Europäisches Erfolgsprojekt scheitert
Chipfabrik-Projekt vor dem Scheitern: ZF Friedrichshafen zieht sich zurück
- VonKatharina Bewsschließen
Die vorgesehene Chipfabrik in Ensdorf im Saarland wird nicht realisiert. Finanzielle Schwierigkeiten der beteiligten Firmen sind der Grund. Dies bedeutet einen weiteren Dämpfer für die deutsche Ökonomie.
Ensdorf – In naher Zukunft wird es keine Chipfabrik im saarländischen Ensdorf geben. Pläne, die den Bau einer Fabrik des US-Halbleiterherstellers Wolfspeed und des Autozulieferers ZF Friedrichshafen betrafen, wurden aufgrund finanzieller Engpässe beider Unternehmen verworfen. Das berichtete das Handelsblatt unter der Berufung von Regierungs- und Branchenkreisen. Für Deutschland ist das Scheitern des Projekts ein weiterer Schlag für die Wirtschaft im Land. Immer mehr Unternehmen investieren vermehrt ins Ausland, und geplante Großinvestitionen wie der Bau der Chipfabrik von Intel in Magdeburg sind ebenfalls auf Eis gelegt. Deutschland gerät in der Aufholjagd um die Chipproduktion weiter ins Hintertreffen.
Keine Zukunft für europäisches Erfolgsprojekt – finanzielle Hürden bei Wolfspeed und ZF Friedrichshafen
Bei der Verkündung der Pläne zum Bau der Chipfabrik im Februar 2023 versprach das 2,75 Milliarden Euro schwere Vorhaben, den europäischen Markt in der Chipproduktion wettbewerbsfähiger zu machen. Wolfspeed-Chef Gregg Lowe kündigte an, mit dem Werk „die weltweit größte und modernste Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid“ zu errichten.
Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen plante, sich mit 170 Millionen Euro zu beteiligen. Eine halbe Milliarde Euro sollte durch staatliche Fördermittel bezuschusst werden. Bis 2027 sollte das Werk für stromsparende Siliziumkarbid-Chips fertiggestellt werden und um die 1000 Arbeitsplätze schaffen.
Verluste sind zu groß – ZF Friedrichshafen muss sich aus Chipfabrik-Projekt zurückziehen
Nun wurde das angepriesene „europäische Erfolgsprojekt“ abgesagt. Die finanziellen Verluste von Wolfspeed und ZF Friedrichshafen sind zu groß, um ein solches Vorhaben umzusetzen. Die Aktien des US-Unternehmens sind in den letzten zwei Jahren um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Wolfspeed erhielt kürzlich 2,5 Milliarden Dollar an Zuschüssen, Investmentfonds und Steuererstattungen vom amerikanischen Staat, aber das Geld soll zunächst in Werke in den USA investiert werden. Auch ZF steht seit Monaten unter finanziellem Druck durch die Verkehrswende hin zum Elektroauto. Im Juli kündigte der Zulieferer daher an, bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen.
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