Elektromobilität

Chaos bei der Insolvenz von Northvolt: Ein deutscher Mittelständler wird ungewollt involviert

  • VonRobert Wallenhauer
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Northvolt, ein vielversprechender Akteur in der Batterieherstellung für Elektroautos, meldet in den USA Insolvenz an. Ein mittelständisches Unternehmen aus Bochum wird irrtümlich als Gläubiger aufgeführt.

Bochum – Die europäische Batterie Hoffnung Northvolt musste diese Woche in den USA Insolvenz anmelden. In den Dokumenten, die die Gläubiger des schwedischen Unternehmens zeigten, tauchte auch ein Mittelständler aus Deutschland auf. Northvolt soll der Firma Voltavision aus Bochum circa 3,9 Milliarden Euro schulden, berichtet die Wirtschaftswoche (Wiwo). Eine enorme Summe, die im Ruhrgebiet für Irritationen sorgte. „Wir haben nichts mit Northvolt zu tun“, sagte Marvin Leitmann, Chefentwickler bei Voltavision dem Wirtschaftsmagazin.

Northvolt meldet in den USA Insolvenz an

Northvolt Logo an schwedischer Fabrik: Die Batterie-Hoffnung meldet in den USA Insolvenz an.

Northvolt hatte vergangenen Donnerstag in den USA Gläubigerschutz beantragt. Das Unternehmen meldete ein Restrukturierungsverfahren gemäß „Chapter 11“ des US-Insolvenzrechts an. Damit will sich Northvolt vor Forderungen der Gläubiger schützen, während es um seine Zukunft als eigenständiges Unternehmen ringt. Einen Tag später trat Northvolt-Chef und Co-Gründer Peter Carlsson zurück.

Plan für Northvolt-Fabrik in Schleswig-Holstein bleibt trotz Insolvenz bestehen

Northvolt galt hinsichtlich der Batterieproduktion für E-Autos lange Zeit als großer Hoffnungsträger der europäischen Automobilindustrie. Der größte Anteilseigner des Herstellers ist der deutsche Autobauer Volkswagen. Zu den Eigentümern gehören auch die US-Investmentbank Goldman Sachs und BMW.

Der schwedischen Batteriebauer will nach Deutschland expandieren. Northvolt hatte zuletzt betont, dass die deutsche Tochter unabhängig von der Muttergesellschaft finanziert werde und nicht Teil des Chapter-11-Verfahrens sei. Das Bauvorhaben bei Heide in Schleswig-Holstein bleibe ein strategischer Grundpfeiler.

Voltavision: Verwechselt mit Investment-Fonds

Voltavision hingegen wurde 2011 von den Brüdern Nils und Julian Stentenbach in Bochum gegründet. Es spezialisiert sich auf elektrische und funktionale Tests, Umwelt-Tests und Lebensdauer-Tests von sogenannten Hochvolt-Batterien. Auftraggeber sind unter anderem BMW, Audi oder Mercedes-Benz. Das Unternehmen beschäftigt heute über 160 Mitarbeitende.

Mit Northvolt habe man jedoch nichts zu tun. Grund der Verwirrung ist wohl ein Fehler beim Erstellen der Gläubigerliste. Statt dem Mittelständler aus Bochum dürfte es sich tatsächlich um „Volta III Investments Holdings“ handeln, dem der schwedische Batteriebauer Geld schuldet, berichtet die Wiwo – ein Investment Fonds aus Luxemburg, der von Goldman Sachs geführt wird. Unter Umständen können solche Fehler dazu führen, dass die fälschlich aufgelisteten Gläubiger Anspruch auf Schadensersatz haben. Voltavision werde jedoch keine rechtlichen Schritte einleiten, erklärte Chefentwickler Leitmann dem Wirtschaftsmagazin. (mit Material der dpa und AFP)

Rubriklistenbild: © Pontus LundahlIMAGO

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