Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Bürgergeld-Empfänger: Woher sie kommen – aktuelle Zahlen zeichnen klares Bild

  • Karolin Schaefer
    VonKarolin Schaefer
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In Deutschland sind Millionen Menschen auf Bürgergeld angewiesen. Aktuelle Daten deuten nun an, dass viele von ihnen einen Migrationshintergrund haben.

Kassel – Das Bürgergeld in Deutschland ist ein umstrittenes Thema, und wird es nach dem Ampel-Bruch auch bis zu den Neuwahlen am 23. Februar bleiben. Erst kürzlich zeigte sich, dass eine Ampel-Änderung beim Bürgergeld zu Mehrkosten in Millionenhöhe führt. Immer wieder wird auch der scheinbar hohe Anteil von Migranten unter den Bürgergeld-Empfängern thematisiert. Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen nun, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund Bürgergeld beziehen.

Wer erwerbsfähig ist und seinen Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen decken kann, kann Bürgergeld beantragen.

Bundesagentur für Arbeit: Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund Bürgergeld beziehen

Die Statistik der BA liegt der Welt am Sonntag vor. Von den 4,005 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten hätten 2,543 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund. Das entspreche 63,5 Prozent. Mit Migrationshintergrund bedeutet: Die Empfänger oder ihre Eltern wurden ohne deutsche Staatsbürgerschaft geboren. Aber auch Deutsche, die zeitweise im Ausland gelebt und wieder zurückgekommen sind, fallen darunter. Die Daten beziehen sich auf Oktober 2024.

Die Zahlen der erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfänger werden dem Bericht zufolge wie folgt aufgeschlüsselt:

  • Mit eigener Migrationserfahrung: 2,04 Millionen Bezieher
  • Ohne eigene Migrationserfahrung: 438.000 Bezieher
  • Mit Migrationshintergrund ohne nähere Angabe: 62.000 Bezieher

Von den etwa 2,5 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit Migrationshintergrund sind 1,88 Millionen Menschen aus dem Ausland eingewandert. Die übrigen besitzen mindestens die deutsche Staatsbürgerschaft. Laut BA wurden diese Zahlen hauptsächlich durch den Ukraine-Krieg beeinflusst. Denn bereits seit Mitte 2022 können auch Ukrainer, die aufgrund des Krieges nach Deutschland geflohen sind, Bürgergeld beantragen.

Warum viele Bürgergeld-Empfänger nicht arbeitslos sind

Es ist unstrittig, dass viele Bürgergeld-Empfänger einen Migrationshintergrund haben. Auch etwa in Hessen ist das nicht anders. Das hat aber verschiedene Gründe, betonte Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Es liege beispielsweise an mangelnden Sprachkenntnissen, fehlenden Qualifikationen oder Beschäftigungsverboten während des Asylverfahrens.

Wichtiges zum Bürgergeld

Das Bürgergeld soll das Existenzminimum für Menschen in Not sichern. Anspruch darauf haben Menschen, die mindestens 15 Jahre alt ist, mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten können, die Altersgrenze für die Rente noch nicht erreicht haben und in Deutschland leben. Alleinstehende erhalten 563 Euro im Monat, für Paare gibt es je Partner 451 Euro.

Wichtig für den Kontext an dieser Stelle ist auch: Nicht alle erwerbsfähigen Leistungsberechtigten gelten als arbeitslos. Einige von ihnen nutzen das Bürgergeld etwa, um ihr monatliches Einkommen aufzubessern, damit es zum Leben ausreicht. Laut BA-Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt bezogen im Juni 2024 beispielsweise 57 Prozent der Bürgergeld-Empfänger diese Leistung, ohne arbeitslos zu sein.

Andere Leistungsberechtigte kümmern sich hingegen um kleine Kinder, pflegen Familienmitglieder oder studieren bzw. besuchen noch die Schule. Laut BA werden Menschen auch nicht als arbeitslos eingestuft, wenn sie an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme oder an einem Integrationskurs teilnehmen.

Während die Sozialleistung in diesem Jahr angehoben wurde, ist im kommenden Jahr eine Nullrunde für Bürgergeld-Empfänger vorgesehen. Derweil warnt das Jobcenter vor einer Abzock-Methode beim Bürgergeld. (kas)

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