Schwere Vorwürfe

BMW lieferte offenbar Autos mit verbotenen Teilen aus China in die USA – 8.000 Mini-Cooper betroffen

  • Markus Hofstetter
    VonMarkus Hofstetter
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2021 hat der US-Senat den Import von Waren aus der chinesischen Region Xinjiang verboten. Das Gesetz trifft nun auch BMW. Die Einfuhr der verbotenen Bauteile ist inzwischen wohl gestoppt worden.

Washington - Die restriktive US-Handelspolitik gegenüber China trifft auch deutsche Autobauer. Das geht aus einem am Montag (20. Mai 2024) veröffentlichten Bericht des Finanzausschusses des US-Senats hervor. Demnach haben BMW, Jaguar Land Rover und VW von chinesischen Zwangsarbeitern profitiert.

BMW soll verbotene Autoteile aus China in die USA importiert haben: 8000 Mini-Cooper betroffen

BMW wird in dem Bericht vorgeworfen, Fahrzeuge produziert und importiert zu haben, die mutmaßlich in Zwangsarbeit hergestellte Teile enthalten. Dabei soll es sich um mindestens 8.000 Mini-Cooper handeln, in denen elektronische Bauteile des sanktionierten chinesischen Zulieferers Sichuan Jingweida Technology Group (JWD) verbaut sind.

Obwohl BMW spätestens Mitte Januar erfahren habe, dass JWD auf der Sanktionsliste stehe, seien deren verbotene Bauteile noch bis April in die USA importiert worden. In einer E-Mail erklärte die BMW Group laut der Nachrichtenagentur Reuters, man habe „Schritte unternommen, um den Import der betroffenen Produkte zu stoppen“. Das Unternehmen werde die betroffenen Teile austauschen.

8000 Mini Cooper mit verbotenen Teilen sollen in die USA eingeführt worden sein

BMW soll verbotene Autoteile aus China in die USA importiert haben: Schwerer Vorwurf an Autohersteller

Jaguar Land Rover soll Teile in die USA importiert haben, die mutmaßlich mit Zwangsarbeit hergestellt wurden. VW schließlich soll Fahrzeuge für den US-Markt produziert haben, deren Teile mutmaßlich in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Darüber hinaus werden den Wolfsburgern Geschäftsbeziehungen zur Produktion in der autonomen Region Xinjiang-Uigur vorgeworfen.

Hintergrund ist, dass der US-Kongress 2021 den sogenannten Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA) verabschiedet hat. Dessen Ziel ist es, die Einfuhr von Waren aus der chinesischen Region Xinjiang zu verhindern. Westliche Regierungen gehen davon aus, dass Angehörige der uigurischen Minderheit dort Produkte unter Zwangsarbeit herstellen. China bestreitet diese Vorwürfe.

BMW soll verbotene Autoteile aus China in die USA importiert haben: Komplizierte Lieferketten erschweren Kontrolle

Wie kompliziert das Verfahren ist, zeigt die im Bericht aufgezeigte Lieferkette, die BMW, Jaguar Land Rover und VW zum Verhängnis wurde. Demnach hatte der kalifornische Automobilzulieferer Bourns Inc. Komponenten von JWD bezogen. Der chinesische Zulieferer war im Dezember vergangenen Jahres auf die Verdachtsliste der UFLPA gesetzt worden. Bourns lieferte JWD-Teile an die Lear Corp, die wiederum direkter Zulieferer von BMW und Jaguar Land Rover ist.

Am 11. Januar habe Lear Briefe an BMW, Jaguar Land Rover, Volvo und die Volkswagen AG geschickt, um sie über die verbotenen Teile zu informieren, heißt es in dem Bericht. BMW habe die Importe jedoch erst gestoppt, nachdem der Ausschuss Lear und Lears OEM-Kunden, darunter BMW, wiederholt detaillierte Fragen zu ihrer Beziehung zu JWD gestellt habe. Bereits im Februar hatte Volkswagen bestätigt, dass mehrere tausend Fahrzeuge der Marken Porsche, Bentley und Audi in US-Häfen festgehalten würden, weil ein chinesischer Zulieferer gegen Gesetze zur Bekämpfung von Zwangsarbeit verstoßen habe.

IAA Mobility 2023 in München: 20 spannende Elektroautos und Studien der Hersteller

BYD Seal.
BYD Seal: Der größte chinesische Automobilbauer ist erst seit kurzem auf dem deutschen Markt vertreten. In München fährt man daher mit der vollen Kapelle auf. Neben den Modellen Tang, Han, Atto 3 und Dolphin gibt es auch den Seal zu bestaunen. Die von der Natur inspirierte Elektro-Limousine hat einen cW-Wert von 0,219 und soll bald in Deutschland starten. Die Reichweite liegt laut BYD bei bis zu 570 Kilometern. © Jaime Sainz de la Maza/BYD
BYD Seal U
BYD Seal U: Zusätzlich präsentieren die Chinesen auf der IAA Mobility auch noch ein vollelektrisches Kompakt-SUV. Mit dem SEAL U bläst BYD zum Angriff auf VW ID. 4 und Co. Die Reichweite fällt mit bis zu 500 Kilometern etwas geringer aus als bei der Limousine Seal. © BYD
Tesla Model 3
Tesla Model 3: Auch der US-Elektropionier hat sich auf den Weg nach München gemacht. Neben dem Model Y zeigen die Texaner auf der IAA Mobility auch das Facelift des Model 3. Das ist 1000 Euro teurer und soll bis zu 678 Kilometer schaffen. © Tesla
VW ID. GTI Concept.
VW ID. GTI Concept: Vom Model 3 zeigten sich die Wolfsburger auf Twitter (neuerdings X) beeindruckt. Zeitgleich versprach man aber etwa mit zur IAA zu bringen, das „noch etwas emotionaler ist“. Dieses etwas ist ein Ausblick auf die elektrische Zukunft für den GTI. Denn das Kürzel soll künftig auch auf Elektroautos von Volkswagen prangen. Eine Serienversion des ID. GTI Concept soll bis 2027 auf den Markt kommen.  © Ivo Hercik/Volkswagen
Audi Q6 e-tron
Audi Q6 e-tron: Über zwei Jahre mussten die Ingolstädter auf diesen Moment warten. So lange hatte man auf den Automessen dieser Welt kein neues Auto mehr gezeigt. Mit dem Prototyp des Q6 e-tron hat sich das nun geändert. Der Innenraum des Elektroautos auf PPE-Basis gibt aber schon einen Ausblick auf das Serienmodell. Auch die neue Software kommt bereits zum Einsatz. Damit Audi den Q6 e-tron präsentieren kann, muss aber Porsche warten bis man das Schwestermodell E-Macan zeigen darf. Natürlich zeigt Audi auch seine anderen Elektroautos, doch der Q6 e-tron ist das Messe-Highlight. © Audi
Cupra Dark Rebel
Cupra Dark Rebel: Apropos Highlight, das gibt es auch von einer anderen VW-Konzernmarke. Cupra präsentiert auf der IAA Mobility die Studie Dark Rebel. Was aussieht wie ein Auto aus einem Computerspiel, soll die Zukunftsvision der Marke verkörpern. Gut möglich also, dass der Seat-Ableger bald mit einem elektrischen Sportwagen um die Ecke kommt. © Cupra
CUPRA Tavascan.
Cupra Tavascan: Längst klar ist derweil, dass die Spanier ihr erstes Elektro-SUV auf den Markt bringen. Der Cupra Tavascan kommt 2024 auf den Markt. Vorgesehen sind bis zu 340 PS und eine Reichweite von bis zu 549 Kilometer. Als Konzept war der Elektro-SUV bereits auf der IAA 2019 zu sehen. Seine Weltpremiere feierte der Tavascan im Rahmen des E-Prix der Formel E in Berlin. © PanoramiC/Imago
VW ID.4
VW ID4: Ebenfalls auf der IAA zu sehen sind die überarbeiteten Versionen des ID.4 und ID.5. Optisch hat sich nicht viel getan, unterm Blechkeid dafür umso mehr. Die Technik wurde auf den neusten Stand gebracht und den GTX-Modellen mehr Leistung verpasst. Vieles wurde dabei vom ID.7 übernommen, den Volkswagen ebenfalls auf der IAA zeigt.  © Jan Dada/Volkswagen
Ford Explorer
Ford Explorer: In den USA ist der Explorer eines der beliebtesten Ford-Modelle. Vor allem aber ein riesiger SUV mit Verbrennungsmotor. Doch wie alle Hersteller setzten auch die Amerikaner vermehrt auf Elektroautos. Und somit wird der Explorer nun zum Elektroauto. Angeboten wird dieser jedoch nur in Europa. Er teilt sich die Plattform mit dem ID.4 und ID.5 von Volkswagen. Das Ford nicht davor zurückscheut, etablierte Namen für Elektroautos zu nutzen, hat man schon beim Mustang gezeigt. Den man auf der IAA auch in einer Rally-Version zeigt. Und auch den F-150 Lightning bringt Ford mit nach München. © Ford
Renault Scenic E-Tech Electric
Renault Scenic E-Tech Electric: Auch der Van der Franzosen kann sich dem Trend zum Elektroauto nicht entziehen. Und da sich SUVs besser verkaufen, rollt er künftig als solcher vom Band. Die Premiere des Scenic feierte Renault gleich zu Beginn der IAA Mobility. Die Batterie hat eine Kapazität von 87 kWh und soll eine WLTP-Reichweite von 620 Kilometern ermöglichen. Mit der kleineren 60-kWh-Batterie schafft der Stromer immer noch bis zu 420 Kilometer. Geplant sind zudem zwei Motorisierungen mit 170 oder 220 PS. © Renault
Mercedes-Benz Concept CLA Class
Mercedes Concept CLA Class: Die Stuttgarter warten in München ebenfalls mit einer spannenden Studie auf. Das Concept CLA Class soll „einen seriennahen Ausblick auf die künftige Fahrzeugfamilie für den Einstieg in die Marke Mercedes-Benz“ geben. Die Technologie übernimmt man dabei vom Vision EQXX. Im Innenraum sollen pflanzenbasierte und recycelte Alternativen für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Optisch fällt vor allem eines auf: Das von den EQ-Modellen gewohnte Black Panel an der Front ist Geschichte.  © Mercedes-Benz AG
Smart #3
Smart #3: Bei dem Joint-Venture von Mercedes und Geely geht die Neuausrichtung ebenfalls weiter. Mit dem #3 bringt Smart ein weiteres rein elektrisches Modell an den Start. Das Elektro-SUV-Coupé schafft es auf eine Reichweite von über 400 Kilometern und ist 13 Zentimeter länger als der Smart #1.  © Smart
Opel Corsa Electric.
Opel Corsa Electric: Bei den Rüsselsheimer stehen die Zeichen ebenfalls auf Elektromobilität. Das soll nicht zuletzt das neue, gestaltete Logo zeigen. Und weil neu bekanntlich immer besser ist, bekommt auch die nächste Corsa Generation einen neuen Namen. Das angehängte e hat ausgedient und wird durch ein Electric ersetzt. Der 156 PS starke Stromer soll bis zu 402 Kilometer schaffen und in 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen sein. © Opel
Opel Astra Sports Tourer
OpelfeiertdreiWeltpremierenaufderIAAMobility2023.jpg © Opel
Mini Cooper SE
Mini Cooper SE: Ab Anfang 2024 steht der kleine Stromer bei den Händlern. Auf der IAA Mobility in München ist der Mini Cooper schon jetzt zu sehen. Vorgesehen sind zwei Batteriegrößen: 40,7 (S) und 54,2 kWh (SE). Die Reichweite liegt bei 305 und 402 Kilometern. © Bernhard Filser/Mini
Mni Countryman SE
Mini Countryman SE: Wer etwas mehr Platz braucht, der kann zum SUV der BMW-Tochter greifen. Seinen eigenwilligen Charakter hat der Mini Countryman jedenfalls behalten. Die Reichweite liegt bei 433 (S) und 462 (SE) Kilometern. Bei den Händler steht der SUV wie sein kleiner Bruder ab 2024. © Bernhard Filser/MIni
BMW i5
BMW i5: Beim zweiten Heimspiel lässt sich BMW nicht lumpen und fährt die volle Kapelle auf. So wird den Besuchern der IAA Mobility etwa der BMW i5 präsentiert. Nach 477 oder 582 Kilometern – je nach Akku – muss der elektrische 5er wieder an die Ladesäule.  © Daniel Kraus/BMW
BMW i7 Protection
BMW i7 Protection: Zudem haben die Bayern noch ein besonderes Schmankerl mit auf die IAA Mobility gebracht: den BMW i7 Protection. Das gepanzerte Fahrzeug feiert auf die Automesse seine Premiere. Künftig könnte darin der bayrische Ministerpräsident Markus Söder Platz nehmen. © Uwe Fischer/BMW
BMW Vision Neue Klasse
BMW Vision Neue Klasse: Eine Automesse ohne Studie fühlt sich irgendwie falsch an. Entsprechend hat auch BMW einen mit zur IAA gebracht. Der BMW Vision Neue Klasse feiert in München Weltpremiere. Wie der Name verrät, gibt die Studie einen Ausblick auf die neue Plattform von der Münchner. Ausgestellt wird der BMW Vision Neue Klasse sowohl auf dem Messegelände als auch in der Innenstadt. © BMW
MG Cyberster.
MG Cyberster: Wer elektrisch und oben ohne fahren wollte, der suchte bisher meist vergeblich. Seit dem Ende des Tesla Roadster war dieses Segment eher stiefmütterlich behandelt worden. Mit dem MG Cyberster kommt die Rettung nun aus China. Ab 2024 ist das Cabrio in Deutschland verfügbar. Ganz billig wird das Vergnügen aber wohl nicht: rund 63.000 Euro soll der Roadster kosten. © MG Motor Deutschland

BMW soll verbotene Autoteile aus China in die USA importiert haben: Kopf in den Sand gesteckt

Die Autohersteller verlassen sich hauptsächlich auf Fragebögen, Eigenerklärungen und begrenzte Audits der Tier-1-Zulieferer, um einen Überblick über ihre Lieferketten zu erhalten und festzustellen, ob ihre Waren den US-Gesetzen entsprechen“, heißt es in dem Bericht. Diese Instrumente seien jedoch unzureichend.

„Die Autohersteller stecken den Kopf in den Sand und schwören dann, dass sie keine Zwangsarbeit in ihren Lieferketten finden können“, sagt Ron Wyden, Vorsitzender des Finanzausschusses im Senat. Irgendwie hätten die Mitarbeiter des Finanzausschusses herausgefunden, was die milliardenschweren Konzerne offenbar nicht konnten. „Die Selbstkontrolle der Autohersteller ist eindeutig unzureichend.“

Rubriklistenbild: © Bernhard Filser/BMW Group/dpa

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