Deutsche Invest Immobilien
Immobilien-Riese ist insolvent: Jetzt muss BaFin eingreifen
VonAmy Walkerschließen
Die Baukrise trifft einen Immobilien-Riesen aus Wiesbaden besonders hart. Nun muss die Finanzaufsicht BaFin eingreifen und einen weiteren Insolvenzantrag stellen.
Frankfurt - Die Krise bei dem Wiesbadener Immobilienunternehmen Deutsche Invest Immobilien (D.i.i) geht weiter. Am Mittwoch, dem 17. April, hat die Bundesfinanzaufsicht (BaFin) gegen die d.i.i. Investment GmbH ein Zahlungs- und Veräußerungsverbot erlassen und einen Insolvenzantrag gestellt. Dies sein notwendig, „um die Vermögenswerte der d.i.i. Investment GmbH in einem geordneten Verfahren zu sichern“, wie die BaFin am Donnerstag mitteilt.
Die d.i.i. Investment GmbH ist eine Tochtergesellschaft innerhalb der D.i.i-Gruppe und wird, anders als der Mutterkonzern, von der BaFin beaufsichtigt. Der Mutterkonzern musste vor Ostern Insolvenz anmelden. Anfang dieser Woche hatte das Unternehmen angekündigt, dass weitere Insolvenzanträge innerhalb der Gruppe gestellt werden müssen.
Insolvenz und Moratorium: Anleger können sich an die BaFin wenden
Die nun betroffene Firma, d.i.i. Investment GmbH, verwaltet Investmentfonds im Wert von 621 Millionen Euro. Die 16 Fonds investieren hauptsächlich in Immobilien, in zwei der Fonds dürfen auch Privatpersonen ihr Geld anlegen. 14 Fonds sind nur für professionelle Anleger gedacht. Dieses Geld soll mit dem Moratorium und dem Insolvenzantrag der BaFin nun gesichert werden.
Die Finanzaufsicht bittet betroffene Anleger und Anlegerinnen bei Fragen unter folgender Nummer anzurufen: 0800 2 100 500.
Kapitalanlagegesellschaften wie die d.i.i. Investment GmbH, die von der BaFin beaufsichtigt werden, können keine eigenen Insolvenzanträge stellen.
Das Einschreiten der BaFin gilt als Zeichen dafür, wie tief die Krise bei der D.i.i. wirklich ist. Wie die BaFin auf ihrer Webseite erklärt, wird ein solches Moratorium erst dann verhängt, wenn alle anderen Maßnahmen gescheitert sind. „Wenn dem Institut allerdings Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung drohen, dann zieht die Finanzaufsicht die Reißleine“, heißt es.
Baukrise zieht immer weitere Kreise: Insolvenzen häufen sich
Die D.i.i. ist hauptsächlich im Bereich Wohnungsbauprojekte tätig und verwaltet nach eigenen Angaben ein Portfolio von Objekten im Wert von vier Milliarden Euro an 50 verschiedenen Standorten. Das Unternehmen beschäftigt 280 Mitarbeiter, die größtenteils in der Firmenzentrale in Wiesbaden tätig sind.
Die D.i.i. ist nur eine von vielen großen Insolvenzen in der Bau- und Immobilienwirtschaft, die in den letzten zwei Jahren in eine tiefe Krise geraten ist. Eine deutliche Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Im deutschen Wohnungsbau ist aktuell fast jedes fünfte Unternehmen von stornierten Aufträgen betroffen. Im März klagten 19,6 Prozent darüber, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage herausfand. „Die Lage im Wohnungsbau bleibt angespannt“, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. „Zu den Stornierungen kommen zu wenig neue Aufträge hinzu.“ Im März meldeten 56,2 Prozent der Betriebe einen Auftragsmangel.
Damit häufen sich auch die Insolvenzen in der Baubranche. Der Versicherer Atradius stellt in einer neuen Risikoanalyse fest: „Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Anstieg der Insolvenzen in der Baubranche zwischen 10 und 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr“. Das sagt Michael Karrenberg, Direktor für Risikomanagement beim Kreditversicherer. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um rund 21 Prozent auf 2.900 Unternehmenspleiten. Damit wurde das Vor-Corona-Niveau um einen mittleren einstelligen Prozentbereich übertroffen – im Jahr 2019 lag die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe bei 2.770. „Ich fürchte, dass sich die Pleitewelle in der Folge erst in diesem Jahr richtig zeigen wird“, prognostiziert Michael Karrenberg.
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