Zuletzt 140 Millionen Euro eingesammelt
Bedeutender E-Auto-Ladesäulen-Anbieter meldet Insolvenz an
- VonTheresa Breitschingschließen
Ein weiteres Unternehmen fällt der E-Auto-Krise zum Opfer: Obwohl Numbat, ein Ladesäulen-Anbieter, kürzlich 140 Millionen Euro Kapital aufgenommen hat, muss es nun Insolvenz anmelden. Steht uns ein Mangel an E-Ladesäulen bevor?
Kempten – Der E-Automarkt steckt tief in der Krise. Mit Numbat trifft es nun auch einen Ladesäulen-Anbieter, der bis vor wenigen Monaten zu den vielversprechendsten deutschen Startup-Firmen zählte. Auch kam es letzten Herbst noch zu einer Kapitalrunde in der Höhe von 140 Millionen Euro. Diesen August musste das Unternehmen jedoch Insolvenz anmelden. Was passiert nun mit der Ladeinfrastruktur?
Insolvenz bei Ladesäulen-Anbieter trotz Finanzspritze in Höhe von 140 Millionen Euro
„Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, doch hat sich dies aufgrund der Marktlage und technischer Herausforderungen in der verfügbaren Zeit nicht realisieren lassen“, so Co-Gründer und Geschäftsführer Martin Schall in einer Erklärung zur aktuellen Lage. „Das hat dazu geführt, dass wir nun innerhalb eines Insolvenzverfahrens unsere Fortführung und Restrukturierung organisieren.“ So sei das Unternehmen trotz vieler Partnerschaften, Kunden und Investoren, in Schieflage geraten und eine Weiterführung der Numbat GmbH in der geplanten Form nicht mehr möglich.
Letzten Herbst klang dies noch anders, damals hieß es in einer Mitteilung zur abgeschlossenen Finanzierungsrunde in Höhe von 140 Millionen Euro mit dem Investmentfonds Patrizia und einem deutschen Bankenkonsortium, dass es aufgrund bereits bestehender Verträge mit nationalen Unternehmen wie Norma, Euronics oder hagebaumarkt möglich sei, tausende Schnellladepunkte zu installieren und zu betreiben. „Mit den Mitteln von Patrizia in Kombination mit Fremdkapitalgebern sind Investitionen deutlich über eine Milliarde Euro realisierbar“, schrieb das Unternehmen damals. Allerdings ging der Großteil des Geldes in den Ankauf und die Installation der Ladesäulen selbst. Dieser Bereich ist auch nicht Teil der Insolvenzmasse. Geldgeber wie Patrzia und Vertriebspartner arbeiten an einer Lösung die Ladesäulen-Infrastruktur trotzdem umzusetzen – wenn auch vielleicht nicht mehr mit Numbat selbst.
Trotz einer Vielzahl an Kunden und Investoren, muss Numbat Insolvenz anmelden
Nun die überraschenden Nachrichten: Über die Allgäuer Numbat GmbH, die durch die Geschäftsführer Matthias Martin Schall und Maximilian Wegener vertreten wird, ordnete das Amtsgericht Kempten (Allgäu) am 9. August 2024 die vorläufige Insolvenzverwaltung an. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Dr. Robert Saam bestellt.
Die Gründer von Numbat sind erfahrene Fachleute: Wegener, Maschinenbauingenieur und promovierter Ressourceneffizienz-Experte vom Fraunhofer-Institut, hat sich auf Solar- und Batterietechnologien für Elektroautos spezialisiert. Schall, Betriebswirt und früherer Vorstandsreferent bei Manz, bringt umfassende Erfahrung in Konzernstrategie und Unternehmensführung mit. Sie betonen, dass Schnellladesäulen für E-Autos weiterhin ein Zukunftsmarkt seien. Auch die verknüpften digitalen Werbescreens seien gut angenommen worden – Schall: „Allerdings ist die Auslastung der Ladeinfrastruktur heute noch zu gering und auch technische Herausforderungen haben wir nicht zeitnah in den Griff bekommen.“
Das Angebot von Numbat klang für E-Auto-Besitzer vielversprechend: In nur wenigen Minuten soll man über Numbats Ladestationen sein Auto mit Strom laden, während man seine Einkäufe erledigt. Möglich macht das eine Kombination aus Schnellladesäule und Batteriespeicher. Die Technologie ermöglicht besonders schnelles Laden, unabhängig vom Stromnetz. Dabei können die Batteriespeicher an ganz „normalen“ Strom angeschlossen werden.
„Die Ladestation wird langsam aufgeladen und kann dann dank des Batteriespeichers den Strom ultraschnell abgeben“, meinte Co-Gründer Martin Schall im Rahmen der diesjährigen Nominierung für den Deutschen Gründerpreis. So könnten bis zu neun Elektroautos nacheinander geladen werden. Immerhin: „Etwa 55 Prozent der Deutschen haben heute und in Zukunft nicht die Möglichkeit, ihr Elektroauto zu Hause zu laden“, so Wegener.
Nach der Insolvenz: Wie geht es mit Numbat weiter?
In Schieflage war Numbat geraten, da das Wachstum des E-Auto-Marktes und der Bedarf an öffentlichen Ladesäulen langsamer voranschreiten als erwartet. Zudem verzögerten sich die Genehmigungsprozesse für Baugenehmigungen und andere Anträge, was auch den geplanten Roll-Out aufhält.
Einstweilen können Numbats Kunden beruhigt sein: Das Laden von Elektroautos oder die Nutzung der Werbescreens lauft uneingeschränkt weiter. Das Unternehmen werde zusammen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Robert Saam die strategischen Optionen und Chancen neu analysieren und bewerten. Bis Ende 2024 sollten rund 400 neue Ladesysteme an 200 Tegut-Standorten aufgebaut werden. Auch Projekte mit der Supermarktkette Norma, Hagebaumarkt und den Sana-Kliniken waren in Planung – insgesamt sollten so 4.000 neue Ladeplätze entstehen.
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