Krise beim Wohnungsbau

Stillstand auf der Baustelle: Pleitewelle in der Baubranche zieht immer weitere Kreise

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Die Pleitewelle in der Immobilienbranche weitet sich aus: Nun sind auch Baustellen-Gesellschaften betroffen. Die Insolvenzen bedeuten Stillstand.

Berlin – Innerhalb kürzester Zeit sind mehrere Unternehmen in der Immobilienbranche in Deutschland pleite gegangen. Development Partner, die Project-Gruppe, Euroboden und die Gerchgroup – alles Projektentwickler, die im August Insolvenz angemeldet haben. Doch damit droht nun ein Dominoeffekt zu greifen, dass weitere Insolvenzen nach sich zieht. Und die Dominosteine fallen schon.

So teilte der Insolvenzverwalter der Project-Gruppe, die Kanzlei Schulze & Braun, am Freitag mit, dass 56 der 118 Projektgesellschaften der Gruppe nun Insolvenz beantragt haben. Davon handele es sich bei 33 noch nicht fertiggestellte Bauprojekte. Im Klartext also: Auf den Baustellen Project-Gruppe steht es jetzt still, ob die dort geplanten Wohnungen noch fertig werden ist ungewiss.

Weitere Insolvenzen werden erwartet

„Unser Ziel ist es, die Bauarbeiten bei möglichst vielen Bauprojekten wieder aufzunehmen und diese Projekte fertig zu bauen“, sagt Insolvenzverwalter Volker Böhm von der Kanzlei. Bei den unterschiedlichen Bauprojekten gebe es allerdings große Unterschieden in Sachen Baufortschritt und finanzielle Situation, heißt es weiter.

„Es haben bereits Investoren und Generalunternehmer Interesse bekundet, bei der Fertigstellung der Bauprojekte zu unterstützen“, so Böhm weiter. „Viele der Projekte sind bereits weit fortgeschritten, sodass hier eine Fertigstellung in absehbarer Zeit möglich ist, wenn die Finanzierung gesichert ist.“ Es würden aber noch weitere Insolvenzanträge bei den Gesellschaften der Project-Guppe erwartet, so die Kanzlei weiter.

Arbeiter auf einer Baustelle für Wohnungen.

Baubranche steckt in tiefer Krise

Die Sorgenfalten in der Baubranche werden damit aber immer tiefer. Dort leidet man an den gestiegenen Zinsen sowie an hohen Materialkosten, die den Wohnungsbau abzuwürgen drohen. Noch dazu kommen hohe (Umwelt-)Standards an Neubauten, die die Kosten noch weiter in die Höhe treiben. Bei ihrer Kabinettsklausur in Meseberg in der vergangenen Woche hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket geschnürt, das der Branche unter die Arme greifen soll. Ob die Steuermaßnahmen ausreichen werden, ist unsicher.

Experten zufolge wird durch die Krise eine Marktbereinigung erwartet. Heißt: Vor allem kleinen und mittelständische Unternehmen, die wenig Rücklagen haben, werden in den kommenden Jahren pleitegehen. Vor allem betroffen sein werden die Firmen, die zu hoch gepokert und teure Grundstücke gekauft haben und ihre geplanten Bauprojekte jetzt nicht fertigstellen können. So oder so: Die Fertigstellung von dringend gebrauchten Wohnungen ist alles andere als sicher.

Rubriklistenbild: © Bernd Weißbrod/dpa

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