Tumor und Karzinom vorbeugen

Warum Fett Krebs entscheidend begünstigt – Übergewicht beeinflusst das Erkrankungsrisiko

  • Natalie Hull-Deichsel
    VonNatalie Hull-Deichsel
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Nicht nur Alkohol und Rauchen, auch ungesundes Übergewicht können die Entstehung von Tumoren begünstigen. Bei welchen Krebsarten das Risiko am höchsten ist.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist Krebs weltweit die zweithäufigste Todesursache, durch die jährlich etwa 8,2 Millionen Menschen sterben. In Deutschland allein wird angenommen, dass über 35 Prozent der bösartigen Tumorerkrankungen auf die Auswirkungen einer ungesunden Ernährung und ungesundes Übergewicht beziehungsweise Adipositas zurückzuführen sind.

Während Tabak- und Alkoholkonsum mittlerweile bei vielen Menschen als Risikofaktor für Krebserkrankungen im Bewusstsein sind, wissen viele nicht, dass auch Übergewicht – insbesondere Adipositas – die Entstehung eines bösartigen Tumors begünstigen kann. Drei Faktoren tragen entscheidend dazu bei, dass Übergewicht das Krebsrisiko erhöht.

Erhöhtes Krebsrisiko durch Übergewicht: Welche Karzinome durch Fett gefördert werden

Fettzellen im Körper, insbesondere im Bauchraum, produzieren vermehrt Botenstoffe, die chronische Entzündungen und Zellveränderungen – wie sie für Krebs verantwortlich sind – fördern.

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem Auftreten verschiedener Krebsarten auseinandersetzen, unter anderem die Studie zur Korrelation von Übergewicht mit Brustkrebs –inbesondere nach den Wechseljahren, die im Journal Springer Nature’s Oncology erschienen ist. Neben Brustkrebs können laut Angaben der WHO zwölf weitere Krebsarten durch Übergewicht gefördert werden:

  • Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Dick- und Enddarmkrebs
  • Magenkrebs
  • Gallenblasenkrebs
  • Leberkrebs
  • Nierenkrebs
  • Schilddrüsenkrebs
  • Speiseröhrenkrebs
  • Eierstockkrebs
  • Gebärmutterkrebs
  • Hirnhauttumor (Meningeom)
  • Multiples Myelom

Übergewicht und Adipositas spielen nicht bei allen Arten von Krebs eine gleich große Rolle. Adipositas ist beispielsweise für etwa 40 Prozent der Nierentumore und mehr als 40 Prozent der Adenokarzinome der Speiseröhre verantwortlich, während es bei Brust- oder Darmkrebs etwa 15 bis 20 Prozent beträgt. Die Auswirkung von Übergewicht auf das individuelle Krebsrisiko hängt auch vom Alter und Geschlecht ab. Wissenschaftliche Daten bekräftigen zudem, dass mit zunehmendem Grad der Fettleibigkeit das Krebsrisiko ebenfalls signifikant ansteigt.

Wie hoch ist das individuelle Krebsrisiko?

Krebs ist in der Regel das Ergebnis einer Kombination verschiedener Faktoren und lässt sich selten auf einen einzigen Faktor wie starkes Übergewicht zurückführen. Oft interagieren mehrere Faktoren miteinander, und es kann auch zufällig zur Krebsentstehung kommen. Daher können auch Menschen mit einem gesunden Körpergewicht an Krebs erkranken, aber ihr individuelles Risiko ist in der Regel geringer als bei Menschen mit starkem Übergewicht, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).

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Krebs-Risiko mit gesunden Lebensmitteln senken: Brokkoli, Knoblauch, Zwiebel und Lauch können schützen

Brokkoli
Sekundären Pflanzenstoffen kommt eine besondere Bedeutung bei. Der in Brokkoli enthaltene sekundäre Pflanzenstoff Sulphoraphan beispielsweise wehrt freie Radikale ab und hemmt somit den natürlichen Alterungsprozess der Zellen in der Haut. Doch Brokkoli kann noch mehr. Wie auch viele andere Arten aus der Familie der Brassicaceae, ist das grüne Gemüse aufgrund seiner bioaktiven Glucosinolate oder „Senfölglucoside“ so wertvoll. Vor allem das in jungen Sprossen und Samen in hoher Konzentration vorkommende Glucoraphanin sowie das enzymatische Abbauprodukt Sulforaphan sollen eine anti-kanzerogene Wirkung entfalten. Die in Brokkoli enthaltenen sekundären Inhaltsstoffe können die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen positiv beeinflussen, wie das Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster veröffentlichte. ©  Alex9500/Imago
Radieschen
Öfters mal Radieschen zur Brotzeit verspeisen, das fördert ebenfalls die Gesundheit. Denn Radieschen enthalten wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Glu­co­si­no­la­te, die an­ti­ox­i­da­tiv sowie im­mun­mo­dul­ier­end wirken und das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen senken können, laut „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)“. © Gojaz Alkimson/Imago
weißer Rettich
Auch der insbesondere im Süden Deutschlands beliebte Rettich ist gut für die Gesundheit. Dank seiner sekundären Pflanzenstoffe Glu­co­si­no­la­tea kann er das Ri­si­ko für be­stim­mte Krebs­erkrankungen senken, so die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)“. Die im Rettich enthaltenen Senföle haben zudem eine heilsame Wirkung auf Leber, Galle und Verdauung. © Cess /Imago
Kresse pflanzen säen ernten
Wer Schnittlauchbrot isst, sollte ruhig mal variieren und ein Kressebrot probieren. Denn auch Kresse, insbesondere die Wasserkresse, ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie den sekundären Pflanzenstoffen der Glu­co­si­no­la­te, die vorbeugend gegen Krebswachstum wirken sollen. © Roman Möbius/Imago
Senfsaat, gelb, in einem Esslöffel
Senf kennt man üblicherweise aus dem Glas oder der Tube und wird häufig als Geschmacksverstärker verwendet. Dabei kann Senf noch viel mehr, als nur schmecken. Das wussten auch schon die Römer, die gemahlene Senfsaat als Wickel und in Bädern gegen Migräne, Arthrose oder Bronchitis einsetzten. Prof. Dr. Volker Mersch-Sundermann, Leiter des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, weiß um die besondere Wirkung von Senf: „Der Konsum von scharfem Senf schützt beispielsweise vor den erbgutschädigenden Wirkungen der beim Grillen und Braten von Fleisch entstehenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe.“ Er und seine Kollegin Dr. Evelyn Lamy konnten nachweisen, dass der handelsübliche scharfe Senf vor der Wirkung krebsauslösender Stoffe effektiv schützt. Verantwortlich für die krebshemmende Wirkung sind sekundäre Pflanzenstoffe wie Glu­co­si­no­la­te und Senföle. Insbesondere letztere sind für die Schärfe verantwortlich. Je schärfer der Senf, desto höher ist der Anteil an Senfölen, umso besser ist die krebsvorbeugende Wirkung. © rezkrr/Imago
Knoblauch (Allium sativum), Knoblauchzwiebeln auf einem Teller common garlic (Allium sativum), garlic bulbs on a plate B
Knoblauch hat gemeinhin bei manchen noch einen schlechten Ruf, da es heißt, sein Verzehr würde zu einem schlechten Atem beitragen. Dabei ist die Knolle überaus gesundheitsfördernd und sollte aufgrund ihrer sekundären Pflanzenstoffe in der Küche nicht fehlen. Die enthaltenen Sul­fi­de entfalten laut „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)“ nicht nur eine an­ti­bi­o­tische, an­ti­ox­i­da­tive, an­ti­throm­bo­tische, blut­druck­sen­kende sowie chol­esterinsen­kende Wirkung. Auch das Risiko für Krebserkrankungen sollen Sulfide positiv beeinflussen. Allizin, der in Knoblauch und anderen Laucharten enthaltene Aromastoff mit keimtötender Wirkung, soll zudem laut „Deutsche Apothekerzeitung“ gegen Krebszellen wirken. © McPHOTO/A. Schauhuber via www.imago-images.de
Geschnittene, rote Zwiebel
Zwiebeln zählen nicht nur zu den calciumreichsten Gemüsesorten und können somit bei regelmäßigem Verzehr den Knochenabbau hemmen. Zwiebeln enthalten wie Knoblauch Sulfide mit anti-kanzerogenem Effekt. Außerdem sind sie auch reich an dem sekundären Pflanzenstoff Quercetin, das besonders in roten Zwiebeln und den äußeren Schichten vorkommt und krebsvorbeugende Wirkung entfalten soll. © breitformat/Imago
Porree in einer Kiste
Porree, auch Lauch genannt, ist voll von gesunden Nährstoffen wie Carotin, Zink und Fluor. Zudem ist auch Lauch reich an sekundären Pflanzenstoffen wie Sulfide, die eine Krebs-abwehrende Wirkung haben. © Norman Krauß/Imago
Olivenöl senkt Blutdruck und das schädliche LDL-Cholesterin im Blut, sodass das Risiko für Arteriosklerose reduziert wird.
Olivenöl wirkt nicht nur vorbeugend gegen Arterienverkalkung, Schlaganfall und Herzinfarkt. Auch die darin enthaltene Ölsäure soll sogar Krebszellen abwehren. Die im Olivenöl enthaltene Omega-9-Fettsäure kann die Effizienz einer Krebstherapie mit dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab sogar deutlich erhöhen – dieser wirkte in Verbindung mit der Ölsäure stärker als ohne Ölsäure. © Panthermedia/Imago
Frau öffnet Walnüsse mit Hammer
Nicht nur bei hohem Blutdruck sollen gerade Walnüsse und Pistazien helfen. Wer regelmäßig Nüsse isst – tägliche Empfehlung nicht mehr als eine Handvoll – kann das Risiko für Darmkrebs senken, wie Forscher vom Lehrstuhl für Ernährungstoxikologie an der Universität Jena untersuchten, so die „Ärztezeitung“. Danach aktivieren Nüsse offenbar die körpereigene Abwehr zur Entgiftung von reaktiven Substanzen wie ultraviolette Strahlung oder verschiedene Chemikalien, welche die Zellschäden und in Folge Krebs begünstigen können. Nüsse enthalten zudem sekundäre Pflanzenstoffe wie Phe­nol­säur­en, die das Risiko für Krebs ebenfalls verringern können. © agefotostock/Imago

Übergewicht und Krebsrisiko: Erhöhte Entzündungswerte, hormonelles Ungleichgewicht, hoher Blutzucker

Drei entscheidende Faktoren können laut DKFZ die Entstehung von bösartigen Tumoren fördern:

  1. Ist zu viel Fettgewebe im Körper, insbesondere im Bauchraum, werden vermehrt Botenstoffe produziert, die chronische Entzündungen und Zellveränderungen, wie sie bei Krebs bestehen, fördern.
  2. Fettzellen im Körper produzieren das Sexualhormon Östrogen. Dieses wirkt wachstumsfördernd. Besteht ein Übermaß an Fettzellen, kommt es zu einer vermehrten Produktion von Östrogen, wodurch auch das Zellwachstum von Krebszellen begünstigt werden kann.
  3. Übergewichtige Menschen produzieren dauerhaft mehr Insulin im Vergleich zu Menschen mit Normalgewicht. Insulin kann bei einem zu hohen Spiegel zu einem verstärkten Krebszellwachstum führen.

Ein gesundes Körpergewicht, eine ausgewogene Ernährung sowie Bewegung und Sport können das persönliche Krebsrisiko entscheidend reduzieren, betont das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Rubriklistenbild: © CHROMORANGE/Imago