Umdenken nach Trump-Rückkehr?

China-Strafzölle veranlassen Smart zu signifikanter Preiserhöhung

  • Marcus Giebel
    VonMarcus Giebel
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Smart fertigt in China Elektroautos für den europäischen Markt. Deren Einfuhr wird durch die Strafzölle kostspieliger. Dies beeinflusst die Verbraucher.

Düsseldorf – Wie Dirk Adelmann grundsätzlich über den Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl denkt, ist nicht überliefert. Die Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus weckt beim CEO von Smart Europa aber zumindest die Hoffnung, eine unangenehme Diskussion zu einem guten Ende führen zu können.

Denn Trump hatte bereits im Wahlkampf klargemacht, dass er die US-Wirtschaft mithilfe von Import-Zöllen zu stärken gedenkt. Deutschen Autobauern machte er sogar direkt die Produktion in den Vereinigten Staaten schmackhaft.

Trump und die Strafzölle: Smart hofft auf Ende des Handelskonflikts zwischen China und EU

Nun werden aber die Fahrzeuge der Marke Smart in China gefertigt. Weil sie zu 50 Prozent dem chinesischen Autobauer Geely gehört, werden im Zuge des Handelsstreits zwischen China und der EU seit dem 1. November Zusatzzölle von 18,8 Prozent bei der Einfuhr nach Europa erhoben.

Wenige Tage später triumphierte Trump – was Adelmann zufolge Auswirkungen auf die Gemengelage zwischen China und der EU haben dürfte. Laut dem Handelsblatt geht er davon aus, dass das Interesse Pekings und Brüssels an einem stärkeren Handelskonflikt wegen der politischen Entwicklungen in den USA „deutlich abgenommen“ habe.

Der Preis steigt: Auch für den Smart#3 wird der Autobauer wahrscheinlich ab Januar 2025 mehr Geld aufrufen.

Smart reagiert auf Strafzölle der EU: Autobauer bereitet Verbraucher auf höhere Preise vor

Vorerst aber muss Smart damit planen, dass eine Einfuhr nach Europa mit deutlichen Mehrkosten verbunden sein wird. Aufgrund des ohnehin geltenden Standardsatzes, auf den die individuellen Zölle draufgeschlagen werden, verteuern sich Importe nach Deutschland oder in andere europäische Staaten um 28,8 Prozent. Das werden auch die Verbraucher in wenigen Wochen zu spüren bekommen.

Zwar will Smart dem Bericht zufolge die Mehrkosten am Zoll für die restlichen Wochen des Jahres in seiner eigenen Bilanz verbuchen. Adelmann betont aber auch: „Im Januar 2025 müssen wir jedoch voraussichtlich die Preise für alle Modelle des Smart#1 und des Smart#3 um etwa 2000 Euro brutto erhöhen.“

Für den Smart#1 werden aktuell je nach Ausstattung zwischen 34.990 Euro und 46.270 Euro aufgerufen, beim Smart#3 reicht die Preisspanne von 38.490 Euro bis hin zu 51.870,01 Euro. Adelmann hofft auf eine Einigung im Zollstreit, sorgt aber schonmal vor: „Bleibt diese Lösung aus, werden wir 2025 wohl nochmal die Preise erhöhen müssen, und zwar dann etwas deutlicher.“

Von Audi bis Jaguar: Diese Autos wurden 2024 bereits eingestellt

Renault Megane in Blau
Renault Mégane: Seit knapp 30 Jahren bauen die Franzosen den Kompaktwagen. Er ist damit ein absoluter Dauerbrenner. Doch für den Verbrenner ist nun Schluss! Die elektrische Version mit dem Namenszusatz E-Tech darf jedoch weiterleben. © Renault
Ein Renault Zoe.
Renault Zoe: Obwohl der Kleinwagen rein elektrisch unterwegs ist, sind seine Tage nach knapp zehn Jahren gezählt. Damals war der Zoe eines der ersten elektrischen Massenmodelle. In seine Fußstapfen tritt Ende des Jahres der 5. Damit verabschiedet Renault ein Modell und holt den Namen eines anderen sehr erfolgreichen Pkw wieder zurück. © Renault
Kia e-Soul.
Kia e-Soul: Und auch ein weiterer Wegbereiter der Elektromobilität verschwindet vom deutschen Markt. Und auch hier füllt ein anderes Modell die Lücke. Der Kia EV3 soll den e-Soul beerben. Die Gründe liegen auf der Hand: Der EV3 ist günstiger und bietet mehr Leistung als der e-Soul. Mit der veralteten Technologie und dem unkonventionellen Design war der e-Soul in Deutschland nie besonders beliebt. 2023 wurden lediglich 556 Einheiten in Deutschland verkauft. © Kia
Smart ForTwo EQ.
Smart ForTwo EQ: Der Abschied des Kleinstwagen kommt alles andere als unvorbereitet. Er ist die Folge der Neuausrichtung der Marke an sich. Nach 25 Jahren ist seit Ende März endgültig Schluss. Ein neuer Zweisitzer ist aber in Planung und könnte 2026 auf den Markt kommen. © Mercedes-Benz
Mitsubishi Space Star.
Mitsubishi Space Star: Mit dem Japaner stirbt ein weiterer Kleinwagen den Modelltod. Mitsubishi begründet das Aus des Space Star mit steigenden Anforderungen an Assistenzsysteme und Cybersicherheit. © Mitsubishi
Volvo S60
Volvo S60: Ein kompletter Abschied ist das eigentlich nicht. Denn der S60 soll ab 2025 in China und der Türkei weiter angeboten und gebaut werden. In Deutschland ist er dann jedoch nicht mehr erhältlich. Der Kombi V60 hingegen vermutlich schon. © Volvo
Ein Peugeot 508 Hybrid lädt an einer Wallbox
Peugeot 508: Und auch bei den Franzosen muss ein Mittelklassemodell gehen. Mit dem 508 trat Peugeot gegen den VW Passat und den Audi A4 an. Anfang 2023 spendierte man dem 508 noch einmal ein Facelift. Hier erwischt es neben der Limousine aber auch den Kombi. Diese gibt es schon jetzt nur noch als Plug-in-Hybride. Ende des Jahres ist dann Schluss. © Peugeot
Maserati Levante
Maserati Levante: Im Jahr 2016 war der Levante der erste SUV der Nobelmarke aus Italien. Sieben Jahre später heißt es frei nach Andrea Bocelli: Time to say Goodbye. Die Produktion lief bereits im März aus. Einen Nachfolger soll es ab 2027 geben. Natürlich rein elektrisch! © Maserati
Ein Jaguar F-Type.
Jaguar F-Type: Mit einem finalen Sondermodell schicken die Briten den Sportwagen in seinen wohlverdienten Ruhestand. Das letzte Exemplar wird im Markenmuseum ausgestellt. Doch auch andere Modellreihen werden nur noch abverkauft. Jaguar stellt nämlich konsequent auf Elektro um und verkauft vorerst keine Neuwagen mehr. © Jaguar
Audi R8
Audi R8: Sportwagen kann man auch in Ingolstadt. Das hat Audi mehrfach beweisen und mit dem R8 im GT-Bereich zahlreiche Rennen und Titel gewonnen. Und auch auf der normalen Straße war der Sportwagen eine Ikone. Im März 2024 verließen die letzten Exemplare die Manufaktur Böllinger Höfe in Heilbronn. Insgesamt wurde der R8 seit 2006 45.949 Mal gebaut.  © Audi

Strafzölle auf E-Autos und die Folgen: Smart kritisiert Lösung - „wird ins Leere laufen“

Bereits im Sommer hatte er den Beschluss der Politiker kritisiert, weil dieser seiner Meinung nach „völlig ins Leere laufen werde“, zumal China wohl weiter Mittel und Wege finden wird, seine E-Autos in Europa zu verkaufen. Im Interview mit der Motor-Nachrichtenagentur SP-X sagte Adelmann damals: „Wir haben einige Wettbewerber, die bereits angekündigt haben, dass sie dann keine günstigen und klimafreundlichen batterieelektrischen Fahrzeuge nach Europa exportieren werden, sondern Plug-in-Hybride und Verbrennerfahrzeuge. Dann hätten wir es in Europa geschafft, das zarte Pflänzchen der Elektromobilität komplett vertrocknen zu lassen.“

Denn die Strafzölle betreffen einzig E-Autos. Sie wurde mit dem Hintergedanken verabschiedet, den strauchelnden europäischen Stromer-Bauern unter die Arme zu greifen. Adelmann hatte „ein Quotensystem anstelle von Zollerhöhungen“ als „intelligentere Lösung“ angeregt, wurde aber offensichtlich nicht erhört.

Günstiger als der Smart#3: Auch für den Smart#1 muss der Autobauer bei der Einfuhr nach Europa Strafzölle zahlen.

Smart muss Strafzölle zahlen: Werden die Fahrzeuge künftig in Deutschland gebaut?

Mittlerweile erwägt Smart dem Handelsblatt zufolge auch, einen Teil seiner Produktion in Länder außerhalb Chinas zu verlagern. So wäre eine Zusammenarbeit mit europäischen Auftragsfertigern wie VDL Nedcar, Valmet oder Magna möglich. Auf diesem Weg könnten vorgefertigte Bausätze und Komponenten oder auch fast fertige Fahrzeuge angeliefert und erst in der EU endmontiert werden.

Adelmann verweist auf Gespräche „mit allen Akteuren in der Branche“, aber auch mit den Eigentümern. Dazu zählt neben Geely auch die Mercedes-Benz AG. Die Stuttgarter, die die Strafzölle ebenfalls bereits kritisierten, stellen die Produktion ihrer A- und B-Klasse im Jahr 2026 ein, in der Fabrik in Rastatt könnte Smart beim Beheben eventueller Auslastungsprobleme helfen.

Für die Organisation und Inbetriebnahme einer weiteren Betriebsstätte veranschlagt Smart mindestens anderthalb bis zwei Jahre. Und Adelmann betont: „Solch ein Schritt würde die aktuelle Belastung durch Zölle nicht gänzlich ausgleichen.“ Also bleibt vor allem die Hoffnung, dass der Trump-Effekt greift und die Entscheidungsträger Chinas und der EU noch einmal die Köpfe zusammenstecken, um Alternativen zu ihrer Zoll-Taktik zu besprechen. (mg)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire

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