Sparer, Hausbauer und Co.

EZB senkt Leitzinsen – was bedeutet die Zinssenkung für Verbraucher?

Die Europäische Zentralbank kommt ihrem Ziel der Preisstabilität näher und senkt die Zinsen. Das hat Folgen für Unternehmen, Sparer und Hausbauer.

Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert auf die abflauende Inflation im Euroraum. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, sinkt um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Das teilte die Notenbank am 12. September in Frankfurt mit. Jüngste Inflationsdaten seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Damit schreitet die EZB bei ihrer im Juni begonnenen Zinswende voran.

Die Währungshüter versprechen sich von einer Zinssenkung positive Wachstumsimpulse. Unternehmen und Privathaushalte können bei günstigeren Krediten leichter investieren und konsumieren. Umgekehrt müssen sich Sparer auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen.

Euro-Symbol in Frankfurt am Main

Erfolge im Kampf gegen die Inflation

Volkswirte hatten mit der Zinssenkung gerechnet, denn zuletzt hatte sich die Inflation in der Eurozone dem EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent genähert: Im August fiel die Teuerungsrate auf 2,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum – der niedrigste Stand seit Sommer 2021. Noch im Oktober 2022 hatte die Inflation im Euroraum im Zuge des Ukraine-Krieges einen Höchststand von über zehn Prozent erreicht. Auch in Deutschland sank die Inflation zuletzt deutlich, auf noch 1,9 Prozent im August. Die Teuerung im Euroraum werde 2024 bei im Schnitt 2,5 Prozent liegen und im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2025 in Richtung des Inflationsziels zurückgehen, erklärte die EZB. Daher sei es angemessen, die Geldpolitik weiter zu lockern. 

Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. An den Finanzmärkten wird fest mit weiteren Zinssenkungen der EZB gerechnet.

Es bleiben aber Inflationsrisiken. So hält sich die von Ökonomen viel beachtete Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel zäh. Im Jahresmittel sieht die EZB diese Rate bei 2,9 Prozent und erst 2026 bei 2,0 Prozent. Druck kommt von gestiegenen Löhnen, die Dienstleistungen verteuern. Die Bundesbank etwa warnt vor einer zu schnellen Lockerung der Geldpolitik.

Schuldner profitieren – aber wenig Bewegung bei Bauzinsen 

Sinkende Leitzinsen haben weitreichende Folgen: Unternehmen und Privathaushalte kommen günstiger an Kredite, was Investitionen erleichtert und den Konsum stützt.

Für Hausbauer ergeben sich nicht zwingend günstigere Konditionen. Die Bauzinsen hängen von der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ab. Die Commerzbank etwa erwartet, dass die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite bis ins nächste Jahr hinein bei etwa 3,5 Prozent bleiben – ähnlich wie zuletzt. Weitere Leitzinssenkungen der EZB seien am Markt eingepreist.

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Sparer haben das Nachsehen

Für Sparer sind sinkende Leitzinsen schlecht. Viele Banken haben darauf schon reagiert: Die Festgeldzinsen über zwei Jahre waren laut dem Vergleichsportal Verivox zuletzt so niedrig wie seit Mai 2023 nicht mehr. Bundesweit verfügbare Angebote bringen demnach im Schnitt nur noch 2,68 Prozent. Bei Tagesgeld seien im großen Stil Zinssenkungen zu erwarten.

Die gute Nachricht: Die gesunkene Inflation hilft indirekt Sparern. Nach Abzug der Teuerungsrate, die im August bei 1,9 Prozent in Deutschland lag, können Anleger mit einer durchschnittlichen Festgeldanlage über zwei Jahre eine positive Rendite erzielen. Inmitten der Inflationswelle vor einem Jahr verloren Ersparnisse dagegen an Wert. (Mit Material der dpa)

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