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Armutsgefährdung: Wie viele Kinder in Deutschland sind betroffen?
VonAnne Hund
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Kinderarmut nimmt auch aus Sicht der Lehrkräfte immer stärker zu. Experten warnen vor den Folgen von Armut.
Kinderarmut spiegelt sich nach Einschätzung von Lehrerinnen und Lehrern zunehmend auch im Klassenzimmer wider und hinterlässt Spuren bei den Jungen und Mädchen. Nach einer Umfrage der Robert Bosch Stiftung ist die teils prekäre finanzielle Lage der Familien aus Sicht von Lehrkräften in den Schulen präsenter als im Jahr zuvor. Jede dritte Lehrkraft (33 Prozent) gab in dem am Mittwoch (20. September) veröffentlichten sogenannten Schulbarometer an, Kinder und Jugendliche machten sich häufiger Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie als zuvor. In sozial benachteiligten Lagen einer Schule drückt dies sogar jede zweite Lehrkraft aus (48 Prozent).
Kinderarmut nimmt auch aus Sicht der Lehrkräfte immer stärker zu
Ebenfalls mehr als jeder dritte Lehrkraft (37 Prozent) nimmt fehlendes oder unzureichendes Schulmaterial wie Hefte oder Bücher wahr, häufiger als früher kommen Schülerinnen und Schüler auch ohne Frühstück in die Schule (30 Prozent). Ein Viertel der Lehrerinnen und Lehrer (24 Prozent) berichtet, das Krankmeldungen vor mehrtägigen Klassenfahrten zunehmen. Und 16 Prozent stellen häufiger als bislang fest, dass ihre Schüler das Essensgeld gar nicht oder nicht pünktlich bezahlen können.
Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung warnt vor den Folgen der Armut: „Arme Kinder werden zu oft zu armen Erwachsenen. Fehlendes Geld im Elternhaus verhindert die Teilhabe junger Menschen am sozialen und kulturellen Leben. Das hat auch Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit.“
Wie viele Kinder in Deutschland sind von Armut betroffen?
Armut ist relativ und lässt sich nicht allein am Geld bemessen. In Deutschland wird daher meist der Begriff „Armutsgefährdung“ verwendet. Wenn jemand weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung hat, gilt er als „armutsgefährdet“. Diese Schwelle lag laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr für eine alleinlebende Person bei etwa 1.250 Euro netto im Monat. Knapp 2,2 Millionen der etwa 14,3 Millionen Kinder und Jugendlichen unter 18 fallen den Angaben zufolge in die Kategorie „armutsgefährdet“, weil sie etwa in Haushalten mit entsprechend geringen Einkommen leben.
Viele Kinder laut Unicef vom Risiko dauerhafter Armut betroffen
„Aktuell sind 1,3 Millionen Kinder in Deutschland vom Risiko dauerhafter Armut betroffen“, wie das Kinderhilfswerk Unicef in seinem jüngst veröffentlichten Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2023 schreibt. Der Bericht weise auf drei Handlungsfelder hin, erklärte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von Unicef Deutschland, laut der Mitteilung: „Deutschland muss in den Bildungsbereich investieren, vor allem in die unterfinanzierten Grundschulen. Denn dort werden die Weichen für die Zukunft unserer Kinder gestellt. Um belastenden Armutserfahrungen entgegenzuwirken, benötigen chronisch benachteiligte Familien verlässliche Sach- und Geldleistungen. Auch die emotionale Verfassung der jungen Menschen dürfen wir nicht ignorieren. Zufriedenheit und Zuversicht sind wichtig für Kinder, damit sie ihr Leben eigenständig gestalten können.“