Regierung begeht „einen Fehler“

Ab 2025 wird Gas nochmal teurer: Regierung begeht „einen Fehler“

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Eine deutliche Erhöhung der Netzentgelte für Gas ist für das nächste Jahr geplant. Dies hängt auch mit den neuen Abschreibungsregelungen der Regierung zusammen.

Berlin - Die Bundesregierung ist davon überzeugt, dass Erdgas nicht zukunftsfähig ist. Das spiegelt sich nun in den Gasnetzentgelten für 2025 wider. Nach Informationen des Vergleichsportals Verivox werden die Netzentgelte für Gas im neuen Jahr deutlich steigen, da die Nachfrage nach Gas sinkt. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus soll Verivox zufolge etwa 116 Euro mehr im Jahr zahlen, als noch 2024. In den neuen Bundesländern falle der Anstieg noch deutlicher aus: Dort sind durchschnittliche Mehrkosten von 445 Euro im Jahr zu erwarten.

Gas wird nochmal teurer: Netzbetreiber fürchten Milliardengrab für ihre Investitionen

Die höheren Netzentgelte sind der Vorgeschmack eines Trends, der sich in der Zukunft verstärken dürfte. Denn in Zukunft wird das Interesse an Gas zur Wärmeversorgung sinken, da sich klimaneutrale Heizungen wie Wärmepumpen und die Fernwärme mehr lohnen. Die Netzentgelte zur Wartung der Gasinfrastruktur werden dadurch perspektivisch auf immer weniger Kunden umgelegt - folglich steigen die Preise für den Einzelnen.

Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund für die steigenden Netzentgelte. Denn die Bundesregierung ermöglicht es Betreibern der Gasnetze ab 2025 erstmals, ihre Kosten abzuschreiben. Denn viele Netzbetreiber fürchten, dass sich ihre Investitionen sonst in ein Milliardengrab verwandeln und sie sogar in finanzielle Nöte kommen. „Dadurch sollen Netzbetreiber ihre getätigten Investitionen weitestgehend amortisieren und ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gerade auch für den Transformationsprozess sichern können“, schreibt die Bundesnetzagentur dazu.

Wirtschaftsverband beklagt höhere Gaskosten: Regierung begeht „einen Fehler“

Doch ein Wirtschaftsverband sieht darin eine große Gefahr. Denn durch die höheren Netzentgelte sowie den steigenden CO₂-Preis (ab 2025 von 40 auf 55 Euro pro Tonne CO₂) wird Gas noch schneller noch teurer, als bisher erwartet. Das könne verheerende Folgen für den Wirtschaftsstandort haben, schreibt die Initiative Zukunft Wirtschaft Deutschland (IZW). Die Regierung begehe „erneut den Fehler, ein funktionierendes System ‚abzuschalten‘ bzw. ‚abzuschreiben‘ und in der öffentlichen Wahrnehmung für überholt zu erklären, bevor eine neue Technologie in Sicht bzw. gesichert verfügbar ist.“

Greenpeace-Aktivisten blockieren die Installation einer Bohrplattform nahe Borkum und Schiermonnikoog. Die Bundesregierung lässt die Netzentgelte für Gas ab 2025 deutlich steigen.

„Die deutsche Transformation der Energiewende gleicht einem Drehbuch für Wohlstandsvernichtung, und diese hat mittlerweile selbstzerstörerische Kräfte angenommen. Die Bundesregierung gibt buchstäblich Gas bei der Deindustrialisierung“, so der Verband. „Für die Wirtschaft ist dies ein verheerendes Signal, denn wettbewerbsfähige Preise sowie Planungs- und Versorgungssicherheit sind die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften. Diese sind nicht mehr gegeben. Das Vertrauen in die Politik ist tief erschüttert. Tragisch sind die bereits vielen zu beklagenden „Opfer“, die Zahl der Insolvenzen, Geschäftsaufgaben und Firmenverlagerungen steigen täglich.“

Industrie macht sich sorgen: Klimaneutrales Wachstum muss schneller kommen

In dieser Woche hat sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu einem Klimakongress zusammengefunden, um die Zukunft der Wirtschaft in Deutschland zu besprechen. In ihren Handlungsempfehlungen schreibt der Verband: „Die Sorge wächst, dass der Markthochlauf von Wasserstoff und seinen Derivaten nicht zügig genug vorangeht. Größte Herausforderung sind dabei nicht mangelnde Zielvorgaben in den einzelnen Sektoren, sondern eine viel zu langsame Umsetzung angekündigter staatlicher Maßnahmen, fehlende Anreize sowie hohe rechtliche und zum Teil widersprüchliche Anforderungen“. Um Gas zu ersetzen braucht es nämlich Wasserstoffkraftwerke - die zwar angekündigt sind, aber vom Bau der Werke ist man noch weit entfernt. Das verunsichert die Industrie zunehmend.

Neben der Transformation der Wirtschaft und die Schaffung der Bedingungen auf politischer Ebene ruft der BDI auch Privatpersonen dazu auf, in klimaneutrale Technologien zu investieren, insbesondere durch den Kauf von Elektroautos und durch eine Sanierung der Wohngebäude. Auch damit könne Wachstum erzeugt werden, da von solchen Aufträgen deutsche Firmen profitieren würden.

Rubriklistenbild: © Lars Penning/dpa