Erziehung

Wenn die Kleinen sprechen lernen: Warum Eltern ihr Kind nicht korrigieren sollten

  • Anne Hund
    VonAnne Hund
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Kritisiere man das Kind, weil es ein Wort falsch ausgesprochen habe, verliere es die Lust am Sprechen, betonen Fachleute – und erklären, was stattdessen hilft.

„Mama“, „Papa“, „Oma“ oder „Opa“: Wenn das Kind die ersten Worte spricht, sind die Eltern entzückt. Denn schließlich beginnt der Nachwuchs nun auch auf diese Art und Weise, Kontakt zur Umwelt aufzunehmen. Und das Kind beschreibt die geliebten Personen aus seiner Umgebung in der Regel zuerst.

Wenn Kinder neue Wörter lernen wollen: Welche Rolle spielen Bilderbücher?

Beim Erlernen von immer mehr Wörtern hat jedes Kind sein eigenes Tempo. „Im Allgemeinen fangen Kinder ab einem Alter von ungefähr sechs Monaten an zu plappern und sagen ihre ersten Worte zwischen zehn und 15 Monaten“, informiert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf Kinderaerzte-im-Netz.de. Die meisten Kinder beginnen den Fachleuten zufolge mit ungefähr zwölf Monaten zu sprechen. „Sie lernen dann immer mehr Wörter und fügen diese mit etwa 18 Monaten zu einfachen Sätzen zusammen“, heißt es in der früheren Mitteilung.

Eltern könnten „schon sehr früh mit einfachen Maßnahmen“ einen positiven Einfluss auf die sprachliche Entwicklung des Kindes haben, betonen die Experten demnach. Das „gemeinsame Lesen“ von Bilderbüchern eigne sich besonders gut, um Kinder dabei zu unterstützen, ihre Sprachentwicklung anzuregen. Denn in Bilderbüchern könnten Kinder über das Erkennen und Entdecken von anfangs einfachen Gegenständen und später komplexen Szenen-Bildern die dazugehörigen Worte kennenlernen. Neben dem Entdecken der Sprache fördere das gemeinsame Bilderbuchlesen auch die Aufmerksamkeit und das konzentrierte Zuhören.

Eltern sollten mit ihren Kindern gern öfter Bilderbücher anschauen und ihnen vorlesen. (Symbolbild)

Das Kind nicht korrigieren, wenn es etwas falsch ausspricht

Später, wenn die Kinder schon Sprache verstehen und anfangen, über „Warum“- und „Wie“-Fragen Ursachen und Zusammenhänge ihrer Lebenswelt erkennen zu wollen, sollten Eltern „geduldig antworten“, heißt es weiter in der Mitteilung auf Kinderaerzte-im-Netz.de. Einer der dort genannten Tipps: Die Eltern könnten in dem Zusammenhang auch einfache Fragen stellen, die sich vom Kind nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“, sondern nur mit kleinen Sätzen beantworten lassen. Sollte dabei „Wortsalat“ beim Kind entstehen“ – zum Beispiel, indem es sagt, dass „die Toffeln gut schmecken“, sollten Eltern das Kind nicht kritisieren, sondern den Satz mit einer einfachen Konstruktion und dem richtigen Wort wiederholen. In dem Fall genügt ein Satz wie: „Ja, die Kartoffeln schmecken gut.“

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Sich mit dem Kind über erlernte Worte oder Sätze freuen

Der Bayerische Erziehungsratgeber empfiehlt zudem, mit seinem Kind deutlich und langsam zu sprechen. „Sehen Sie das Kind an, während Sie mit ihm sprechen“, heißt es unter anderem zu den Tipps auf baer.bayern.de, wie Eltern ihr Kind beim Sprechenlernen bestmöglich unterstützen können. Wichtig: Lob und Freude für gelungene Worte oder Sätze seinen für das Kind ein großer Anreiz, weiterzulernen. Schimpfe man das Kind, weil es ein Wort falsch ausgesprochen habe, verliere es die Lust am Sprechen. 

Was Kinder unselbstständig macht: Sieben Angewohnheiten der Eltern bremsen ihren Nachwuchs aus

Junge klettert auf dem Spielplatz und Vater kommt zu Hilfe
Mit dem Kind auf den Spielplatz gehen, wo es sich richtig schön austoben kann. Wenn dann auch noch ein tolles Klettergerüst dabei ist, noch besser. Doch für manche Eltern ist es schwer, beim Klettern ihres Kindes ruhig zu bleiben, denn es könnte ja etwas passieren, das Kind könnte herunterfallen. Natürlich ist die Fürsorge der Eltern für das Kind wichtig und unerlässlich, doch in Situationen wie diesen sollten Sie versuchen, Ihrem Kind seinen Freiraum zu lassen, ohne es zu ermahnen oder gleich zu verbieten. So kann sich das Kind ausprobieren und entdecken, was für die persönliche Entwicklung wichtig ist. Das Schönste daran: Kinder sind dann häufig so stolz auf sich selbst, wenn es ihnen gelungen ist, ohne Hilfe hochzuklettern. (Symbolbild) © Mareen Fischinger/Imago
Mutter und Vater kochen in der Küche, Sohn schaut zu
Aus Angst, es könnte sich beim Schnippeln verletzen oder es „nicht richtig“ machen, lassen Eltern dann lieber ihr Kind außen vor, anstatt es beim Kochen helfen zu lassen. Dabei ist es klug, den Nachwuchs in jungen Jahren ans Essen zubereiten heranzuführen und es wie selbstverständlich einzubinden. Zwar sollte man dann mehr Zeit einplanen, doch je früher ein Kind sich ausprobieren kann, desto eher lernt es, wird selbstständiger und ist gut vorbereitet fürs spätere Leben. (Symbolbild) © Philippe Degroote/Imago
Geschwister-Kinder streiten sich vor Mutter
Kinder, die einen Konflikt haben und sich streiten, sollten dies auch mal tun können, ohne dass die Eltern oder Erwachsene sich umgehend einschalten. In vielen Fällen löst sich die Schwierigkeit tatsächlich von alleine und von außen ist keine Hilfe vonnöten. Für die Entwicklung von Kindern ist es sinnvoll, eine gewisse Streitkultur zu erleben, sei es mit den Geschwisterkindern, mit dem Kind im Kindergarten oder auf dem Spielplatz. Und dann auch zu erfahren, wie es ist und sich anfühlt, wenn der Streit selbst gelöst werden konnte, ganz ohne die Eltern. (Symbolbild) © Angel Santamaria/Imago
Vater bindet Sohn die Schuhe
Häufig muss es in der Früh auf dem Weg in den Kindergarten oder die Schule schnell gehen. Weil Kinder noch kein richtiges Zeitgefühl haben, ist es für sie nicht so einfach, rechtzeitig fertig zu sein. Dann nimmt Mama oder Papa durchaus mal dem Sprössling das Schuhe-Anziehen ab. Einfach mal versuchen, ca. zehn Minuten eher aufzustehen und mehr Zeit in der Früh einzuplanen, sodass Ihr Kind sich im Anziehen der Kleidung und Schuhe selbst probieren kann – nur so lernt es selbstständig zu werden. (Symbolbild) © Wavebreak Media LTD/Imago
Junge bekommt Zähne von Mutter geputzt.
Beim Thema Zähneputzen möchten so manche Eltern auch lieber auf Nummer Sicher gehen und es ihrem Kind abnehmen. Schlechtes oder zu wenig Zähneputzen birgt schließlich Kariesgefahr. Doch für die Selbstständigkeit des Kindes ist es wichtig, dass es sich mit der Zahnbürste auch so früh wie möglich selbst versucht. Die Eltern können es zuvor ausgiebig zeigen und bei Bedarf helfen, indem sie noch etwas nachputzen. (Symbolbild) © Kryzhov/Imago
Mutter räumt im Kinderzimmer auf
Aufräumen ist in den meisten Familien kein leichtes Unterfangen. Das übernehmen dann nicht selten die Eltern. Dabei gilt auch hier: Je früher Sie Ihr Kind einbinden – am besten bereits im Kleinkindalter –, desto eher und selbstverständlicher wird es damit umgehen. Was nicht heißt, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen Ihr Kind nicht aufräumen möchte – schon gar nicht die geliebten Bauklötze im eigenen Zimmer. Wichtig ist auch hier, das Kind immer wieder anzusprechen, freundlich aufzufordern, einzubinden, durchaus auch spielerisch, mit Musik, und dem Kind auch zu erklären, warum Aufräumen und Ordnung wichtig sind. So wird Ihr Kind später besser und selbstständig an die Sache herangehen. (Symbolbild) © Westend61/Imago
Mutter und Kind packen Schulranzen
Beim Schulranzen packen oder Hausaufgaben machen helfen Eltern in der Regel auch gerne – oder sie erledigen es komplett für Ihr Kind. Um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, ist es zwar wichtig, Ihr Kind mit den Hausaufgaben zu unterstützen und bei Fragen und Nöten da zu sein. Doch wenn Eltern die Aufgaben selbst lösen, ist dem Kind nicht wirklich geholfen. Für einen Lerneffekt muss es eingebunden werden oder es selbst probieren dürfen. Das Schuldranzen-Packen ist für die persönliche Entwicklung und das „Großwerden“ auch ein wichtiges Ritual – es kann ebenfalls gemeinsam mit Hilfe der Eltern erfolgen, das gibt Ihrem Kind Sicherheit. Mit Musik dazu macht es sogar noch mehr Spaß. (Symbolbild) © Monkey Business 2/Imago

Mit „möglichst kindgerechtem Wortschatz“ Dinge erklären

Die Fachleute raten, die Dinge zu benennen und sie „mit möglichst kindgerechtem Wortschatz“ zu erklären. Sinnvoller als das bloße Vorsagen von Wörtern sei zudem „das gemeinsame Tun“, erklärt der Bayerische Erziehungsratgeber darüber hinaus und nennt dafür folgendes Beispiel: „Ein Kind, das beim Spaziergang den Wind auf den Wangen spürt, kann sich dieses Wort gut merken, da mit ihm eine sinnliche Erfahrung verbunden ist. Es weiß, wie sich Wind anfühlt. Es kann das Wort hinzufügen.“

Auch bei älteren Kindern spielt zudem das Vorlesen eine wichtige Rolle, wie die Stiftung Lesen betont.

Rubriklistenbild: © Westend61/Imago