„Vorstand ist am Zug“

VW-Krimi um Werksschließungen: Deal greifbar nah – doch es droht auch ein beispielloser Arbeitskampf

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Gewerkschaft und Betriebsrat sind in den VW-Verhandlungen zu einem Deal mit dem Vorstand bereit. Wenn dieser nicht angenommen werde, drohen Streiks.

Wolfsburg –  Im Ringen um Einschnitte bei VW planen IG Metall und Betriebsrat einen Gegenentwurf zu den vom Konzern geplanten harten Einschnitten. Einen Tag vor der dritten Tarifrunde in Wolfsburg haben sie heute Eckpunkte eines eigenen Gesamtkonzepts für die Zukunft des Autobauers vorgestellt, wie Gewerkschaft und Betriebsrat präsentieren.

Darin warnte der Verhandlungsführer der IG Metall, Thorsten Gröger: „Sollte der Vorstand auf Maximalpositionen und Werksschließungen beharren, dann übernimmt der Vorstand von Volkswagen die Verantwortung dafür, dass wir in einen Arbeitskampf um Standorte laufen, wie es diese Republik seit Jahrzehnten nicht gesehen hat“. Damit meint er mögliche Streiks, die ab 1. Dezember theoretisch möglich wären.

Gehaltsverzicht auf dem Tisch – Volkswagen soll Werksschließungen aber ausschließen

Der Deal der Arbeitnehmerseite besteht aus mehreren Schritten. So erklären sie sich dazu bereit, die Gehaltserhöhungen, die im Rahmen der IG-Metall-Tarifrunde mit einem Pilotabschluss besiegelt wurden, auszusetzen. Zwei Jahre lange würden die Mitarbeitenden also keine Gehaltserhöhung erhalten. Im Gegenzug sollen auch Manager und der Vorstand Kürzungen akzeptieren und von Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen abrücken. Gröger sprach in diesem Zusammenhang von einer „solidarischen Werksbelegung“ – also dass alle Werke weiterhin bestehen, aber gegebenenfalls auch in deutlich reduziertem Umfang.

Die von VW im September gekündigte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigen bisher ausschließt, müsse wieder in Kraft gesetzt werden - sowohl für die sechs westdeutschen Werke mit 125.000 Mitarbeiter in Niedersachsen und Hessen als auch für die drei Standorte in Sachsen.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo und IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger wollen ihre Ideen für die Gesundung des angeschlagenen Konzerns darlegen. (Archivbild)

Konkret angeboten wird, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Das ermögliche flexible Arbeitszeitkürzungen ohne Personalabbau. Maßstab solle dabei der jüngste Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.

Volkswagen-Betriebsrat fordern Lohnkürzungen im Management: „Ohne diesen Beitrag wird es auch keinen Beitrag der Belegschaft geben“

Welche Höhe die Kürzungen des Managements aus Sicht der Arbeitnehmerseite geht, soll nach Ansicht von Betriebsratschefin Daniela Cavallo intern beschlossen werden. „Wir sprechen hier aber nicht von einem symbolischen Betrag. Das muss für die Betroffenen auch spürbar sein. Ohne diesen Beitrag wird es auch keinen Beitrag der Belegschaft geben“, sagte sie.

Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Milliarden Euro, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. „1,5 Milliarden Euro, die wir auf den Verhandlungstisch legen.“ 

„Den Aufschlag haben wir hiermit gemacht. Jetzt ist der Vorstand von Volkswagen am Zug“, so Thorsten Gröger von der Gewerkschaft. (mit dpa)

Rubriklistenbild: © Julian Stratenschulte/dpa-Pool/dpa

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