Debatte um Fachkräftemangel

Maschinenbauer fordern Ende der Rente mit 63: Es muss „unattraktiver werden, früher in Rente zu gehen“

  • Markus Hofstetter
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Dem Maschinenbau droht ein erheblicher Fachkräftemangel. Der VDMA-Präsident fordert deshalb, die Anreize zur Frühverrentung abzubauen.

Frankfurt – Zahlreiche Politiker und Ökonomen fordern eine Reform der Rente. Die Rente mit 63 soll gekippt, das Mindestrentenniveau von 48 Prozent gesenkt oder das Renteneintrittsalter erhöht werden. Hintergrund ist der viel zitierte demografische Wandel: Immer weniger Erwerbstätige müssen immer mehr Rentner finanzieren. Der Fachkräftemangel spielt dabei eine große Rolle. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beziffert den dadurch entstehenden Verlust allein in diesem Jahr auf 49 Milliarden Euro.

Industrie-Verbandschef fordert Ausstieg aus der Rente mit 63: Im Maschinenbau droht eine Lücke von 187.000 Fachkräften

Jetzt hat sich auch Bertram Kawlath, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), des Themas angenommen. „Kaum einer will hören, dass wir länger arbeiten müssen, wenn die gesetzliche Rentenversicherung finanzierbar bleiben soll“, sagte er der F.A.Z. Man könne nicht ständig die Beiträge erhöhen. Das belaste Unternehmen und Arbeitnehmer.

Im Maschinenbau droht ein gewaltiger Fachkräftemangel

Kawlath verwies auf eine IW-Studie, die zeigt, wie hart der demografische Wandel den Maschinenbau trifft. Danach fehlen der Branche bis 2034 rund 178.000 Arbeitskräfte. Diese Zahl ergibt sich daraus, dass in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich rund ein Viertel aller Beschäftigten, also 296.000 Menschen, in den Ruhestand gehen werden. Dem stehen nur rund 118.000 nachrückende Fachkräfte gegenüber.

Anreize für früheren Renteneintritt sollen abgebaut werden

Eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und gleichzeitig die Rentenkassen zu entlasten, sehen die Autoren der Studie in einer weiteren Anhebung der Regelaltersgrenze. Weitere Maßnahmen seien ein vorzeitiger Rentenbezug für maximal drei Jahre und nur mit Abschlägen, die Wiedereinführung der Hinzuverdienstgrenze bei vorzeitigem Rentenbezug und keine weiteren finanziellen Anreize wie eine abgabenfreie Rentenaufschubprämie für die Erwerbsarbeit jenseits der Regelaltersgrenze zu setzen.

Die besten Arbeitgeber in Deutschland: Zu diesen Unternehmen wollen Fachkräfte 2025 gehen

Siemens AG - Hauptversammlung
Siemens hat es an die Spitze geschafft: In Deutschland würden viele Ingenieure am liebsten zu diesem Arbeitgeber gehen. Dort erhoffen sie sich neben guter Bezahlung und flexiblen Arbeitszeiten eine Firma, die für Innovation steht.  © Sven Hoppe/dpa
Die Vorstände des Technologie-Konzerns Bosch Christian Fischer (l-r), Markus Forschner, Stefan Grosch, Stefan Hartung (Vorsitzender), Tanja Rückert, Markus Heyn und Frank Meyer stehen bei der Bilanz-Pressekonferenz des Konzerns an einem Bosch Logo.
Bosch ist auf Platz 2 der führenden Arbeitgeber für junge Fachkräfte im Ingenieurswesen in Deutschland. Damit ist erstmals kein Automobilunternehmen ganz oben mit dabei - dafür aber ihre Zulieferer.  © Bernd Weißbrod/dpa
Porsche 911 Turbo 50 Jahre
Im Ranking der Beratungsfirma Universum hat es Porsche auf den dritten Platz geschafft. Beim letzten Ranking stand der Autokonzern noch an der Spitze, büßt bei Ingenieuren also zwei Plätze ein.  © Porsche AG
BMW-Stammwerk in München
Auch die BMW Group gehört zu den beliebtesten Arbeitgebern der deutschen Ingenieure. Wie viele Autokonzerne kämpft auch BMW mit harten Zeiten - doch beim Thema E-Mobilität hat dieses Unternehmen die Nase vorn.  © Sven Hoppe/dpa
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen, l-r), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group, Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group, und Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, stehen während der Eröffnungsfeier des Mercedes-Benz-Campus ´zusammen
Bei Mercedes-Benz erhoffen sich Ingenieure ebenfalls eine gute Zukunft mit guter Bezahlung und fairen Arbeitsbedingungen. Noch dazu scheint das Unternehmen sich als besonders innovativ herausstellen zu können.  © Sebastian Gollnow/dpa
Ein Airbus von Qatar Airways landet auf dem Hamburger Flughafen
Einen Platz nach oben gerutscht ist im Universum-Ranking für Ingenieure auch Airbus. Der Flugzeughersteller konnte sich in den vergangenen Monaten gegenüber dem Konkurrenten Boeing positiv positionieren - letzterer ist geplagt von Skandalen und Negativschlagzeilen.  © Georg Wendt/dpa
Gernot Döllner, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2023.
Auch Audi bleibt bei Ingenieuren als Arbeitgeber beliebt - muss aber zwei Plätze im Vergleich zum Vorjahr einbüßen. Die Ingolstädter leiden ebenfalls unter der Autokrise - gerade wird über die Schließung eines Werks in Brüssel intensiv diskutiert.  © Sven Hoppe/dpa
Google eröffnet Cloud-Rechenzentrum in Hanau
Google ist für Ingenieure ein beliebter Arbeitgeber in Deutschland, der Tech-Riese steigt sogar auf im Ranking. Bei der letzten Untersuchung konnte Google nur den 10. Platz für Ingenieure belegen. Dafür ist der Gigant aus den USA im Fachkräfte-Ranking bei der IT an der Spitze der beliebtesten Arbeitgeber.  © Arne Dedert/dpa
Deutsche Bahn fährt in Dresden
Kaum zu glauben, aber wahr: Die Deutsche Bahn gehört zu den beliebtesten Arbeitgebern für Ingenieure in Deutschland. Trotz seines schlechten Rufs als Verkehrsmittel scheint die Firma insbesondere Fachkräfte gut zu erreichen. Bei den Lokführern und Kontrolleuren hingegen hörte man zuletzt eigentlich nur Frust.  © Robert Michael/dpa
Björn Bernhard, Geschäftsführer der Rheinmetall Landsysteme GmbH, spricht bei der Übergabe vom Radpanzer für die Bundeswehr vom Typ Boxer als Schwerer Waffenträger Infanterie. Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist mit der Lieferung der 123 Boxer-Fahrzeuge beauftragt worden.
Auf Platz 10 hat es zum ersten Mal ein Rüstungsunternehmen geschafft: Rheinmetall steigt im Ranking der Ingenieure um drei Plätze auf. Damit profitiert das Unternehmen von einer neuen Stellung und Wahrnehmung im Land.  © Philipp Schulze/dpa

In eine ähnliche Richtung gehen die Forderungen von Kawlath. Er selbst wolle, so die F.A.Z., keine neue Runde in der Debatte um die Rente mit 70 einläuten. Ihm gehe es vor allem darum, Anreize zu schaffen, damit ältere Arbeitnehmer länger arbeiten. Entsprechende Prämien oder Steueranreize, wie sie in der Politik diskutiert würden, ignorierten das „eigentliche Problem“.

Es müsse „unattraktiver werden, früher in Rente zu gehen“, so Kawlath. Das betreffe die Rente mit 63 und zu niedrige Abschläge beim vorzeitigen Renteneintritt. Wer vorzeitig in Rente gehen will, muss derzeit einen Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat hinnehmen.

Rubriklistenbild: © Jens Kalaene/dpa

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