbstbestimmung und Selbstbestätigung in ihrem Beruf.“ Zudem betonte er: „Viele Menschen arbeiten aber im Rentenalter weiter, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Die Durchschnittsrente über alle 21,3 Millionen Rentnerinnen und Rentner liegt derzeit bei nur 1209 Euro. Und selbst nach 35 und mehr Versicherungsjahren werden durchschnittlich nur 1441 Euro an Rente aufs Konto überwiesen.“

„Gegen Maloche bis zum Tode“ - Linke beklagt zu viel Arbeit im Alter

Birkwald blickt besonders auf Menschen mit geringem Einkommen. „Die Linke ist gegen die Maloche bis zum Tode! Einen stummen Zwang der ökonomischen Verhältnisse, über das eh zu hohe Renteneintrittsalter hinaus arbeiten zu müssen, darf es nicht geben. Darum brauchen wir dringend höhere Renten.“ Wer ohne finanziellen Druck weiterarbeiten möchte, sollte dies tun können – allerdings müssten Arbeitgeber dann altersgerechte Arbeitsplätze bereitstellen.

Doch wer arbeitet, um über die Runden zu kommen und wer aus reiner Freude? Der Alterssicherungsbericht (ASID) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales aus dem letzten Jahr liefert dazu Zahlen. „Vor dem Hintergrund des Anstiegs der Erwerbstätigkeit Älterer in den letzten Jahren wird auch diskutiert, welchen Stellenwert Erwerbseinkommen im höheren Alter hat, also in der Lebensphase, die üblicherweise als ‚Ruhestand‘ bezeichnet wird“, heißt es im Bericht. Weiterhin wird festgestellt: Entgegen der These, dass dies Ausdruck steigender Altersarmut sei, zeigen die Daten der ASID – wie auch die anderer Studien – dass die höhere Erwerbstätigkeit im Alter vor allem Ausdruck veränderter Lebensentwürfe, weg von einem passiven Lebensabschnitt hin zu einer aktiven Teilnahme an Wirtschaft und Gesellschaft zu werten ist.“

14 Prozent der Rentner arbeiten, um über die Runden zu kommen

Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden Rentnerinnen und Rentner befragt. Das Ergebnis zeigt, dass 27 Prozent der Befragten aus „Spaß an der Arbeit“ weiterarbeiten. Soziale Aspekte wie das Bedürfnis, weiterhin eine Aufgabe zu haben, und der Kontakt zu anderen Menschen folgen mit jeweils 21 Prozent. 14 Prozent der Befragten gaben an, aus finanzieller Notwendigkeit zu arbeiten, während 13 Prozent sich mit dem zusätzlichen Einkommen „etwas mehr leisten können“ möchten.

Für den Linken-Politiker Birkwald sind das sinkende Rentenniveau, die steigenden Lebenshaltungskosten und die drohende Altersarmut für jeden Fünften ein Alarmsignal, insbesondere in Bezug auf die Zukunft und die weitere Entwicklung der Rente. „Das alles zeigt: aus reiner Freude an der Arbeit werden viele der arbeitenden Rentnerinnen und Rentner nicht weiterarbeiten.“

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