Gleichberechtigung im Job
Warum verdienen Frauen weniger als Männer? Nobelpreis-Forscherin kennt die Gründe
VonClara Kistnerschließen
Für ihre Forschung erhält die US-Ökonomin Claudia Goldin den Wirtschafts-Nobelpreis. Doch warum verdienen Frauen weniger als Männer?
Frauenrechte und Unterscheidungen der Geschlechter in der Arbeitswelt gehören zu den Themen, die Claudia Goldin in ihren Forschungen belichtet. Für ihre Arbeit wurde die Harvard-Ökonomin zuletzt mit dem diesjährigen Wirtschafts-Nobelpreis in Stockholm ausgezeichnet. Die Königlich-Schwedische Akademie verlieh diesen Preis dabei zuvor erst zweimal an Frauen. Für ihren historischen Erklärungsansatz geht die 77-Jährige mit ihren Forschungen Jahrzehnte in der Zeit zurück. Doch ihre Erkenntnisse sind nicht weniger relevant geworden, denn auch heute herrscht noch keine vollkommene Gleichberechtigung der Geschlechter.
Claudia Goldin: Weshalb ihre Forschungen so bedeutend für die heutige Zeit sind
Claudia Goldin liefere mit ihren Forschungen die „Aufdeckung der wichtigsten Ursachen für geschlechtsspezifische Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt“, begründete die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften die Auszeichnung der Ökonomin. Für ihren Erklärungsansatz der ungleichen Karriereperspektiven der Geschlechter, befasste sich Goldin unter anderem mit den Wahlmöglichkeiten der Frauen auf dem Arbeitsmarkt, eingeschränkt von ihrer Verantwortung für Familie und Eigenheim, schreibt die SZ.
Frauen haben letztes Jahr in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. Das Statistische Bundesamt hat herausgefunden, dass Frauen mit durchschnittlich 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst hatten als Männer, die 24,36 Euro bekommen haben.
„Dank der bahnbrechenden Forschungsarbeit von Claudia Goldin wissen wir jetzt viel mehr über die zugrunde liegenden Faktoren und darüber, welche Hindernisse in Zukunft beseitigt werden müssen“, äußerte sich Jakob Svensson, Vorsitzender des Komitees, das den Preis verleiht. Doch auch wenn ihre Forschungen auf historischen Ansätzen basieren, sind die Themen, die sie zu erklären versucht, auch für die heutige Gesellschaft nicht unwichtig geworden.
Frauen in Führungspositionen – immer noch eine Seltenheit?
Wie zuletzt die Allbright-Stiftung veröffentlichte, stünden momentan neun Frauen an der Spitze von jeweils einem der 160 größten börsennotierten deutschen Unternehmen. Genauso viele Männer mit dem Vornamen Christian genießen diese Position.
Im Gegenteil, zahlreiche aktuelle Phänomene, wie das weiterhin bestehende Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, lassen sich oftmals mit Gegebenheiten und Ereignissen erklären, die schon lange in der Zeit zurückliegen. Das wird in Goldins Arbeit sehr deutlich.
Die Arbeitswelt der Frauen — wie sieht sie heute aus?
Viele Politiker und Fachleute aus der Branche schließen sich der Bedeutsamkeit von Goldins Forschungsarbeit und der Entscheidung des Komitees zur Auszeichnung der Forscherin an, wie auch die Tagesschau berichtet. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), spricht in diesem Zusammenhang von einem „Weckruf für Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland für mehr Chancengleichheit“.
Denn auch wenn sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan hat in puncto Frauenrechte, liegt eine vollkommene Gleichberechtigung der Geschlechter noch weit entfernt. So sei die Lohnlücke zwischen Mann und Frau mit im Schnitt 18 Prozent in kaum einem vergleichbaren Land so groß wie in Deutschland, erklärte Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur.
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