Studie zeigt

Studie: Tablet-Nutzung fördert Wut und Frustration bei Kindern

  • Jasmina Deshmeh
    VonJasmina Deshmeh
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Kinder sind von Handys und Tablets meist fasziniert. Nutzen sollten sie die Geräte aber möglichst wenig, denn sie fördern Wut und Frustration.

Kinder, die regelmäßig ein Tablet nutzen, lernen möglicherweise nicht, mit ihren Emotionen umzugehen. Das könnte zu Wutausbrüchen führen, die Eltern wiederum dazu veranlassen, das Tablet verstärkt zur Beruhigung einzusetzen. Diesen „schädlichen Kreislauf“ haben Forscher der Université de Sherbrooke (Kanada) in einer Studie untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift JAMA Pediatrics.

Forscher vergleichen Bildschirmzeit mit auffälligem Verhalten

Kleine Kinder sollten nur begrenzt Zeit am Tablet verbringen (Symbolbild).

Je älter Kinder werden, desto mehr Bedeutung haben Tablets und andere mobile Geräte in ihrem Alltag. Schon seit Längerem wird die Nutzung dieser Geräte jedoch mit einer emotionalen Dysregulation bei Kindern in Verbindung gebracht. Gemeint ist damit die mangelnde Fähigkeit, seine Emotionen zu regulieren. Studien, die diesen Zusammenhang klar aufzeigen, gibt es bisher jedoch wenig.

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Kanadische Wissenschaftler der Université de Sherbrooke nahmen das zum Anlass und verglichen die Bildschirmzeit von 315 Kindern mit den Emotionen, die diese Kinder im Alltag zeigten. Dazu sollten die Eltern angeben, wie viel Zeit die Kinder im Jahr 2020 (im Alter von dreieinhalb Jahren), im Jahr 2021 (im Alter von viereinhalb Jahren) sowie im Jahr 2022 (im Alter von fünfeinhalb Jahren) vor mobilen Geräten verbrachten. Das Verhalten der Kinder wurde mit einem Verhaltensfragebogen erfasst.

Bildschirmzeit vieler Kinder übersteigt die Empfehlungen

Die American Academy of Pediatrics empfiehlt, die Bildschirmzeit für Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren auf eine Stunde pro Tag (oder sieben Stunden pro Woche) zu beschränken. Außerdem sollten Eltern dabei die Art der Medienangebote gründlich auswählen. Im Schnitt wurde diese Zeit in der Studie nicht eingehalten.

So stellten die Forscher fest:

  • Dass die Kinder der befragten Eltern im Alter von dreieinhalb Jahren durchschnittlich sechseinhalb Stunden pro Woche am Tablet verbrachten.
  • Im Alter von viereinhalb Jahren betrug diese Zeit bereits sechs Stunden und 42 Minuten.
  • Im Alter von fünfeinhalb Jahren sogar sieben Stunden.

Häufige Tablet-Nutzung ging mit mehr Wutanfällen einher

Außerdem stellten die Forscher fest, dass Kinder, die bereits mit dreieinhalb Jahren Tablets nutzen, ein Jahr später deutlich mehr Wut- und Frustrationsanfälle hatten. Diese nahmen um 22 Prozent zu. Die Wutanfälle der Kinder mit viereinhalb Jahren waren zudem mit einer höheren Tabletnutzung mit fünfeinhalb Jahren verbunden.

„Die Bildschirmnutzung im Allgemeinen und die Nutzung mobiler Geräte im Besonderen sind im Leben kleiner Kinder zunehmend präsent“, schlussfolgern die Autoren in ihren Ergebnissen. „Unsere Studie legt nahe, dass Eltern dafür sensibilisiert werden sollten, dass die Nutzung von Tablets in der frühen Kindheit die Fähigkeit, mit Wut und Frustration umzugehen, beeinträchtigen und bei kleinen Kindern zu vermehrten Ausbrüchen führen kann.“

Studie weist aber auch Mängel auf

Die Forscher räumen aber auch ein, dass es Einschränkungen bei der Studie gibt. So fanden die Untersuchungen während der Corona-Pandemie statt, als Bildschirme häufig „als Babysitter“ eingesetzt wurden. Auch wurde nicht die Qualität der Medieninhalte berücksichtigt. Also ob sich die Kinder beispielsweise ein Buch oder ein YouTube-Video auf dem Tablet ansahen. Denn einige Anwendungen und Programme könnten die Entwicklung der emotionalen Regulation möglicherweise sogar unterstützen, so die Forscher.

Unklar blieb auch, ob die Eltern während der Tablet-Nutzung mit ihren Kindern interagierten. So könne etwa das gemeinsame Nutzen qualitativer Programme auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken, heißt es in den Studienergebnissen.

Kinder schützen: Bildschirmzeit begrenzen

Verbannen lassen sich Tablets und Handys aus dem modernen Alltag zwar nicht mehr. Experten empfehlen aber, die Bildschirmzeit von Kindern zu begrenzen. So empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kinder zwischen drei und sechs Jahren höchstens 30 Minuten am Tag und nur in Anwesenheit der Eltern Medien nutzen zu lassen. Wichtig ist dabei auf qualitativ hochwertige Inhalte zu achten und diese mit dem Kind anschließend zu besprechen. Zwischen sechs und neun Jahren kann diese Zeit auf bis zu 45 Minuten am Tag erhöht werden. Wichtig auch hier: Altersempfehlungen der Inhalte beachten.

Kinder zwischen Null und drei Jahren sollten dagegen möglichst von aktivem und passivem Medienkonsum ferngehalten werden. Denn in dieser Zeit brauchen die Kleinen vor allem Zuwendung und Anregung. Die vielen Reize durch Tablets und Handys überfordern die Kinder eher. Studien weisen sogar darauf hin, dass Mediennutzung in diesem Alter die sprachliche Entwicklung behindern, den Schlaf stören und die Bindung zwischen Eltern und Kind schwächen kann.

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