Gut und günstig, kein Widerspruch

Supermarkt-Eigenmarke besser als Markenware? Experten erklären, was die beste Wahl ist

  • Kilian Bäuml
    VonKilian Bäuml
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  • Sandra Sporer
    Sandra Sporer
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Bei manchen Produkten lohnt es sich, zur günstigeren Eigenmarke zu greifen. Die Verpackung kann bei der Entscheidung helfen. Experten erklären, worauf zu achten ist.

München – Der eine achtet beim Einkauf vor allem darauf, möglichst günstig wegzukommen. Andere gönnen sich hin und wieder auch was und greifen deshalb auch schon mal zu teureren Markenprodukten. Doch ergibt das unterm Strich wirklich Sinn? Ein Test der WDR-Sendung „Servicezeit“ hat eine klare Antwort. In diesem wurde aufgedeckt, dass verschiedene Produkte von bekannten Marken und Eigenmarken tatsächlich aus demselben Herstellerwerk stammen, obwohl es erhebliche Preisunterschiede gibt.

Muss Qualität kosten? Experten nehmen in WDR-Sendung Markenprodukte und Eigenmarken unter die Lupe

In der „Servicezeit“-Sendung vom 18. März wurden einige Supermarktprodukte genauer betrachtet. Zwei Markendetektive unterstützten das TV-Team dabei, Ähnlichkeiten zwischen teuren Markenprodukten und günstigen Eigenmarken von Edeka, Lidl, Aldi, Kaufland oder Rewe zu identifizieren.

Markendetektiv Patrick Sieber erklärte, dass Verbraucher dies teilweise recht einfach selbst herausfinden können: „Bei manchen Produkten ist es tatsächlich recht leicht, es herauszufinden. Bei anderen macht es uns der Hersteller richtig schwer und die sind da auch sehr kreativ, was das ganz angeht, das zu verstecken.“

Dieser Code auf Milchpackungen gibt Hinweise, wo und von wem das Produkt hergestellt wurde.

Besonders bei Milchprodukten sind die Informationen für Verbraucher problemlos ersichtlich. Sie haben auf der Rückseite der Verpackung oder des Glases einen Code, der einige Geheimnisse über Herkunft und Hersteller verrät, die nicht jeder Verbraucher kennen dürfte. „Dieser Code ist für Molkerei-, Fisch- und Fleischprodukte verpflichtend“, so Markendetektivin Manon Sieber. „Da kann man nachvollziehen, aus welchem Werk die Produkte kommen.“ Trotzdem sind die Preisunterschiede zwischen Marke und Eigenmarke deutlich – bei Milch sogar bis zu einem Euro pro Liter.

Folgende Produkte stellen Hersteller laut Recherchen der Markendetektive in demselben Werk her:

MarkenproduktEigenmarkenproduktPreisunterschied
Meggle StreichzartK-Classic Smålgarden (Kaufland)64 Cent pro 100 Gramm
Schwarzwaldmilch Frische WeidemilchGut & Günstig Frische Vollmilch (Edeka)86 Cent
Exquisa Der SahnigeGutes Land Cremoso (Netto), Rewe Beste Wahl Frischella, K-Classic Frischkäse (Kaufland)25 bis 49 Cent pro 100 Gramm
Goldentoast ButtertoastGoldähren Einfach gut Weizentoast (Aldi Süd)1 Euro
Zentis Frühstücks-Konfitüre Erdbeere fein passiertRewe Beste Wahl Sanft & fruchtig Erdbeere31 Cent pro 100 Gramm
Müller Milchreis originalMilsani Milchreis classic (Aldi Süd), ja! Milchreis classic (Rewe), Milbona Milchreis Klassik (Lidl) 22 Cent pro 100 Gramm

Qualitätsunterschiede bei Eigenmarke und Markenware trotz gleichem Ursprung – Expertin erklärt Tricks

Es gibt jedoch eine Einschränkung bei Produkten wie der „Prinzenrolle“: Bei genauerem Hinsehen ergeben sich Unterschiede zwischen teuren Markenprodukten und günstigeren Eigenmarken. Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale erklärte dem WDR, dass die Hersteller manchmal ein paar Tricks mit den Zutaten anwenden. Daher gibt es Unterschiede zwischen Marken- und Discounterprodukten, selbst wenn sie vom gleichen Hersteller oder Werk stammen.

Zum Beispiel enthält die „Prinzenrolle“ laut Produktbezeichnung und Zutatenliste eine Schokoladencremefüllung, während das Discounterprodukt von Aldi Süd eine Kakaocremefüllung enthält. „Da fehlt die Schokolade in der Füllung“, so die Verbraucherschützerin. Daher ist die „Prinzenrolle“ in diesem Fall „ein hochwertigeres Produkt mit hochwertigeren Zutaten“, so Holzäpfel. Auch beim Toastbrot enthält das Markenprodukt von „Goldentoast“ mit Butterreinfett eine hochwertigere Zutat als Aldis günstigeres Toast, das Rapsöl enthält.

Folgende Produkte produziert derselbe Hersteller laut Recherchen der Markendetektive für Marken wie Eigenmarken, teils in unterschiedlichen Werken:

MarkenproduktEigenmarkenproduktPreisunterschied
De Beukelaer Prinzenrolle SchokoSondey Doppelkeksrolle Kakao (Lidl), Biscotto Doppelkeks Kakaocreme (Aldi Süd)16 Cent pro 100 Gramm
Leibniz Choco Vollmilch KeksK-Classic Vollmilch Schoko-Butterkeks (Kaufland), Sondey Schoko Butterkeks Vollmilch (Lidl) 56 Cent pro 100 Gramm
Storck Super Dickmann'sChoceur Riesen Schokoküsse (Aldi Süd)40 Cent pro 100 Gramm

Die Eigenmarken können teils sogar bessere Qualität liefern

Allerdings zeigt ein Blick auf die Zutaten der Milchreis-Produkte, dass günstige Produkte den teuren in manchen Fällen in nichts nachstehen. Müllers teurer Markenmilchreis enthält laut Zutatenliste 7,8 Prozent Reis sowie Verdickungsmittel und Aroma. Im Vergleich dazu hat das Aldi-Produkt 8,2 Prozent Reis, der Lidl-Milchreis 9,5 Prozent Reis. Rewes Eigenmarke „ja!“, die das Müller-Produkt auch in einem ZDF-Test jüngst hinter sich ließ, hat sogar zehn Prozent Reis und enthält laut Zutatenliste keine Verdickungsmittel. „Das ist das hochwertigere Produkt“, so Holzäpfel im Vergleich mit Müllers Markenware.

Das teure Markenprodukt oder doch die günstigere Variante? Ein Blick auf die Verpackung kann im Supermarkt oft schon bei der Entscheidung helfen.

Umfrage zeigt hohes Vertauen in Eigenmarken seitens der Verbraucher

Beim Einkaufen bedeutet teurer also nicht immer besser. Dieses Fazit zog auch die Stiftung Warentest bei der Analyse von Tagescremes.

Und auch bei den Verbrauchern haben die Eigenmarken an Vertrauen gewonnen. Eine repräsentative Umfrage des Handelsmarkenmonitors im Jahr 2022 unter 1000 „haushaltsführenden Personen ab 18 Jahren“ ergab laut Verbraucherzentrale NRW: Über zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) bewerteten die Eigenmarken von Supermärkten und Discountern in Bezug auf die Qualität gleichwertig mit Markenprodukten. Insgesamt gaben 96 Prozent der Umfrageteilnehmer an, grundsätzlich Eigenmarken zu kaufen. (kh/sp)

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