Attraktivität Deutschlands

Lindner prüft Steuer-Geschenke für ausländische Fachkräfte

  • VonMax Schäfer
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Der Fachkräftemangel ist ein „Wachstumshindernis“. Christian Lindner will nun ausländische Arbeitskräfte durch Steuerrabatte nach Deutschland locken.

Berlin – Fehlende Arbeitskräfte sind ein Hindernis für die Wirtschaft. Noch dazu kosten sie Milliarden. Die Unternehmensberatung Boston Consulting spricht von bis zu 86 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung, die verloren gehen, weil zu wenige Fachkräfte im Land sind. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will das Problem nun durch einen Steuerrabatt für Fachkräfte aus dem Ausland lösen.

Deutschland sei „vielleicht attraktiv für Einwanderung in den Sozialstaat, aber nicht in den Arbeitsmarkt“, sagte Lindner laut Welt am Dienstag, 19. März, bei einer Veranstaltung der Hayek-Stiftung in Berlin. Bei Steuern und Abgaben, beim Bildungssystem, der Infrastruktur und der Digitalisierung der Verwaltung sei das Land weniger attraktiv, als viele glaubten.

Lindner schlägt Steuerrabatt für ausländische Fachkräfte vor

Lindner schlägt einen Einkommenssteuerrabatt als Anreiz vor, um der fehlenden Attraktivität zu begegnen. Den hätten viele europäische Staaten, Deutschland bisher nicht, berichtet Welt.

Deutschland sei „vielleicht attraktiv für Einwanderung in den Sozialstaat, aber nicht in den Arbeitsmarkt“, sagte Lindner bei einer Veranstaltung der Hayek-Stiftung.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das Problem auf der Veranstaltung anlässlich des Jubiläums zum 80. Jahrestags von „Wege in die Knechtschaft“, dem bekanntesten Werk des österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek, adressiert. Der Arbeitskräftemangel sei das größte Wachstumshemmnis. Der Kanzler verwies laut FAZ jedoch auf das von der Ampel verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Die Regierung habe für das modernste Einwanderungsgesetz der Welt gesorgt.

Durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz können Menschen aus Drittstaaten bereits dann in Deutschland arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufs- und Hochschulabschluss haben. Eine in Deutschland anerkannte Ausbildung ist nicht nötig.

Wenn die Anerkennung weiterhin nötig ist, etwa in Gesundheits- und Pflegeberufen, wo der Mangel besonders akut ist, ist das Verfahren nun auch erst nach der Einreise möglich. Arbeitnehmer und Arbeitgeber verpflichten sich dabei zu einer Anerkennungspartnerschaft, deren Voraussetzung ein Arbeitsvertrag und eine im Herkunftsstaat anerkannte, mindestens zweijährige Berufsqualifikation oder ein Hochschulabschluss ist. Auch grundlegende deutsche Sprachkenntnisse sind nötig.

Lindner-Ministerium prüft Steuerrabatt für ausländische Arbeitskräfte

Lindner fordert nun zusätzlich den Steuerrabatt. Er ließ dabei offen, ob der Steuerrabatt für ausländische Fachkräfte Teil des von ihm bereits geforderten Dynamisierungspakets für die Wirtschaft sein soll. Dieses will die Ampel-Koalition bis Sommer ausarbeiten. Das Ministerium überprüfe die Übertragbarkeit von Modellen anderer Länder.

Vorbild kann im EU-Vergleich dabei die Niederlande sein. Arbeitgeber können ausländischen Fachkräften eine steuerfreie Zulage von 30 Prozent bieten – unter der Bedingung, dass das Fachwissen auf dem lokalen Arbeitsmarkt nicht zu finden ist. Nach 20 Monaten liegt der Steuerrabatt laut Welt noch bei 20 Prozent, nach 20 weiteren Monaten noch bei zehn Prozent. Österreich bietet ausländischen Fachkräften die Möglichkeit, bis zu 10.000 Euro als Werbungskosten von der Steuer abzusetzen. (ms mit dpa)

Rubriklistenbild: © Bernd von Jutrczenka/dpa

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