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BMW: Wasserstoffantrieb unrealistisch und überteuert? Manager erklärt Strategie

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Der Brennstoffzellenantrieb hat bei BMW Zukunft. Der Projektleiter klärt über den aktuellen Stand auf, wann die Technologie marktreif ist und welche Preise realistisch sind.

München - Die Zeit der klassischen Verbrennermotoren neigt sich dem Ende entgegen. Wer die Strategie der Technologie-Offenheit wählt, scheint in der Zukunft die besseren Karten haben: Neben Elektromobilität und dem möglichen Ausweg E-Fuels gelten Technologien wie der Brennstoffzellenantrieb als zukunftsweisend. BMW ist einer der Hersteller, die in diesem Bereich massiv forschen.

Während Skeptiker Wasserstoffautos als unrealistisch und preislich nicht zukunftsfähig halten, tüftelt der Münchner Autobauer schon länger an der Serienreife und testet weltweit Modelle des iX5 Hydrogen. Insgesamt scheinen Deutschland und Europa in diesem Bereich jedoch rückständig - geht es nach Aussagen des zuständigen BMW-Projektleiters. Gegenüber der Automobilwoche nahm Jürgen Guldner zudem Stellung über die technischen Gemeinsamkeiten mit E-Autos, die Marktchancen von Wasserstoffautos und den Kosten-Nutzen-Faktor im Hinblick auf den Preis.

BMW und Wasserstoff: „Japan und Korea weiter als andere Länder“

Guldner erklärt, dass das Thema Wasserstoff als Energieträger insbesondere im Mittleren Osten vorangetrieben wird. Das Interesse an Wasserstoff hat in Ländern wie Saudi-Arabien stark zugenommen. Auch Dubai und der Oman gehören ihm zufolge zu den Regionen, in denen es „beeindruckend“ ist, mit welcher Geschwindigkeit die Wasserstoff-Produktion vorangetrieben wird. Auch Wasserstoff-Regionen wie Japan und Korea seien „weiter als andere Länder“, auch China zählt zu den Ländern mit einer langfristig angelegten Wasserstoff-Strategie.

Brennstoffzellenantrieb von BMW auf der IAA: Der Münchner Hersteller treibt das Thema Wasserstoffauto voran.

Wann sieht der BMW-Leiter der Abteilung Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie den Zeitpunkt für das erste Wasserstoff-betriebene BMW-Modell gekommen? „Wir müssen langfristig denken und die Märkte vorbereiten“, schildert Guldner der Automobilwoche. Der Konzern habe keinen festen Zeitplan und es hänge wesentlich von der Weiterentwicklung der Infrastruktur ab. „Wir bereiten uns vor, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts ein Serienangebot machen zu können“, lautet seine Prognose.

Wasserstoffauto: BMW-Projektleiter über Ähnlichkeit zu BEV-Modellen

Beim Brennstoffzellenantrieb steht das Thema Reichweite Guldner zufolge nicht derart im Fokus, wie bei Elektroautos: „Mehr ist immer besser, aber durch das schnelle Tanken ist die Reichweite nicht so sehr im Vordergrund, vorausgesetzt, es gibt ein ausreichendes Tankstellen-Netz.“ Die Technologie selbst besitzt derweil Ähnlichkeiten zum reinen E-Antrieb: Auch Wasserstoffautos werden schließlich von einem Elektromotor angetrieben und zählen deshalb zu den E-Autos. Die Abkürzung lautet FCEV für „Fuel Cell Electric Vehicle“ (Fuel Cell ist der englische Begriff für Brennstoffzelle).

Eine große Herausforderung stellt für Hersteller die mögliche Integration in das bestehende Produktionsnetzwerk dar: Denn so ließen sich für BMW und Co. eine Menge Kosten sparen. Ein Schlüssel ist die technische Verwandtschaft zu reinen BEV-Modellen: „Ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle ist letztlich eine elektrische Antriebsvariante. Die Elektromotoren können wir vom Batterie-Elektrischen Antrieb übernehmen. Das Ziel ist, auf eine gemeinsame Architektur für batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge zu setzen“, führt Guldner aus.

PR-Termin im August 2022: Bayerns Landeschef Markus Söder, „Vize“ Hubert Aiwanger und BMW-Chef Oliver Zipse (l.).

BMW: Wasserstoffauto soll nicht teurer als ein E-Auto werden

Und wie ist es um die Finanzierbarkeit eines Wasserstoffautos bestellt? Jürgen Guldner erläutert, dass neue Technologien „zuerst in oberen Segmenten“ eingeführt werden. Bezüglich Preise für ein Auto mit Brennstoffzellenantrieb stellt der Bereichsleiter in Aussicht, dass die Technologie nicht teurer als andere Antriebsarten sein soll: „Ziel muss sein, auf das Kostenniveau eines vergleichbaren BEV-Modells zu kommen.“

Ihm zufolge helfe bei diesem Vorhaben, dass ein Wasserstoffauto weniger Materialkosten bei der Batterie erfordert und bei einem Brennstoffzellsystem auf klassische Kompetenzen aus der Entwicklung von Verbrennungsmotoren zurückgegriffen werden kann. Das betrifft auch Komponenten wie Kompressoren, Schläuche, oder das Kühlsystem. „Da können Sie über hohe Stückzahlen schnell gute Skaleneffekte erzielen“, so der BMW-Manager.

In Bayern rührten in der Vergangenheit sogar ranghohe Politiker die Werbetrommel für den Brennstoffzellenantrieb. Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger klärte in sozialen Netzwerken über seine Erfahrungen mit dem BMW iX5 Hydrogen auf. (PF)

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