Bayern-Routinier heiß auf EM-Viertelfinale gegen Spanien

Bemerkenswerte Rolle für Thomas Müller: DFB-Star wie einst Cristiano Ronaldo

  • Manuel Bonke
    VonManuel Bonke
    schließen
  • Philipp Kessler
    Philipp Kessler
    schließen

Thomas Müller ist und bleibt ein Phänomen – sowohl auf als auch abseits des Platzes. Bei der EM gibt der Routinier seinen Teamkollegen Ratschläge.

Herzogenaurach – Thomas Müller ist und bleibt ein Phänomen – sowohl auf als auch abseits des Platzes!

Als die Achtelfinal-Partie zwischen Deutschland und Dänemark wegen des Unwetters unterbrochen wurde, versammelten sich die Mannschaften vor der Trainerbank, ehe sie in die Kabine geschickt wurden. Müller nutzte die Gunst der Stunde, schnappte sich ein paar Spieler und gab ihnen seine taktische Sicht der Dinge mit auf den Weg.

Selbst Kapitän Ilkay Gündogan hörte dem 34-Jährigen aufmerksam zu. Diese Szene steht sinnbildlich für die Rolle des Münchners im DFB-Team: Von wegen Maskottchen, Müller macht den Spielertrainer!

Thomas Müller wie einst CR7: DFB-Star coacht auch von der Seitenlinie

Es gibt viele Schnappschüsse des Bayern-Stars aus Dortmund, die das dokumentieren: Mal gibt er im Beisein von Bundestrainer Julian Nagelsmann taktische Anweisungen am Spielfeldrand, mal stürmt er gemeinsam mit dem Nationalcoach und dessen Co-Trainer-Team zur Schiedsrichter-Beschwerde an die Seitenlinie. Als Stürmer Niclas Füllkrug in der 64. Minute eingewechselt wurde, gab ihm Müller ein paar motivierende Worte mit auf den Weg, Leroy Sané erhielt während des Spiels ebenfalls Instruktionen.

Obwohl die Vereinsikone des FC Bayern auf gerade einmal 16 EM-Einsatzminuten kommt, genießt sie innerhalb der Mannschaft höchsten Respekt, dementsprechend ernst wird Müllers Meinung genommen. Kein Wunder: Der Weltmeister von 2014 zählt gemeinsam mit Torhüter Manuel Neuer und Mittelfeld-Stratege Toni Kroos mit Abstand zu den erfolgreichsten Spielern im Kader.

Der erfolgreichste deutsche Fußballer aller Zeiten: Die unfassbare Trophäensammlung des Toni Kroos

Der Münchner Rathausbalkon am Marienplatz war für Toni Kroos ein bekannter Ort: Insgesamt drei Meisterschaften (2008, 2013 und 2014) feierte er dort mit dem FC Bayern.
Der Münchner Rathausbalkon am Marienplatz war für Toni Kroos ein bekannter Ort: Insgesamt drei Meisterschaften (2008, 2013 und 2014) feierte er dort mit dem FC Bayern.  © imago sportfotodienst
Einen weiteren inoffiziellen Titel kann Kroos ebenfalls nicht mehr genommen werden: Eine Bierdusche von Pep Guardiola bekommen.
Einen weiteren inoffiziellen Titel kann Kroos ebenfalls nicht mehr genommen werden: Eine Bierdusche von Pep Guardiola bekommen. © imago sportfotodienst
Auch den DFB-Pokal konnte er dreimal mit den Bayern gewinnen (2008, 2013, 2014).
Auch den DFB-Pokal konnte er dreimal mit den Bayern gewinnen (2008, 2013, 2014). © imago sportfotodienst
In der Saison 2012/13 holte er das Triple mit den Bayern und streckte zum ersten Mal den Henkelpott in die Luft. Es sollte nicht sein letzter Titel in der Champions League sein.
In der Saison 2012/13 holte er das Triple mit den Bayern und streckte zum ersten Mal den Henkelpott in die Luft. Es sollte nicht sein letzter Titel in der Champions League sein.  © imago sportfotodienst via www.imago-images.de
Die Triple-Saison der Bayern startete bereits mit einem ersten Titel-Highlight im August 2012 mit dem Gewinn des DFL-Supercups.
Die Triple-Saison der Bayern startete bereits mit einem ersten Titel-Highlight im August 2012 mit dem Gewinn des DFL-Supercups.  © imago sportfotodienst
Nach der bitteren Pleite im „Finale dahoam“ von 2012 gelangen Kroos und den Bayern dann immerhin mit dem Sieg im UEFA-Supercup 2013 so etwas wie eine kleine Revanche gegen den FC Chelsea.
Nach der bitteren Pleite im „Finale dahoam“ von 2012 gelangen Kroos und den Bayern dann immerhin mit dem Sieg im UEFA-Supercup 2013 so etwas wie eine kleine Revanche gegen den FC Chelsea.  © imago sportfotodienst
2014 krönte sich der FC Bayern dann auch noch zum FIFA-Klub-Weltmeister. Es sollte der letzte Titel von Kroos bei den Bayern sein. Anschließend wechselte er zu Real Madrid.
2014 krönte sich der FC Bayern dann auch noch zum FIFA-Klub-Weltmeister. Es sollte der letzte Titel von Kroos bei den Bayern sein. Anschließend wechselte er zu Real Madrid.  © imago sportfotodienst
Bei den Königlichen wurde die Titelsammlung von Kroos dann um vier spanische Meisterschaften (2017, 2020, 2022, 2024) erweitert.
Bei den Königlichen wurde die Titelsammlung von Kroos dann um vier spanische Meisterschaften (2017, 2020, 2022, 2024) erweitert.  © IMAGO
Bei dem prall gefüllten Vitrinenschrank kommt es fast überraschend daher, dass Kroos mit Real Madrid nur einmal den spanischen Pokal (2023) holen konnte.
Bei dem prall gefüllten Vitrinenschrank kommt es fast überraschend daher, dass Kroos mit Real Madrid nur einmal den spanischen Pokal (2023) holen konnte.  © IMAGO/Mutsu Kawamori
In der Champions League sammelte Toni Kroos jedenfalls mehr Pokale: Ganze fünfmal holte er mit Real den Henkelpott nach Madrid (2016, 2017, 2018, 2022 und 2024), dabei sogar dreimal infolge.
In der Champions League sammelte Toni Kroos jedenfalls mehr Pokale: Ganze fünfmal holte er mit Real den Henkelpott nach Madrid (2016, 2017, 2018, 2022 und 2024), dabei sogar dreimal infolge. © Peter Schatz
Den UEFA-Supercup holte Kroos ebenfalls viermal mit den Königlichen (2015, 2017, 2018 und 2023).
Den UEFA-Supercup holte Kroos ebenfalls viermal mit den Königlichen (2015, 2017, 2018 und 2023).  © IMAGO/Jan Huebner
Die FIFA-Klub-WM gewann Kroos dagegen fünfmal mit Real Madrid (2015, 2017, 2018, 2019 und 2023).
Die FIFA-Klub-WM gewann Kroos dagegen fünfmal mit Real Madrid (2015, 2017, 2018, 2019 und 2023).  © imago sportfotodienst
Den spanischen Superpokal konnte Kroos auch viermal (2018, 2020, 2022 und 2024) gewinnen.
Den spanischen Superpokal konnte Kroos auch viermal (2018, 2020, 2022 und 2024) gewinnen.  © imago sportfotodienst
Den aber wohl bedeutungsvollsten Pokal seiner Karriere holte Toni Kroos 2014 mit dem WM-Titel in Brasilien.
Den aber wohl bedeutungsvollsten Pokal seiner Karriere holte Toni Kroos 2014 mit dem WM-Titel in Brasilien.  © imago sportfotodienst

„Spielertrainer“ Thomas Müller: „Wir können La Furia Roja knacken“

Darüber hinaus verfügt er über eine einzigartige Empathie oder wie es der Bundestrainer vor Turnier-Start formulierte: „Thomas verbindet die Rapper und die Jodler in der Mannschaft.“ Darüber hinaus analysiert Müller bereits seit einigen Jahren Spiele in der Nachbetrachtung in bester Cheftrainer-Manie und nimmt dabei auch öffentlich kein Blatt vor dem Mund. Die idealen Voraussetzungen für einen Spieler-Co-Trainer.

In der Gesamtbetrachtung spricht Müller davon, dass die Mannschaft stark ins Turnier gestartet sei, und lässt den Weg ins Viertelfinale Revue passieren: „Wir sind klasse ins Turnier gekommen und haben uns gewissenhaft vorbereitet. Alles in allem sind wir als verdienter Gruppensieger in die K.-o.-Runde gegangen. Mit einer grundsoliden Performance gegen Dänemark haben wir das Ticket für einen echten Knaller im Viertelfinale geebnet.“

Ersatzspieler Thomas Müller (re.) gab den DFB-Stars im Achtelfinale in Dortmund Ratschläge.

Müller setzt gegen Spanien auf Heim-Vorteil der DFB-Elf

Und welche Chancen räumt der Bayer seiner Mannschaft nun gegen die Spanier im Viertelfinale ein? „Der Motor läuft gut geölt, wir sind bereit für die nächste Herausforderung“, schreibt Müller in seinem Newsletter und erinnert sich dabei an die letzten Aufeinandertreffen, die er als „recht ausgeglichen“ bezeichnet: „Und so sehe ich das auch für den kommenden Freitag. Das wird wahrscheinlich eine ganz knappe Kiste. Die Spanier präsentieren sich bisher als sehr spielfreudige und effektive Mannschaft. Aber ich sehe da auch genügend Ansatzpunkte, mit denen wir La Furia Roja, wie sie auch genannt werden, knacken können.“

Für das Kracher-Duell im Viertelfinale setzt Müller freilich auch auf den Heimvorteil der DFB-Elf: Es sei schön, überall Deutschland-Trikots- und Fahnen zu sehen. „Mich freut, dass sich so viele Menschen mit der Nationalmannschaft identifizieren können und ein gesundes Selbstverständnis mit unserem schönen Land und seiner Vielfalt entwickeln.“ Manchmal könne Völkerverständigung eben so einfach sein: „In diesem Sinne wünsche ich uns allen weiterhin ein friedliches, herzliches und weltoffenes Fußballfest in Deutschland. Wir werden alles geben, um ins Finale zu kommen und den Traum des EM-Titels im eigenen Land möglich zu machen.“ Der EM-Titel fehlt Müller noch in seiner Sammlung. Manuel Bonke, Philipp Kessler

Rubriklistenbild: © IMAGO/Gerhard Schultheiß