Erziehung und Emotionen
Wie Eltern ihre Wut effektiv managen können, um Konflikte zu verhindern
VonJoy Gantevoortschließen
Eltern sind ebenso anfällig für Wut, wie ihre Kinder. Was diese starke Emotion bedeutet und wie man sie handhabt, erläutern Experten.
Elternsein bedeutet Liebe, Freude und ein ständiges Lernen – aber manchmal auch Wut. Konflikte mit Kindern können frustrierend sein und bringen selbst die geduldigsten Eltern an ihre Grenzen. Doch Wut ist kein Feind. Sie ist ein Signal, das uns auf innere Bedürfnisse aufmerksam macht und uns helfen kann, mit schwierigen Situationen besser umzugehen.
Wut als Wegweiser für innere Bedürfnisse
„Gefühle wie Wut liefern wichtige Informationen über unsere Bedürfnisse und sind auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Kommunikation“, erklärt Psychologin Mara Pelt bei family. Anstatt Wut zu unterdrücken, können Eltern sie als Hinweis sehen: Was belastet mich gerade? Wo brauche ich Unterstützung? Ein Spaziergang an der frischen Luft, bewusste Atemübungen oder der Austausch mit Familie und Freunden können helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Auch Psychotherapeutin Melanie Schüer ermutigt Eltern in ihrer Kolumne, die alltäglichen Herausforderungen mit mehr Selbstmitgefühl zu betrachten. „Dass Eltern mal die Geduld verlieren, ist verständlich“, sagt sie. Schlafmangel, Terminchaos und die hohen Ansprüche an sich selbst führen schnell dazu, dass die Nerven blank liegen. „Es geht darum, Wut nicht zu verurteilen, sondern sie zu akzeptieren und bewusst damit umzugehen.“
Strategien für mehr Gelassenheit
Damit Wut nicht die Kontrolle übernimmt, können kleine Schritte helfen, den Umgang mit ihr zu verbessern:
- Eine Pause machen: Tief durchatmen, den Raum verlassen oder eine kurze Auszeit nehmen, um wieder klar denken zu können.
- Gefühle erklären: Kinder verstehen viel mehr, als man denkt. Ein einfaches „Ich merke, dass ich gerade wütend werde“ kann die Situation entschärfen.
- Nachspüren: Was hat die Wut ausgelöst? War es Erschöpfung, Überforderung oder ein anderes Gefühl? Diese Reflexion hilft, ähnliche Situationen in Zukunft besser zu meistern.
- Entschuldigen: Ein ehrliches „Es tut mir leid“ zeigt dem Kind, dass auch Eltern Fehler machen dürfen – und wie man Verantwortung übernimmt.
Fehler machen gehört dazu
Eltern sind nicht perfekt – und das müssen sie auch nicht sein. „Eine sichere Bindung aufzubauen, heißt nicht, alles richtig zu machen, sondern Fehler einzugestehen und daraus zu lernen“, so Pelt. Kinder profitieren davon, wenn sie sehen, dass auch Erwachsene manchmal laut werden, sich aber entschuldigen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wut ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein natürlicher Teil des Familienlebens. Sie bietet die Chance, innezuhalten, sich selbst besser zu verstehen und eine gesunde Kommunikation zu fördern. Kinder lernen von ihren Eltern, wie man mit starken Gefühlen umgeht – und genau darin liegt die große Chance. Mit Verständnis, Reflexion und einer Prise Humor lässt sich Wut in etwas verwandeln, das Eltern und Kinder näher zueinander bringt.
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