Mehr Touristen als Einwohner

Noch vor Mallorca, Italien oder Kanaren: Hier ist der Massentourismus am größten

  • Franziska Kaindl
    VonFranziska Kaindl
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Wer denkt, es geht nicht schlimmer als auf Mallorca oder auf den Kanaren, der hat sich getäuscht. Einige andere Inselgruppen sind noch überlaufener mit Touristen.

Viele beliebte Urlaubsregionen klagen mittlerweile über den Massentourismus – allen voran auf Mallorca, wo erst kürzlich eine große Protestaktion der Einheimischen stattgefunden hat. Auch in der Lagunenstadt Venedig versucht man schon seit Längerem, die unkontrollierten Besucherströme besser zu lenken. Ergebnis ist eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen, die in diesem Jahr getestet wird. Trotz allem sind weder Mallorca noch Italien die Urlaubsregionen, welche die meisten Übernachtungen pro Einwohner zählen. Diesen Titel holen sich nämlich griechische Inseln wie Mykonos oder Santorin.

Griechische Inseln sind am meisten überlaufen

Im Durchschnitt 110 Übernachtungen kamen 2022 auf einen einzigen Einwohner in der südlichen Ägäis, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von kürzlich veröffentlichten Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilt. Zu der Urlaubsregion gehören auch beliebte Urlaubsinseln wie Rhodos, Kos und Naxos. Bei Flügen macht sich die Popularität ebenfalls bemerkbar – im Vergleich zu 2013 hat sich die Zahl der Fluggäste, die 2023 von Deutschland in die südliche Ägäis geflogen sind, mehr als verdoppelt (+113,2 Prozent).

Die südliche Ägäis ist im Vergleich zu den Einwohnerzahlen am meisten von Touristen überlaufen.

Gleich darauf folgt mit den Ionischen eine weitere griechische Inselgruppe, die vom Massentourismus betroffen ist: 81 Übernachtungen kamen hier auf einen Einheimischen. Zu den bekanntesten Ionischen Inseln zählen Korfu und Zakynthos – letztere ist wegen ihrer malerischen Schmugglerbucht inklusive Schiffswrack ein beliebter Touristenmagnet. Von Deutschland aus hat sich die Zahl der Fluggäste sogar noch mehr gesteigert als bei der südlichen Ägäis – 158,1 Prozent Steigerung ist hier zwischen 2013 und 2023 zu verzeichnen.

Auf Platz drei der überlaufenen Urlaubsregionen befindet sich die kroatische Adriaküste. Entlang der Küstenlinie befinden sich beliebte Städte wie Split oder Dubrovnik, aber auch die Halbinsel Istrien lockt zahlreiche Urlauber an die Strände.

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Die meistbesuchten Urlaubsregionen 2022 in der EU pro Einwohner

  1. Südliche Ägäis (Griechenland) – 110 Übernachtungen je Einwohner
  2. Ionische Inseln (Griechenland) – 89 Übernachtungen je Einwohner
  3. Kroatische Adriaküste (Kroatien) – 66 Übernachtungen je Einwohner
  4. Südtirol (Italien) – 65 Übernachtungen je Einwohner
  5. Balearische Inseln (Spanien) – 53 Übernachtungen je Einwohner
  6. Kreta (Griechenland) – 51 Übernachtungen je Einwohner
  7. Tirol (Österreich) – 46 Übernachtungen je Einwohner

Die meistbesuchte deutsche Touristenregion ist laut den Daten das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Auf einen Einwohner kommen 17 Übernachtungen, was dem Urlaubsziel den 17. Platz in der Statistik beschert.

Nicht Rhodos, Kreta oder Korfu: Zehn griechische Inseln, die von Touristen noch nicht überrannt sind

Strand auf der Insel Kato Koufinisi
Koufonisia ist die kleinste der bewohnten Kykladen-Inseln. Genau genommen besteht sie auch aus mehreren Eilanden: Die wichtigsten sind Paro (Ober-) Koufonisia und Kato (Unter-) Koufonisia. Erstere Insel ist der bevölkerungsreichste Teil von Koufonisia, aber im Gegensatz zum geschäftigen Mykonos oder Santorin immer noch ruhig und ursprünglich. Zweitere Insel bietet alles, was man sich unter einem traumhaften Strandurlaub vorstellt: kristallklares Wasser, feine Sandstrände und unberührte Natur.  © Dreamstime/Imago
Heiligtum der Großen Götter auf Samothraki
Ein Geheimtipp unter den griechischen Urlaubszielen zählt auch Samothraki. Die Insel gehört zum nordägäischen Archipel, dem auch Lesbos, Chios oder Samos zugehörig sind. Die unberührte Natur zeichnet sich durch Wasserfälle und daraus gebildete Naturpools, den sogenannten Vathres, aus. Ein Highlight der Insel ist außerdem das Heiligtum der Großen Götter nördlich der Siedlung Palaiopolis. Es ist unklar, welche Götter dort in der Vergangenheit verehrt wurden. Dafür lassen sich die Überreste einige Denkmäler auch heute noch besuchen. Eine direkte Flugverbindung nach Samothraki gibt es nicht: Am besten fliegen Urlauber nach Thessaloniki und fahren von dort zur Hafenstadt Alexandroupolis. Von dort gibt es eine Fährverbindung zur Insel.  © Depositphotos/Imago
Strand Agios Dimitrios auf der Insel Alonissos
Vor der griechischen Ostküste befindet sich die Sporaden-Insel Alonissos. Sowohl Strandurlauber als auch Aktivreisende kommen hier auf ihre Kosten: Neben azurblauem Wasser und idyllischen Stränden ist das Eiland mit einer wilden Natur gesegnet, die sich wunderbar zum Wandern eignet. Die üppige Vegetation ist von Zedern, Stechpalmen, Olivenhainen und Pinienwäldern geprägt. Auch in der Tiefe von Alonissos sind Schätze verborgen: Das antike Schiffswrack „Peristera” ist im 5. Jahrhundert v. Chr. vor der Insel auf Grund gegangen, und noch weitere antike und mittelalterliche Schiffe wurden am Meeresgrund entdeckt.  © Pond5 Images/Kmago
Dorf Evdilos auf der Insel Ikaria
Ikaria ist die „Insel der Hundertjährigen”. Diesen Titel hat sie der Langlebigkeit seiner Einwohner zu verdanken. Der griechischen Mythologie zufolge ist sie auch die Insel, auf der Ikarus landete, nachdem seine Wachsflügel geschmolzen waren. Touristen finden die meisten Dörfer des Eilandes entlang der Küste. Abgesehen davon hat sie auch landschaftlich vieles zu bieten: Felsige Klippen, von Bäumen umgebene Schluchten und versteckten Buchten zeichnen die Umgebung aus. Der bekannteste Strand auf der Insel nennt sich „Seychellen” – das liegt an dem durchdringenden Blau seines Wassers.  © Nicolas Economou/Imago
Kirche im Dorf Pyrgi auf der Insel Chios
Nur wenige Kilometer von der Türkei entfernt befindet sich Chios: Die Insel ist vor allem für ihr Mastixharz bekannt, hat aber viel mehr zu bieten. Im Süden treffen Urlauber auf Pinienwälder und Zitrushaine, während im Norden raue Felsen das Landschaftsbild prägen. Ein tolles Ausflugsziel auf Chios ist das Dorf Pyrgi, welches auch als das „bemalte Dorf” bekannt ist. Die Fassaden der Häuser zeigen prachtvolle Motive. Sie werden von den Einheimischen auch als „Xistà” bezeichnet. Da Chios bisher noch nicht von Touristen überlaufen ist, können Urlauber die Insel zudem entspannt und ohne Eile erkunden. © Cavan Images/Imago
Hauptstadt Pigadia auf der Insel Karpathos
Schon einmal von der zweitgrößten der Dodekanes-Inseln, Karpathos, gehört? Dann wird es höchste Zeit! Sie liegt zwischen den beliebten Touristenzielen Rhodos und Kreta, ist bei Urlaubern bisher aber noch relativ unbekannt. Dabei befinden sich auf der Insel einige wunderschöne Strände, wie der Kyra Panagia Beach an der Ostküste oder der Apella Beach unweit der Inselhauptstadt Pigadia (s. Bild). Ein weiteres Highlight von Karpathos ist das Bergdorf Olympos, das sich mit seinem pastellfarbenen Häusern in den Hügel hineinschmiegt. Dank seiner Abgeschiedenheit haben sich in Olympos auch einige alte Traditionen erhalten, so wie die Tracht der Bewohner und leckere Speisen, wie die Makarounes. © Depositphotos/Imago
Windmühle und Kirche auf Antiparos
Antiparos pflegt das Bild, das viele von Griechenland haben: weiße Häuser mit blauen Fensterläden, schmale Gassen, die mit Eukalyptus und Bougainvillea geschmückt sind und eine große Portion Geselligkeit. Anders als viele andere griechischen Inseln ist diese hier kaum touristisch erschlossen. Daher genießen Besucher ihre Ruhe und können die paradiesischen Strände ohne Menschenmassen in sich aufsaugen. Bekannt ist das Eiland auch für die Höhle von Antiparos, in der archäologische Funde aus der Steinzeit und Schnitzereien gefunden wurden.  © Nicolas Economou/Imago
Schiffswrack Olympia auf der Insel Amorgos
Die Kykladen-Insel Amorgos ist von einer zerklüfteten und bergigen Landschaft geprägt, die von Touristen noch weitgehend unberührt ist. Alte Maultierpfade auf dem Eiland können heute zum Wandern genutzt werden. Aber auch außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, wie die Ruine einer venezianischen Burg im Hauptort Chora oder das hoch vor einer Felswand aufragende Kloster der Panagia Hozoviotissa, welches das Zweitälteste in ganz Griechenland ist, gibt es zu sehen. Sogar ein Schiffswrack – die Olympia (s. Bild) – kann in einer kleinen Bucht in der Nähe des Strandes Kalotaritissa im Westen von Amorgos besichtigt werden. Zu erreichen ist die Insel nur per Fähre über die Hauptstadt Athen oder benachbarte Inseln.  © Moritz Wolf/Imago
Dorf Limni auf Euböa
Obwohl Euböa – oder Evia – die zweitgrößte Insel Griechenlands ist, gehört sie im Vergleich zu Kreta, Rhodos oder Korfu eher zu den unbekannteren. Dabei hat sie für jeden Geschmack etwas zu bieten: Im Süden dominieren Strände und Berge, sodass sowohl Sonnenhungrige als auch Wanderfans etwas zu tun haben. Im Norden erwarten Reisende dafür sanfte Hügel und Thermalquellen. Bekanntester Ort auf Euböa ist die Hauptstadt Chalkida – dort kann nicht nur Sightseeing betrieben werden, sondern auch das Nachtleben erkundet werden. © Janek Laanemae/Imago
Lemonakia-Strand auf Samos
Direkt vor der Westküste der Türkei liegt die griechische Insel Samos. Urlauber dürfen sich über kilometerlange Sandstrände wie Votsalakia und geschichtsträchtige Kleinstädte freuen. Ein Beispiel dafür ist die Vathy direkt bei Samos-Stadt: Bei ihr handelt es sich um die älteste Siedlung der Insel, die mit schmalen Gassen und bezaubernden Kirchen aufwartet. Die Anreise ist auch einfacher als zu anderen Inseln: Von den großen Flughäfen in Deutschland gibt es Direktflüge, ansonsten lässt sich auch ein Zwischenstopp in Athen einlegen.  © Depositphotos/Imago

Meistbesuchte Länder der EU: Kanarische Inseln führen bei den absoluten Zahlen

Anhand absoluter Zahlen gemessen, sind laut Statistischem Bundesamt die Kanarischen Inseln das meistbesuchte Urlaubsziel innerhalb der EU. 2022 wurden rund 89,3 Millionen Übernachtungen auf der Inselgruppe gezählt. Das macht pro Tag eine durchschnittliche Übernachtungszahl von 245.000 Menschen. Auch hier werden die Proteste gegenüber dem Massentourismus immer lauter. Zuletzt besprühten Anwohner im Ferienort Palm-Mar Bänke und Wände mit Aufschriften wie „Touristen, geht heim“ oder „Meine Misere, ist euer Paradies“.

Ebenfalls viele Übernachtungen zählen die kroatische Adriaküste (85,6 Millionen) und die Region Île-de-France (80,4 Millionen), welche den Großraum Paris darstellt. In Deutschland zählte Oberbayern im Jahr 2022 die meisten Besucher mit rund 37,8 Millionen Übernachtungen.

Rubriklistenbild: © Moritz Wolf/Imago