Überzeugende Auftritte zuletzt

Nagelsmann-Liebling winkt EM-Ticket: Klinsmann wusste es schon vor vier Jahren

  • Florian Schimak
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Maxi Mittelstädt hat sich vor der EM in der Nationalmannschaft zuletzt festgespielt. Jürgen Klinsmann hat diese Entwicklung bereits vor Jahren geahnt.

München – Mit zwei Spielen raus aus der Krise!

Das DFB-Team hat mit den starken Auftritten zuletzt in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) so etwas wie eine sanfte EM-Stimmung in Deutschland geweckt. Von Euphorie kann zwar noch keine Rede sein, aber die geplante Fahnen-Aktion des Verbands zeugt immerhin schon einmal von einer besonderen Unterstützung.

Sportlich mit ein Grund für die ansprechenden Auftritte der Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann waren die Leistungen von Maximilian Mittelstädt. Der Linksverteidiger des VfB Stuttgart feierte gegen die Franzosen sein Debüt und bekam dabei sogar Lob von höchster Stelle. Kurz darauf glänzte er trotz eklatantem Patzer sogar als Torschütze gegen die Elftal.

DFB-Linksverteidiger: Maxi Mittelstädt auf EM-Kader-Kurs

Der 27-Jährige gehört in dieser Spielzeit definitiv zu den positiven Überraschungen. Erst im Sommer kam er als Absteiger von Hertha BSC, wo er kaum zum Zuge kam, ins Schwabenland und blühte dort unter Sebastian Hoeneß auf. Für die Heim-EM im Sommer hat Mittelstädt nun mit seinem starken Debüt seinen Platz als Linksverteidiger vorerst zementiert.

Vermutlich nicht einmal die größten Experten hätten Mittelstädt eine solche Entwicklung zugetraut. Lediglich einer hat es bereits vor einigen Jahren gewusst, welch Potenzial im damals noch jungen Linksfuß schlummerte: Jürgen Klinsmann!

Maxi Mittelstädt (1.v.l.) feierte kürzlich sein Debüt im DFB-Dress.

Nagelsmann-Liebling winkt EM-Ticket: Klinsmann wusste es schon vor vier Jahren

Der ehemalige DFB-Teamchef war von November 2019 bis Februar 2020 Trainer der Hertha. Wie erfolgreich die rund dreimonatige Zusammenarbeit war, ist hinlänglich bekannt. Nach Klinsis Abgang aus der Hauptstadt wurde eine geheime Liste veröffentlicht, auf der der Ex-Coach die Hertha-Spieler eingeschätzt hatte.

So stand damals bei Maxi Mittelstädt: „Top-Talent, großer Mehrwert möglich mit über 20 Mio.“. Zwar ist der VfB-Star aktuell „nur“ 14 Millionen wert (Quelle: transfermarkt.de), doch nach einer womöglich erfolgreichen EM als DFB-Linksverteidiger dürfte sich dieser vervielfachen.

Alle EM-Trikots des DFB seit 1972 in der Übersicht

Gerd Müller erzielte im klassischen Schwarz und Weiß gehalten im Finale der EM 1972 in Belgien einen Doppelpack – die BR Deutschland gewann mit 3:0 gegen die Sowjetunion. Uli Hoeneß trägt hier das Auswärtsdress, grün mit weißem Kragen, weißer Hose und grünen Stutzen.
Gerd Müller erzielte im klassischen Schwarz und Weiß im Finale der EM 1972 in Belgien einen Doppelpack – die BR Deutschland gewann mit 3:0 gegen die Sowjetunion. Uli Hoeneß trägt hier das Auswärtsdress, grün mit weißem Kragen, weißer Hose und grünen Stutzen. © Bildmontage IMAGO / Colorsport + IMAGO / Colorsport
Die EM 1976 im ehemaligen Jugoslawien hatte die DFB-Stars wieder im schlichten Schwarz-Weiß empfangen. Gegen die Tschechoslowakei verlor man im Final-Elfmeterschießen 3:5.
Die EM 1976 im ehemaligen Jugoslawien hatte die DFB-Stars wieder im schlichten Weiß-Schwarz empfangen. Gegen die Tschechoslowakei verlor man im Final-Elfmeterschießen 3:5. © imago sportfotodienst
Farblich blieben die Akzente weiterhin aus: Bei der EM 1980 in Italien sorgte aber immerhin der Kragen für Aufsehen. Sportliches Resümee: Europameister.
Farblich blieben die Akzente weiterhin aus: Bei der EM 1980 in Italien sorgte aber immerhin der Kragen für Aufsehen. Sportliches Resümee: Europameister. © Pressefoto Rudel/Herbert Rudel via www.imago-images.de
Jetzt aber: Auf dem DFB-Trikot zeichneten sich leichte Querstreifen ab, die modische Revolution hat begonnen. Tatort: EM 1984 in Frankreich.
Jetzt aber: Auf dem DFB-Trikot zeichneten sich leichte Querstreifen ab, die modische Revolution hat begonnen. Tatort: EM 1984 in Frankreich. Sportlich lief es überhaupt nicht, Aus bereits in der Gruppenphase. © Pressefoto Rudel/Herbert Rudel via www.imago-images.de
Deutschland erstrahlte bei der EM 1988 im eigenen Land erstmals in Schwarz-Rot-Gold. Aus im Halbfinale gegen die Niederlande.
Deutschland erstrahlte bei der EM 1988 im eigenen Land erstmals in Schwarz-Rot-Gold. Brachte fast den ganz großen Erfolg, Aus im Halbfinale gegen die Niederlande. © imago sportfotodienst
EM 1992 in Schweden: Schwarz-Rot-Gold auf den Schultern und ansatzweise im Kragen. Finalniederlage gegen Dänemark.
EM 1992 in Schweden: Schwarz-Rot-Gold auf den Schultern und ansatzweise im Kragen. Finalniederlage gegen Dänemark. © IMAGO/Pressefoto Rudel/Herbert Rudel
Mehmet Scholl und Co. trugen bei der EM 1996 in England wieder eher schlicht, aber mit landesfarblichem Touch am Ärmelende sowie im Kragen. Finalsieg über Tschechien durch Golden Goal.
Mehmet Scholl und Co. trugen bei der EM 1996 in England wieder eher schlicht, aber mit landesfarblichem Touch am Ärmelende sowie im Kragen. Finalsieg über Tschechien durch Golden Goal. © Laci Perenyi via www.imago-images.de
Aus bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlagen als Letzter der Gruppenphase – und auch die Trikots waren eher weniger der Hingucker. Das Heimtrikot war schlicht gehalten, auswärts lief das DFB-Team wieder mal in Grün auf.
Aus bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlagen als Letzter der Gruppenphase. Das Heimtrikot war schlicht gehalten, auswärts lief das DFB-Team wieder mal in Grün auf. © Bildmontage Rolf Kosecki/Imago + IMAGO / Horstmüller
Sportlich glich auch die EM 2004 in Portugal einem Horrorszenario – Aus in der Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge. Das Auswärtsgrün wich einem Auswärtsschwarz, das Heimtrikot war dem zur vorherigen Europameisterschaft ziemlich ähnlich.
Sportlich glich auch die EM 2004 in Portugal einem Horrorszenario – Aus in der Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge. Das Auswärtsgrün wich einem Auswärtsschwarz, das Heimtrikot war dem der vorherigen Europameisterschaft ziemlich ähnlich. © Bildmontage IMAGO / Camera 4 + IMAGO / Pixsell
Schwarz-Rot-Gold war in Österreich und der Schweiz bei der EM 2008 wieder mitten auf der Brust zu sehen – erst dick in Schwarz, dann in Rot und Gold schmal darunter. Beim Auswärtstrikot setzte der DFB auf ein ungewohnt schrilles Rot, garniert mit einem schwarzen Balken in der Mitte. Finalniederlage gegen Spanien.
Schwarz-Rot-Gold war in Österreich und der Schweiz bei der EM 2008 wieder mitten auf der Brust zu sehen – erst dick in Schwarz, dann in Rot und Gold schmal darunter. Beim Auswärtstrikot setzte der DFB auf ein ungewohnt schrilles Rot, garniert mit einem schwarzen Balken in der Mitte. Finalniederlage gegen Spanien. © Bildmontage IMAGO / Bernd König + IMAGO / Sven Simon
Polen und die Ukraine waren Gastgeber der EM 2012, bei der die DFB-Elf wieder auf eher schlichte Trikots setzte. Das Heimjersey war fast komplett in Weiß gehalten, hatte dazu leichte schwarze Streifen. Auswärts war ein knalliges Grün ziemlich auffällig. Fast wie die Leistungen: Halbfinalniederlage gegen Italien.
Polen und die Ukraine waren Gastgeber der EM 2012, bei der die DFB-Elf wieder auf eher schlichte Trikots setzte. Das Heimjersey war fast komplett in Weiß gehalten, hatte dazu leichte schwarze Streifen. Auswärts war ein knalliges Grün ziemlich auffällig. Fast wie die Leistungen: Halbfinalniederlage gegen Italien. © Bildmontage IMAGO / Sportimage + IMAGO / DeFodi
Der zwei Jahre zuvor geholte WM-Pokal zierte beim Heimtrikot die deutsche Brust, das Auswärtsleibchen wurde bei der EM 2016 in Frankreich in Grau und Grün gehalten. Grau für die Hinterhöfe und Bolzplätze, Grün für die Rasenplätze der Vereinsmannschaften. Wieder Niederlage im Halbfinale, diesmal gegen Frankreich.
Der zwei Jahre zuvor geholte WM-Pokal zierte beim Heimtrikot die deutsche Brust, das Auswärtsleibchen wurde bei der EM 2016 in Frankreich in Grau und Grün gehalten. Grau für die Hinterhöfe und Bolzplätze, Grün für die Rasenplätze der Vereinsmannschaften. Wieder Niederlage im Halbfinale, diesmal gegen Frankreich. © Bildmontage IMAGO / Fotostand + IMAGO / Fotoarena
Das Grün im Auswärtstrikot wich bei der kontinental ausgetragenen EM 2021 wieder dem schwarzen Grund. Ansonsten spielte das DFB-Team in Weiß mit länglichen schwarzen Streifen. Die Ära Jogi Löw endete, Deutschland schied im Achtelfinale gegen England aus.
Das Grün im Auswärtstrikot wich bei der kontinental ausgetragenen EM 2021 wieder dem schwarzen Grund. Ansonsten spielte das DFB-Team in Weiß mit länglichen schwarzen Streifen. Die Ära Jogi Löw endete, Deutschland schied im Achtelfinale gegen England aus. © Bildmontage IMAGO / Sven Simon + IMAGO / ULMER Pressebildagentur

Maxi Mittelstädt im DFB-Team: Bei Hertha flop, beim VfB top

Der Bundestrainer hat inzwischen in Mittelstädt einen kleinen Liebling gefunden („ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, freundlich, gut gelaunt, immer“). Im Zuge der Nominierungen erklärte Nagelsmann, dass der Ex-Berliner datenbasierend zu den vier besten Linksverteidigern Europas gehöre.

In den vier Jahren bei der Hertha konnte Mittelstädt das Attribut Top-Talent zwar selten untermauern, kam aber dennoch auf 145 Bundesligaspiele in dieser Zeit. Für Nagelsmanns EM-Kader hatte ihn aber bis zum vergangenen Sommer garantiert niemand auf der Rechnung.

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Ein weiterer Spieler, der damals unter Klinsmanns Abrechnungsliste auftauchte, war Arne Maier. Über ihn schrieb er damals: „Oft verletzt, aber Mega-Talent, kann aber über mindestens 20 Mio. einbringen in 2 bis 3 Jahren, aber nur, wenn es ein leistungsförderndes Umfeld bei Hertha gibt.“

Das gab‘s offenbar nicht. Seit 2021 läuft Maier für den FC Augsburg auf. Im Dunstkreis der Nationalmannschaft ist der 25-Jährige derzeit noch nicht zu finden. Jürgen Klinsmann muss ja nicht mit allem recht haben … (smk)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Ulmer/Teamfoto/Nico Herbertz