Veränderung des Arbeitsmarkts?
Studien zeigen Wünsche und Wirklichkeit einer Vier-Tage-Woche
VonCarina Blumenrothschließen
Der Arbeitsmarkt ist ständig im Wandel – seit längerer Zeit ist die Vier-Tage-Woche im Gespräch. Zwei Studien zeigen, was Arbeitnehmer darüber denken.
Überstunden, Personalmangel oder die allgemeine Arbeitsbelastung – das kann bei Arbeitnehmern Stress auslösen. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter ernst nehmen und einen offenen Raum für Kommunikation schaffen, um Stress zu reduzieren. Denn langfristig kann Stress ein Faktor sein, der die Gesundheit der Arbeitnehmer beeinflusst und dafür sorgt, dass Mitarbeiter ausfallen. Eine Stellschraube, die als Veränderung des Arbeitsmarktes gesehen werden kann, ist die Vier-Tage-Woche. Diese wäre bei gleicher Wochenarbeitszeit für 42 Prozent der Befragten ein Angebot, welches den Arbeitgeber attraktiver macht. Das geht aus der Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa heraus, die 3.200 Beschäftigte im Rahmen einer Wechselbereitschaftsstudie befragte. In Auftrag gegeben wurde die Erhebung von dem Karriereportal Xing.
Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich – unrealistisch, sagen einige
Eine Vier-Tage-Woche bei reduzierter Wochenarbeitszeit und vollem Lohnausgleich innerhalb der nächsten fünf Jahre halten rund 30 Prozent der 3.200 Befragten für realistisch. Die Mehrheit sieht die Umsetzbarkeit des Modells eher kritisch – Männer (68 Prozent) sind dabei etwas kritischer als Frauen (62 Prozent). Thomas Kindler, Managing Director bei Xing, schlussfolgert daraus: „Deutsche Beschäftigte sind sich dieser Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit und den daraus resultierenden Schwierigkeiten zum großen Teil bewusst.“
Vor- und Nachteile einer Vier-Tage-Woche
Die Jobsuchmaschine Jooble befragte über 1.000 Teilnehmer nach den Vor- und Nachteilen einer Vier-Tage-Woche, dabei kam Folgendes heraus – mehrfach Nennungen waren bei der Befragung möglich:
| Vorteile | Nachteile |
|---|---|
| Positiver Einfluss auf die Gesundheit (77,8 Prozent) | Erhöhte Arbeitsbelastung (61 Prozent) |
| Bessere Work-Life-Balance (67,1 Prozent) | Mögliche Gehaltskürzungen (56,6 Prozent) |
| Flexiblere Arbeitszeit (56,6 Prozent) | Verringerte Urlaubstage (37,1 Prozent) |
| Produktivitätssteigerung (51,5 Prozent) | Langsamere Kommunikation (29 Prozent) |
| Gesteigerte Selbstdisziplin (47,1 Prozent) | Veränderte Beziehung zu Kollegen (27,2 Prozent) |
Größte Hürde für viele der Arbeitskräftemangel
Die Befragten der forsa-Studie sagen, dass die Herausforderungen einer Vier-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit und vollem Lohnausgleich verschieden seien:
- 65 Prozent der Befragten sagen, dass es nicht genug Arbeitskräfte in Deutschland gebe.
- Jeder Zweite (52 Prozent) ist der Meinung, dass die für Arbeitgeber nicht finanzierbar sei.
- 49 Prozent sehen ebenso, wie 61 Prozent der Befragten der Jooble-Studie, die erhöhte Arbeitsbelastung an den verbliebenen Tagen kritisch.
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Unterschied im Alter: Jüngere empathischer?
Rund 38 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die eine Vier-Tage-Woche nicht für realistisch halten, denken, dass es unfair denen gegenüber sei, die diese Möglichkeit jobbedingt nicht hätten. Bei den älteren Befragten sieht das anders aus. Da halten es 17 Prozent der 30- bis 39-Jährigen, 24 Prozent der 40- bis 49-Jährigen und rund 19 Prozent der Menschen über 50 Jahren für unfair. Kindler meint, dass sich jedes Unternehmen selbst fragen sollte, ob und wie eine Vier-Tage-Woche umsetzbar ist oder nicht: „Es geht hier einerseits um Augenmaß bei der Erwartungshaltung der Beschäftigten und andererseits darum, qualifizierte Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden und diese auch zu halten. Und dafür gibt es bewährte Mittel auch jenseits der 4-Tage-Woche.“
Wie wirkt sich das Angebot auf die Jobauswahl aus?
Böten zwei Arbeitgeber identisches Gehalt und Sozialleistungen an, einer jedoch die Vier-Tage-Woche, der andere die Fünf-Tage-Woche, würden 86,2 Prozent der Befragten den Job mit der Vier-Tage-Woche wählen, informiert Jooble. Für 13,8 Prozent spiele dies bei der Jobentscheidung keine Rolle.
Rubriklistenbild: © Rainer Berg/Westend61/Imago
