Lange Unterbrechung in Belgien

Formel-1-Doppelsieg nach Regenpause: McLaren zerlegt die Konkurrenz in Spa

  • Sönke Brederlow
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Heftiger Regen, stundenlange Unterbrechung und ein dominantes McLaren-Duo: Oscar Piastri gewinnt ein unspektakuläres Formel-1-Rennen in Spa.

Spa – Die Formel-1-Fans erleben in Belgien einen langatmigen Sonntag: Erst müssen die Piloten wegen eines heftigen Regenschauers fast eineinhalb Stunden in der Box warten, dann fährt McLaren erneut einen ungefährdeten Doppelsieg ein. Oscar Piastri triumphiert vor seinem Teamkollegen Lando Norris und Ferrari-Pilot Charles Leclerc.

Dabei sind die Voraussetzungen für ein spannendes Rennen eigentlich perfekt. Kurz vor dem Start zum Großen Preis von Belgien setzt über der Traditionsstrecke, die in den vergangenen Jahren schon häufiger für packende Rennen gesorgt hat, der Regen ein. Die Rennleitung versuchte zwar, das Feld hinter dem Safety-Car in Bewegung zu bringen, doch die Sichtverhältnisse waren zu schlecht. Es folgte die rote Flagge – und eine lange Unterbrechung!

Spektakuläre Bilder: Die schwersten Formel-1-Unfälle der letzten Jahre

Bahrain 2020: Der Haas-Bolide von Romain Grosjean steht in Flammen
Bahrain 2020: Romain Grosjean (Haas) kracht kurz nach dem Start in die Leitplanke. Sein Bolide geht in Flammen auf, der Franzose kann sich nach wenigen Sekunden aus eigener Kraft aus dem Wrack retten. Er trägt leichte Brandverletzungen an der Hand davon. © Panoramic by PsnewZ/Imago
Silverstone 2022: Alfa-Romeo-Pilot Guanyu Zhou überschlägt sich bei einem Startunfall
Silverstone 2022: Guanyu Zhou (Sauber) überschlägt sich bei einem Startunfall. Der Chinese rutscht kopfüber in die Auslaufzone, wo er noch einmal hochschleudert und kopfüber zwischen Reifenstapel und Fangzaun liegen bleibt. Er ist unverletzt. © Lee Floyd/Avalon/Imago
Hockenheim 2001: Luciano Burti (Prost) überschlägt sich
Hockenheim 2001: Luciano Burti (Prost) überschlägt sich, nachdem er bei Michael Schumacher (Ferrari) ins Heck fährt. Der Brasilianer steigt anschließend in das Ersatzauto und fährt das Rennen nach dem Neustart wieder mit, kommt aber nicht ins Ziel. © Laci Perenyi/Imago
Monaco 2022: Mick Schumacher (Haas) verunfallt heftig, sein Auto wird in zwei Teile gerissen
Monaco 2022: Mick Schumacher (Haas) schlägt in der 27. Runde des Rennens heftig in die Begrenzung ein. Das Auto wird dabei in zwei Teile gerissen, die Unfallstelle gleicht einem Trümmerfeld. Rennunterbrechung! Schumacher bleibt unverletzt. © Panoramic by PsnewZ/Imago
Kanada 2007: Das Wrack des BMW-Sauber von Robert Kubica
Kanada 2007: Robert Kubica (BMW-Sauber) kracht nahezu ungebremst in eine Betonmauer, überschlägt sich und rutscht quer über die Strecke. Er muss das nächste Rennen in den USA aussetzen. Sein Ersatz damals: Der junge Sebastian Vettel. © Crash Media Group/Imago
Australien 2016: Fernando Alonso sitzt vor seinem zerstörten McLaren
Australien 2016: Fernando Alonso (McLaren) überschlägt sich spektakulär, sein Wrack bleibt kopfüber im Kiesbett liegen. Der Spanier klettert benommen aus dem Auto, bleibt kurz daneben sitzen – ein Bild mit Symbolcharakter. Alonso bleibt unverletzt. © Bevilacqua Giuliano/Abaca/Imago
Felipe Massa fährt mit einem Ferrari geradeaus in die Streckenbegrenzung
Ungarn 2009: Felipe Massa (Ferrari) bekommt die Sprungfeder des Brawn-Boliden von Rubens Barrichello an den Kopf. Der Brasilianer wird bewusstlos, fährt geradeaus in die Reifenstapel. Er wird schwer verletzt, muss notoperiert werden und fällt für den Rest der Saison aus. © ZUMA Press/Imago
Das Red-Bull-Wrack von Mark Webber nach dem Überschlag in Valencia 2010
Valencia 2010: Mark Webber (Red Bull) fährt im Zweikampf auf den Lotus von Heikki Kovalainen auf, hebt daraufhin ab und überschlägt sich spektakulär in der Luft. Der Australier knallt heftig in die Reifenstapel, bleibt allerdings unverletzt. © Back Page Images/Shutterstock/Imago
Brasilien 2003: Fernando Alonso (Renault) steigt seinem Crash aus dem zerstörten Boliden
Brasilien 2003: Fernando Alonso (Renault) knallt im Regenchaos von São Paulo auf einen Reifen, den Mark Webber (Jaguar) kurz zuvor nach einem Unfall verloren hatte. Der Spanier schlägt heftig ein, wirkt benommen. Das Rennen wird abgebrochen. © Kräling/Imago
Monza 2018: Sauber-Pilot Marcus Ericsson überschlägt sich im Formel-1-Training
Monza 2018: Marcus Ericsson (Sauber) verliert im Freien Training beim Anbremsen auf die erste Schikane die Kontrolle über sein Auto, biegt in die Leitplanken ab und überschlägt sich. Der Schwede steigt selbstständig aus. © Hasan Bratic/DeFodi.de/Imago
Indianapolis 2004: Ralf Schumacher kracht nach einem Reifenstapel in die Mauer
Indianapolis 2004: Ralf Schumacher (Williams) schlägt nach einem Reifenplatzer rückwärts in die Streckenbegrenzung ein. Der Deutsche zieht sich eine Gehirnerschütterung und zwei Wirbelbrüche zu, muss insgesamt sechs Rennen pausieren. © Crash Media Group/Imago
Indianapolis 2005: Ralf Schumacher kracht mit seinem Toyota in die Betonwand
Indianapolis 2005: Ralf Schumacher (Toyota) hat kein Glück in Amerika. Nur ein Jahr nach seinem schweren Unfall schlägt der Deutsche an gleicher Stelle ein weiteres Mal ein, wieder nach Reifenschaden. Diesmal bleibt er unverletzt. © Kräling/Imago
Österreich 2002: Nick Heidfeld (Sauber) kracht in den Jordan von Takuma Sato
Österreich 2002: Takuma Sato (Jordan) wird in der Kurve 3 seitlich mit rund 270 km/h nahezu ungebremst von Nick Heidfeld (Sauber) getroffen, der sich zuvor gedreht hatte. Der Japaner zieht sich leichte Verletzungen am Bein und Knie zu, kann schon das nächste Rennen in Monaco wieder fahren. © Kräling/Imago
San Marino 2006: Christijan Albers (MF1) bleibt nach einem Startunfall kopfüber im Kiesbett liegen
San Marino 2006: Christijan Albers (Midland F1) wird kurz nach dem Start in Imola von Yuji Ide (Super Aguri) getroffen, überschlägt sich mehrfach und bleibt kopfüber im Kiesbett liegen. Der Niederländer bleibt unverletzt. © MIS/Imago
Ungarn 2015: Force-India-Pilot Sergio Perez crasht im Freien Training auf dem Hungaroring
Ungarn 2015: Sergio Perez (Force India) kracht nach einem Fahrfehler im Freien Training in die Leitplanke. Eigentlich kein heftiger Einschlag, doch der abgerissene Vorderreifen sorgt dafür, dass sich der Mexikaner einmal überschlägt und auf dem Kopf liegen bleibt. © ZUMA Press Wire/Imago
Suzuka 2015: Daniil Kvyat überschlägt sich im Qualifying mit seinem Red Bull
Suzuka 2015: Daniil Kvyat (Red Bull) kracht im Qualifying zum Japan GP in die Reifenstapel und überschlägt sich einmal in der Luft. Der Russe kann seinem zerstörten Formel-1-Boliden selbstständig entsteigen. Im Rennen am Sonntag belegt er den 13. Platz. © Crash Media Group/Imago
Hockenheim 2014: Williams-Pilot Felipe Massa überschlägt sich nach einem Startunfall
Hockenheim 2014: Felipe Massa (Williams) rutscht nach einer Kollision mit McLaren-Rookie Kevin Magnussen kopfüber in die Auslaufzone, wo er sich zurück auf die Räder stellt. Der Brasilianer bleibt unverletzt und steigt aus einer Kraft aus. © Marca/Imago
Silverstone 2004: Renault-Pilot Jarno Trulli überschlägt sich bei einem heftigen Formel-1-Unfall
Silverstone 2004: Jarno Trulli (Renault) verliert die Kontrolle über sein Auto, schlägt erst in die Reifenstapel ein, bevor er sich im Kiesbett noch einmal überschlägt. Grund für den Unfall, bei dem der Italiener unverletzt bleibt, soll eine defekte Radaufhängung sein. © Thomas Melzer/Imago
Mick Schumacher wird nach einem Unfall aus seinem Haas-Boliden geborgen
Saudi-Arabien 2022: Mick Schumacher (Haas) kracht im Qualifying mit hohem Tempo in die Mauer. Der Deutsche muss aus seinem Wrack geborgen werden und wird zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht. Er bleibt unverletzt, kann das Rennen aber nicht starten. © Hoch Zwei/Imago
Suzuka 2014: Manor-Pilot Jules Bianchi kollidiert beim Formel-1-Rennen in Japan mit einem Bergungsfahrzeug
Suzuka 2014: Jules Bianchi (Marussia) verliert auf regennasser Fahrbahn die Kontrolle und rutscht in ein Bergefahrzeug, das sich um den Sauber von Adrian Sutil kümmert. Der Franzose erleidet schwere Kopfverletzungen, stirbt ein knappes Jahr später an den Folgen. © HochZwei/Imago
Spa 2012: Kurz nach dem Start kommt es zu einem Massenunfall mit mehreren Autos
Belgien 2012: Romain Grosjean (Lotus) verursacht einen spektakulären Startunfall, der unter anderem Fernando Alonso (Ferrari) und Lewis Hamilton (McLaren) aus dem Rennen reißt. Sechs Piloten scheiden aus, niemand wird verletzt. © Sven Simon/Imago
Das Red-Bull-Wrack von Sergio Perez nach dem Unfall beim Formel-1-Rennen in Monaco 2024
Monaco 2024: Sergio Perez (Red Bull) knallt nach einer Kollision mit Kevin Magnussen (Haas) heftig in die Leitplanken. Das Auto wird schwer beschädigt und alle Beteiligten bleiben unverletzt, aber das Rennen muss mit der roten Flagge unterbrochen werden. © Hoch Zwei/Imago
Red-Bull-Pilot Yuki Tsunoda hatte im Qualifying in Imola einen schweren Unfall
Imola 2025: Yuki Tsunoda (Red Bull) dreht sich nach einem Fahrfehler rückwärts in die Reifenstapel, woraufhin sein Auto abhebt und sich spektakulär überschlägt. Der Japaner kann selbstständig aussteigen und bleibt unverletzt. © Javier Jimenez/Imago

Erst mit knapp eineinhalbstündiger Verspätung, als sich der Regen vollständig verzogen hatte und sogar die Sonne herauskam, konnte das Rennen hinter dem Safety-Car endlich gestartet werden. Und schon kurz nach der Freigabe legte Piastri den Grundstein für seinen Sieg: Der WM-Spitzenreiter schob sich an Polesetter Norris vorbei und übernahm bereits früh im Rennen die Führung.

„Es war turbulent“, grinst Piastri nach der Zieldurchfahrt. „Ich wusste, dass ich ganz am Anfang die beste Chance habe, mir die Führung zu holen und dann das Rennen zu gewinnen. Ich bin gut aus der Eau Rouge rausgekommen, das hat mir geholfen.“ Teamkollege Norris ergänzt: „Oscar hat es einfach gut gemacht. Er kam am Anfang besser durch Eau Rouge durch, hat den Windschatten dann genutzt. Danach konnte ich nichts mehr machen.“

Red-Bull-Star Verstappen ohne Chance auf das Podium

Anschließend fuhr das McLaren-Duo der Konkurrenz an der Spitze davon. Auch der abgezogene Regen brachte nicht die erhoffte Spannung, denn die Strecke trocknete schnell ab. Bereits in der zwölften Runde wechselten die ersten Piloten auf Trockenreifen. Ferrari-Star Lewis Hamilton zählte zu den Ersten, die sich für den Wechsel entschieden – und lag damit goldrichtig. Der Brite, der nach einem verpatzten Qualifying fast vom Ende des Feldes starten musste, kämpfte sich damit bis auf Platz sieben nach vorn.

Auch der Rest des Feldes kam in den beiden folgenden beiden Runden zum Boxenstopp. Auffällig: Lando Norris war der einzige Fahrer, der auf die härtere Reifenmischung setzte. In der Schlussphase kam er damit zwar noch einmal an Piastri heran, doch eine Attacke gelang ihm nicht mehr – auch wegen eines Problems beim Boxenstopp und mehrerer Fehler, die wertvolle Sekunden kosteten. „Zum Schluss habe ich mit den Reifen gekämpft, da waren die Medium-Reifen nicht ideal für die letzten Runden“, gibt Rennsieger Piastri zu. „Aber ich hatte es größtenteils unter Kontrolle.“

Oscar Piastri (McLaren) gewinnt den Großen Preis von Belgien 2025.

Und Max Verstappen? Der Weltmeister, der am Vortag noch den Sprint gewann, hing nach dem Start hinter Ferrari-Star Leclerc fest und fand auf Regenreifen keinen Weg vorbei. Nach dem Wechsel auf Slicks musste sich der Red-Bull-Pilot kurzzeitig sogar nach hinten orientieren und sich gegen George Russell verteidigen. Danach fuhr der Niederländer auch wegen technischer Probleme mit seiner Antriebseinheit ein recht einsames Rennen, ohne realistische Chancen auf das Podium. Am Ende fehlten rund 1,5 Sekunden zum dritten Platz.

Nico Hülkenberg bleibt in Belgien ohne WM-Punkt

Hinter Verstappen kam Mercedes-Pilot Russell als Fünfter ins Ziel, gefolgt von Williams-Fahrer Alexander Albon. Hamilton verteidigte seine siebte Position bis zum Ende und wird damit zum Fahrer des Tages gewählt. Liam Lawson (Racing Bulls), Gabriel Bortoleto (Sauber) und Pierre Gasly (Alpine) komplettieren die Top 10.

Yuki Tsunoda (Red Bull, 13.) und Kimi Antonelli (Mercedes, 16.) bleiben ebenso ohne WM-Punkte wie Nico Hülkenberg. Der Sauber-Pilot wird Zwölfter, nachdem ein Poker mit einem zusätzlichen Boxenstopp am Ende nicht aufgegangen war.

Wie geht es weiter? Viel Zeit zur Erholung bleibt den Formel-1-Akteuren nicht. Schon am kommenden Wochenende findet mit dem Großen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring der nächste Grand-Prix statt. (SoBre)

Rubriklistenbild: © Florent Gooden/Imago