Umweltfreundlicher Sprit?

Streit um Diesel-Alternative: ADAC attackiert Deutsche Umwelthilfe

  • Markus Hofstetter
    VonMarkus Hofstetter
    schließen

Der alternative Kraftstoff HVO100 soll Dieselautos umweltfreundlicher machen. Ob das wirklich so ist, darüber gehen die Meinungen zweier Verbände auseinander.

München/Radolfzell - Seit einigen Wochen können Dieselfahrer den alternativen Kraftstoff HVO100 tanken und damit umweltfreundlicher fahren. „Mit HVO100 können wir die CO₂-Emissionen im Verkehr kurzfristig senken“, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Grundlage für diese Aussage ist, dass es sich bei „Hydrotreated Vegetable Oils“, kurz HVO, um einen nachwachsenden Kraftstoff handelt, für dessen Herstellung überwiegend nachhaltige Rest- und Abfallstoffe wie zum Beispiel Altspeisefette verwendet werden.

ADAC und Deutsche Umwelthilfe über HVO100: Gesundheitsschädlich und problematisch

Um HVO100 ist nun ein Streit entbrannt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht den Kraftstoff äußerst kritisch. „Bei der Verbrennung von HVO100 werden neben mehr ultrafeinen Rußpartikeln auch mehr Stickoxide (NOx) ausgestoßen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Dies würden aktuelle Messungen der DUH an einem Euro-5-Diesel-Pkw VW Touareg 3.0 sowie Messungen des ADAC zeigen. Unter Berufung auf Messungen des ADAC wird zudem behauptet, dass die Anzahl der besonders gesundheitsschädlichen ultrafeinen Partikel deutlich ansteige.

Umweltfreundlicher Diesel tanken durch HVO100? Die Deutsche Umwelthilfe sieht den Kraftstoff als „Scheinlösung“. (Symbolfoto)

„Unsere Messungen an einem VW Touareg Euro 5 zeigen, dass die Stickoxidemissionen bei HVO100 ungefähr 20 Prozent höher sind als bei herkömmlichem Diesel. Besonders problematisch ist jedoch, dass auch die ultrafeinen Partikel ansteigen“, urteilt Axel Friedrich, Leiter des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH. Der Umweltverband bezeichnet daher HVO100 als „Scheinlösung“, die wie andere alternative Kraftstoffe keine Alternative zu einer grundlegenden Mobilitätswende und der Nachrüstung schmutziger Diesel-Pkw im Bestand darstelle.

ADAC sieht Versuch der Diskreditierung des neuen Dieselkraftstoffes durch DUH

Gegen die HVO100-Kritik auch unter Berufung auf den ADAC wehrt sich der Verkehrsclub. Die DUH unternehme einen „durchsichtigen Versuch“, den neuen Dieselkraftstoff zu diskreditieren. Der ADAC beruft sich dabei auf eigene Messungen, nach denen die Emissionen von HVO100 weit unter den Grenzwerten liegen. Der Ausstoß von Rußpartikeln (PN) und Stickoxiden (NOx) wird demnach um bis zu 97 Prozent beziehungsweise 78 Prozent unterschritten. Der ADAC kritisiert die alarmistische Darstellung der DUH als tendenziös und Verbraucher verunsichernd.

Top 10: Die zehn beliebtesten Automarken in Deutschland im Jahr 2023

Fahraufnahme eines Fiat 500
Platz 10 – Fiat: Die zum Stellantis-Konzern gehörende Marke Fiat hat es mit 76.535 neu zugelassenen Fahrzeugen im Jahr 2023 in Deutschland auf den zehnten Platz geschafft. Damit kamen die Italiener auf einen Marktanteil (MA) von 2,7 Prozent. (Symbolbild) © Fiat
Fahraufnahme eines Hyundai Kona Electric
Platz 9 – Hyundai: Die Koreaner schafften es mit 106.381 Neuzulassungen im Jahr 2023 auf den neunten Rang. Hyundai bracht es damit in Deutschland auf einen Marktanteil von 3,1 Prozent. (Symbolbild) © Hyundai
Ein Ford Kuga
Platz 8 – Ford: Genau 116.578 Neuzulassungen konnte Ford im Jahr 2023 in Deutschland auf seinem Konto verbuchen. Das reichte im Jahresranking für den achten Platz und einen Marktanteil von 4,1 Prozent. (Symbolbild) © Ford
Fahraufnahme eines Seat Arona
Platz 7 – Seat: Mit 132.624 verkauften Fahrzeugen sicherte sich Seat den siebten Rang im Ranking des Jahres 2023. In Deutschland kamen die Spanier damit auf einen Marktanteil von 4,7 Prozent. (Symbolbild) © Seat
Fahraufnahme eines Opel Astra Electric Sports Tourer
Platz 6 – Opel: Der Autobauer Opel kam in Deutschland im Jahr 2023 auf 144.901 Neuzulassungen. Für den zum Stellantis-Konzern gehörenden Hersteller bedeutete das einen Marktanteil von 5,1 Prozent und Platz 6 im Jahres-Ranking. (Symbolbild) © Opel
Ein Skoda Kodiaq
Platz 5 – Skoda: Die zum VW-Konzern gehörende Marke Skoda brachte es in Deutschland im Jahr 2023 auf 168.561 Neuzulassungen. Die Tschechen kamen damit auf einen Marktanteil von 5,9 Prozent. (Symbolbild) © Skoda
Fahraufnahme eines BMW 5er
Platz 4 – BMW: Mit 233.160 Neuzulassungen im Jahr 2023 sicherte sich der Münchner Autobauer den vierten Platz im Jahres-Ranking. In Deutschland kam BMW damit auf einen Marktanteil von 8,2 Prozent. (Symbolbild)  © BMW
Fahraufnahme eines Audi Q8
Platz 3 – Audi: Die Marke mit den vier Ringen verbuchte in Deutschland 246.800 Neuzulassungen. Damit kamen die Ingolstädter im Jahr 2023 hierzulande auf einen Marktanteil von 8,7 Prozent. (Symbolbild) © Audi
Fahraufnahme eines Mercedes-AMG GLC 63 S E Performance
Platz 2 – Mercedes: Im Jahresranking 2023 belegen die Stuttgarter mit 277.352 Neuzulassungen in Deutschland den zweiten Platz. Sie sicherten sich einen Marktanteil von 9,8 Prozent. (Symbolbild) © Mercedes
Fahraufnahme eines VW Golf
Platz 1 – Volkswagen: Insgesamt 519.089 Pkw der Marke VW wurden im Jahr 2023 neu zugelassen – damit kamen die Wolfsburger in Deutschland auf einen Marktanteil von 18,2 Prozent und sicherten sich den ersten Platz. Einer der Bestseller ist nach wie vor der Golf. (Symbolbild) © Volkswagen

Eine solche Verdrehung der Tatsachen sei für den ADAC nicht nachvollziehbar. Die DUH verkenne damit die Chancen von HVO100 für einen klimafreundlichen Verkehr. Gerade vor dem Hintergrund eines zögerlichen Hochlaufs der Elektromobilität gelte es, die Möglichkeiten alternativer Kraftstoffe für Bestandsfahrzeuge voll auszuschöpfen.

Der ADAC fragt sich zudem, warum die DUH bei ihren eigenen Messungen mit dem Touareg 3.0 TDI Euro 5 ein Fahrzeug ohne HVO-Zulassung verwendet habe. „Für mich ist das Ziel der Untersuchung sowie der Veröffentlichung klar. Es geht um Stimmungsmache und nicht um die Sache“, so der ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.

Rubriklistenbild: © Christian Charisius/dpa