Lange und bewegte Karriere

Ausraster, Fan-Angriff, Schiri-Beleidigung: Der wütende Kompany im Porträt

  • VonJannek Ringen
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Vincent Kompany vom FC Burnley soll neuer Trainer beim FC Bayern werden. Doch wie tickt der Belgier, der einst für den HSV spielte?

München – Hat die ewige Trainersuche des FC Bayern bald ein Ende? Dem Vernehmen nach scheint der deutsche Rekordmeister kurz vor einer Einigung mit Vincent Kompany vom FC Burnley zu stehen. Der Trainer des englischen Absteigers ist aus seinen Stationen als Spieler beim Hamburger SV und Manchester City bekannt. Doch wie tickt der 38-Jährige?

Vincent Kompany: Fließender Übergang in die Trainerkarriere

Seine Spielerkarriere hatte Vincent Kompany beim RSC Anderlecht begonnen, ehe es das einstige belgische Mega-Talent 2006 zum Hamburger SV zog. Zwei Jahre sollte er bei den Hanseaten bleiben, bis er 2008 zu Manchester City wechselte, wo er einst Jürgen Klopp ins Tal der Tränen geschossen hatte. Elf Jahre, 360 Pflichtspiele und vier englische Meistertitel später ging es zurück zu seinem Jugendverein, wo er seine Karriere 2020 beendete und direkt Trainer des belgischen Topclubs wurde.

Für zwei Spielzeiten stand Kompany am Spielfeldrand beim RSC Anderlecht und belegte zweimal den dritten Platz. Den FC Burnley führte er mit attraktivem Fußball zurück in die Premier League, allerdings stieg seine Mannschaft chancenlos mit 24 Punkten nach 38 Spieltagen wieder ab. Dort läuft sein Vertrag noch bis 2028, sodass bei einem Wechsel eine hohe Ablösesumme fällig werden würde.

Vincent Kompany könnte die Antwort auf die Trainerfrage beim FC Bayern sein.

Vincent Kompany als einstiges „HSV-Sorgenkind“

Der einstige Weltklasse-Verteidiger gab auf dem Platz oftmals eine ruhige Figur ab, hat in der Vergangenheit jedoch auch gezeigt, dass es anders gehen kann. Im Jahr 2007 suspendierte ihn der damalige HSV-Coach Huub Stevens nach einer Auseinandersetzung mit Ivica Olic im Training, bei der der Belgier nachgetreten haben soll.

Mit 18 Jahren debütierte Kompany in der belgischen Nationalmannschaft und ließ 89 weitere Länderspiele folgen. Nach einigen Problemen in Hamburg bezeichnete die taz ihn in einem Artikel als „HSV-Sorgenkind“. Schwankende Leistungen und lustloses Verhalten auf dem Platz sowie Eskapaden daneben, wie eine verspätete Ankunft von den Olympischen Spielen in Peking, konnte er im Verlaufe seiner Karriere dennoch ablegen und zu einem echten Führungsspieler werden.

Immer wieder wird Kompany mit Rassimus konfrontiert

Sowohl zu seiner Zeit als aktiver Spieler als auch als Trainer wurde Kompany immer wieder mit Rassismus konfrontiert. Im Manchester-Derby 2013 wurden rassistische Schmähgesänge gegen den Innenverteidiger von der Polizei in Manchester untersucht. Und auch acht Jahre später musste er sich diesem Problem wieder stellen.

Im Topspiel gegen den FC Brügge wurden Kompany und seine Spieler mehrfach verbal von den gegnerischen Fans angegriffen. „Dieser Tag endet traurig, ich bin angewidert. Mein Staff und ich wurden während des gesamten Spiels beleidigt“, erklärte er nach der Partie sichtlich erregt dem TV-Sender Eleven.

Diese Trainer wurden mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht – aber hatten keine Lust

Xabi Alonso galt lange Zeit als Wunschlösung des FCB für den vakanten Posten, vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sollen auf den Basken scharf gewesen sein. Ende April gab der Meistertrainer auf einer Pressekonferenz aber seinen Verbleib in Leverkusen bekannt. „Mein Job hier ist noch nicht vorbei“, machte Alonso klar.
Xabi Alonso galt lange Zeit als Wunschlösung des FCB für den vakanten Posten, vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sollen auf den Basken scharf gewesen sein. Ende April gab der Meistertrainer auf einer Pressekonferenz aber seinen Verbleib in Leverkusen bekannt. „Mein Job hier ist noch nicht vorbei“, machte Alonso klar. © UWE KRAFT / Imago Images
Eine der ersten Alternativen war laut mehreren Medien der aktuelle Bundestrainer Julian Nagelsmann. Anstelle eines zweiten Engagements bei den Münchnern – er war bereits von Juli 2021 bis März 2023 in der Verantwortung – verlängerte er seinen Vertrag beim DFB bis Sommer 2026.
Eine der ersten Alternativen war laut mehreren Medien der aktuelle Bundestrainer Julian Nagelsmann. Anstelle eines zweiten Engagements bei den Münchnern – er war bereits von Juli 2021 bis März 2023 in der Verantwortung – verlängerte er seinen Vertrag beim DFB bis Sommer 2026. © Jan Huebner / Imago Images
Auch Ralf Rangnick steht nicht für den Posten zur Verfügung. Anfang Mai gab er bekannt, „mit vollem Herzen österreichischer Teamchef“ zu sein. „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele“, wurde er in einer Verbandsmitteilung zitiert.
Auch Ralf Rangnick steht nicht für den Posten zur Verfügung. Anfang Mai gab er bekannt, „mit vollem Herzen österreichischer Teamchef“ zu sein. „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele“, wurde er in einer Verbandsmitteilung zitiert. © ActionPictures / Imago Images
Über ein Interesse an Stuttgart-Coach Sebastian Hoeneß wurde ebenfalls spekuliert. Der verlängerte bei den Schwaben allerdings vorzeitig bis 2027 und erklärte Mitte April nach der Bundesliga-Partie gegen Werder Bremen: „Sie können ganz fest davon ausgehen, dass ich nächstes Jahr auch Trainer des VfB Stuttgart sein werde. Wenn ich die Idee gehabt hätte zu wechseln, dann hätte ich sicherlich nicht meinen Vertrag verlängert.“
Über ein Interesse an Stuttgart-Coach Sebastian Hoeneß wurde ebenfalls spekuliert. Der verlängerte bei den Schwaben allerdings vorzeitig bis 2027 und erklärte Mitte April nach der Bundesliga-Partie gegen Werder Bremen: „Sie können ganz fest davon ausgehen, dass ich nächstes Jahr auch Trainer des VfB Stuttgart sein werde. Wenn ich die Idee gehabt hätte zu wechseln, dann hätte ich sicherlich nicht meinen Vertrag verlängert.“ © Sportfoto Rudel / Imago Images
Roberto De Zerbi machte sich bei Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion einen Namen, gilt als eines der größten Trainertalente Europas – und will wohl nicht weg von der englischen Südküste. „Wir werden mit Tony [Bloom, Klub-Chef, Anm. d. Red.] sprechen. Ich würde gerne in Brighton bleiben“, wurde De Zerbi Anfang Mai von Sky Sports News zitiert. Laut Sport Bild soll vor allem FCB-Sportvorstand Max Eberl die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben haben.
Roberto De Zerbi machte sich bei Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion einen Namen, gilt als eines der größten Trainertalente Europas – und will wohl nicht weg von der englischen Südküste. „Wir werden mit Tony [Bloom, Klub-Chef, Anm. d. Red.] sprechen. Ich würde gerne in Brighton bleiben“, wurde De Zerbi Anfang Mai von Sky Sports News zitiert. Laut Sport Bild soll vor allem FCB-Sportvorstand Max Eberl die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben haben. © Shutterstock / Imago Images
Auch der Spanier Unai Emery wurde rund um die Säbener Straße gehandelt – und auch er steht nicht zur Verfügung. Stattdessen machte der englische Traditionsklub Aston Villa Ende April publik, dass der Kontrakt mit Emery bis 2027 ausgedehnt wurde.
Auch der Spanier Unai Emery wurde rund um die Säbener Straße gehandelt – und auch er steht nicht zur Verfügung. Stattdessen machte der englische Traditionsklub Aston Villa Ende April publik, dass der Kontrakt mit Emery bis 2027 ausgedehnt wurde. © Shutterstock / Imago Images
Nachdem der FCB und Thomas Tuchel zuletzt wieder Gespräche über eine Verlängerung der Zusammenarbeit führten, bestätige dieser vor dem letzten Bundesliga-Spieltag 23/24 endgültig seinen Abschied. „Es bleibt bei der Vereinbarung vom Februar“, so der Coach, der somit seinen Posten räumen wird.
Nachdem der FCB und Thomas Tuchel zuletzt wieder Gespräche über eine Verlängerung der Zusammenarbeit führten, bestätige dieser vor dem letzten Bundesliga-Spieltag 23/24 endgültig seinen Abschied. „Es bleibt bei der Vereinbarung vom Februar“, so der Coach, der somit seinen Posten räumen wird. © Sammy Minkoff / Imago Images

Kompany kann auch aufbrausend

Sicherlich ist Kompany in den vergangenen Jahren durch seine ruhige Art und Weise als Spieler in Erinnerung geblieben. Als Trainer kann der 38-Jährige jedoch auch aufbrausend sein, wie er in dieser Saison mehrmals gezeigt hat. Ende März traf der FC Burnley auf den FC Chelsea und verspielte mit einem 2:2 wichtige Punkte im Abstiegskampf. Nach einem umstrittenen Elfer für die Blues konnte sich Kompany nicht mehr kontrollieren.

Er schimpfte auf den Schiedsrichter Darren England ein und war kaum noch zu beruhigen. „Sie sind ein beschissener Betrüger“, soll Kompany dem Schiedsrichter gesagt haben. Nachdem er die Rote Karte gesehen hatte, konnte er sich immer noch nicht beruhigen und ließ ein „verdammter Betrüger“ folgen. Aber auch die eigenen Spieler dürften gewarnt sein, denn beim RSC Anderlecht hielt er einst eine flammende Kabinen-Predigt. Der Trainer und Mensch Vincent Kompany ist äußerst facettenreich. (jari)

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