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Goldpreis steuert trotz Inflation auf Rekordhoch zu – warum das überhaupt möglich sein kann
VonSophie Klußschließen
Der steigende Goldkurs ist das Top-Finanzthema. Laut Experten könnte er in bereits bald ein Rekordhoch erreichen. Was Anlegerinnen und Anleger wissen sollten.
Frankfurt am Main – Seinen bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2020 könnte das begehrte Edelmetall schon bald übertrumpfen. Seit Januar 2023 hat der Goldpreis um rund zwölf Prozent zugelegt und rangiert derzeit über der Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze. Damit belegt das Gold momentan die Spitzenposition unter den Edelmetallen.
Aktueller Goldpreis: Positive Prognose trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten?
Expertinnen und Experten würden anhand einer Serie steigender Hoch- und Tiefpunkte einen intakten Aufwärtstrend erkennen, wie auch tagesschau.de berichtete – die Ampeln für einen weiteren Anstieg stünden auf Grün. Der Börsenexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest bestätigte dies gegenüber dem Nachrichtenportal: „Die Spekulation in Gold hat noch Luft nach oben.“
Dass der Goldkurs einen Höchststand ansteuert, hat vor allem mit der aktuellen Weltwirtschaftslage zu tun. Insbesondere die Erwartung fallender Zinsen und die Angst vor Rezession treibt das gelbe Metall in ungeahnte Höhen.
Was muss ich zur Entwicklung des Goldpreises wissen?
Bei aller Begeisterung für den schönen Schein und die vielversprechende Entwicklung müssen sich Anleger über die wirtschaftlichen Hintergründe des aktuellen Höhenflugs im Klaren sein, denn der Aufwärtstrend der sogenannten Krisenwährung ist auf eine instabile Ausgangslage zurückzuführen.
Laut dem manager magazin ist der gegenwärtige Goldpreis mit einer Verunsicherung der Menschen hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklungen zu erklären. Denn: Erst wenn die Bevölkerung das Vertrauen in Papierwährungen verliert und sich auf die bewährte Krisenwährung konzentriert, deren Kurs in der Folge steigt, bringt eigentlich renditenloses Gold auch Zinsen. Dementsprechend aktiviert auch ein fallender Zins die Nachfrage nach Gold. Im Umkehrschluss nimmt der Goldpreis tendenziell ab, wenn die Zinsen steigen. Zudem entscheiden sich viele Anlegerinnen und Anleger in Zeiten finanzieller Turbulenzen eher gegen riskante Aktien-Geschäfte und wählen stattdessen die Investition in „sicheres“ Gold.
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Doch auch wenn die allgemeine Verunsicherung in den letzten Wochen tendenziell rückläufig war, steigt der Goldpreis perspektivisch weiter an. Die Antwort auf dieses Phänomen hat mit der US-Notenbank Fed zu tun: Diese lässt laut tagesschau.de das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erwarten. Für Juli wäre damit bereits eine erste Zinssenkung zu erwarten und mit Ende des Jahres ein deutlich tieferer Stand des US-Leitzinses.
Wissenswerte Fakten über Gold
Gold fasziniert uns nicht nur durch seine Börsen-Achterbahnfahrt, sondern hat noch einige andere Qualitäten auf Lager, wie geo.de zusammengefasst hat:
- Auf unserem Planeten warten Schätzungen zufolge noch rund 30 Milliarden Tonnen Gold auf ihre Entdeckung. 15.000 Tonnen Gold sind übrigens in den Weltmeeren versunken. Durch die Verwitterung des Gesteins werden Goldpartikel freigesetzt und gelangen über Flüsse bis in die Ozeane.
- Der Glanz von Gold verblasst niemals.
- Gold ist recyclebar – beispielsweise aus Elektroschrott oder Schmuckabfall.
- Der Großteil des Goldes wird zu Schmuck weiterverarbeitet. Der Rest wird zu Goldbarren, Zahnersatz oder landet in Elektrogeräten.
- Das bisher geförderte Gold ergäbe einen Würfel mit einer Kantenlänge von 21 Metern.
- Ein Goldwürfel wiegt das 18-fache eines gleich großen Zuckerwürfels.
Eine dritte Herleitung des Goldrausches hängt mit der Tatsache zusammen, dass Gold in US-Dollar gehandelt wird. Der Dollarkurs wird gegenüber anderen Währungen durch die Erwartung einer weniger restriktiven US-Geldpolitik gedrückt. Fällt der Dollar infolge, belastet das den Goldpreis in den anderen Währungen und entfacht damit die Nachfrage nach Gold.
Wann sinken die Goldkurse wieder?
Geht es nach der DWS Investment GmbH, einer deutschen Vermögensverwaltung, sind die Spekulationen auf sinkende Zinsen in diesem Jahr jedoch eine gefährliche Annahme: Laut der Tochtergesellschaft der Deutschen Bank sind erst im zweiten Quartal des kommenden Jahres 2024 erste Zinssenkungen zu erwarten. Für die Anleger bedeutet dies eine gesunde Portion Skepsis: Mit einer Abwärtskorrektur des Goldkurses muss gerechnet werden. Bis Ende dieses Jahres könnte der Goldpreis zur Enttäuschung aller Goldgräber auf 1900 US-Dollar je Feinunze fallen. Mit dieser Entwicklung würde das Fundament für den langfristigen Anstieg des Goldkurses einbrechen.
Im Allgemeinen ist der Verlauf der Inflation in den führenden Industrienationen ausschlaggebend für die künftige Entwicklung des Goldpreises. Andere Stimmen bewerten die Lage weitaus optimistischer. Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus, ordnet den Goldpreis für die kommenden Monate dem manager magazin zufolge eher stabil unterhalb der 2050 Dollar-Grenze ein. Steigt der Preis darüber, könnte der Rekord immer noch schnell geknackt werden.
Augen auf beim Goldankauf
Wer also derzeit darüber nachgrübelt, noch schnell in Gold zu investieren und sich beispielsweise einen Goldbarren zu kaufen, sollte diese Hintergründe berücksichtigen. Ebenso schnell wie der große und gelb glänzende Gewinn ist auch eine große Enttäuschung eingekauft.