Sitz in Düsseldorf

Recherche enthüllt: Iran umgeht mit Firmen in Deutschland internationale Sanktionen

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Der Iran umgeht internationale Sanktionen: Das hat eine Kooperation von WDR und Süddeutscher Zeitung herausgefunden. Dabei spielen Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf eine zentrale Rolle.

Berlin – Die iranische Regierung nutzt zwei in Düsseldorf ansässige Firmen, um westliche Sanktionen zu umgehen und so ihre Hände an Geld sowie Waren und Güter, die zur Urananreicherung verwendet werden können, zu bekommen. Das ergibt eine neue Recherche von WDR und Süddeutscher Zeitung.

Die Sanktionen gegen den Iran werden mittlerweile aus unterschiedlichen Gründen geführt. Zum einen wurden Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Atomprogramm Teherans verhängt, zum anderen sind aber auch Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen und wegen militärischer Unterstützung im Ukraine-Krieg in Kraft. Russland verwendet nachweislich iranische Drohnen im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Sanktionen setzen den Iran wirtschaftlich enorm unter Druck – weshalb nach neuen Wegen gesucht wird, trotzdem internationale Geschäfte zu machen.

Iran macht trotz Sanktionen internationale Geschäfte

Die Bestrebungen des Iran, trotz westlicher Sanktionen bestimmte Waren auf dem internationalen Markt zu kaufen oder verkaufen, werden schon länger von westlichen Sicherheitsbehörden beobachtet. Eine Holding, die schon seit mindestens zehn Jahren im Visier der USA ist, ist die Ghadir Investment Holding (GIH), die an der iranischen Börse notiert ist und ein Geflecht von über 100 international tätigen Firmen vereint. Diese Firmen sollen den Behörden zufolge das Ziel verfolgen, weiterhin an sanktionierte Güter (insbesondere solche, die bei der Urananreicherung verwendet werden können) zu kommen und/oder Energie trotz Sanktionen im Westen zu vertreiben. Mittels der GIH ist es dem Iran demnach auch gelungen, die Öl-Einnahmen des Regimes in den vergangenen zwei Jahren zu verdoppeln.

Wo genau das Geld aus dem Ölgeschäft im Iran dann hinfließt, ist nicht klar; allerdings hatten die USA bereits 2013 die These verbreitet, dass das Geld „vor den Blicken des iranischen Volkes und internationaler Regulierungsbehörden abgeschirmt“ werden solle. Ob es zur Bereicherung einzelner Regimeanhänger verwendet wird oder in geheime militärische Projekte fließt, bleibt ein Geheimnis.

Zwei Firmen in Düsseldorf wickeln die iranischen Geschäfte ab

Eine der Firmen, die zum Geflecht der GIH gehören soll, hat ihren Sitz in Düsseldorf. Die Firma GIC International GmbH, die 2012 gegründet wurde, soll in Deutschland internationale Geschäfte für Teheran abwickeln. Zwischen 2017 und 2021 soll die Firma sogar 600 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet haben. Nach Angaben von SZ und WDR ist das Unternehmen auch schon im Visier der deutschen Sicherheitsbehörden. Strafbare Handlungen hätten sie wohl noch nicht feststellen können – doch den Iranern ist es ein Dorn im Auge, dass die GIC International beobachtet wird. „Unglücklicherweise haben die Aufsichtsbehörden in Deutschland die Verbindung von GIC zur Ghadir Investment Company im Iran entdeckt“, heißt es in einem Protokoll, aus dem der WDR zitiert.

Die Flagge der Islamischen Republik Iran.

Aus diesem Grund sei eine neue Firma gegründet worden, die ohne erkennbare Verbindung zum Iran und der Ghadir Investment in Deutschland agieren soll. Das Unternehmen, ebenfalls in Düsseldorf ansässig, heißt Elitco – und bei der Firmengründung hat man wohl penibel darauf geachtet, dass kein Zusammenhang zwischen ihr und der iranischen Ghadir Investment erkannt wird. Es soll wohl auch als Vorbild für weitere Tarnfirmen dienen, die nach dem Willen des Regimes in Zukunft unbeobachtet Geschäfte abwickeln sollen.

Die GIC hat auf Anfrage die Berichte dementiert. Wie tagesschau.de berichtet, schreibt das Unternehmen in einer Stellungnahme: „Unsere Lieferanten für Rohstoffe sowie Düngemittel sind international aufgestellt. Wir handeln in voller Übereinstimmung mit den deutschen und EU-Vorschriften. GIC hat keine Verbindung zu jeglichen staatlichen Organisationen“.

Rubriklistenbild: © Monika Skolimowska/dpa

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