Auf diesem von Eric Kiehn zur Verfügung gestellten Foto wirft ein Starrflügler Wasser auf das Clear Fire. Ein Haus wurde durch den Waldbrand im Landesinneren Alaskas zerstört, während die meisten Menschen, die evakuiert werden mussten, in ihren Häusern Schutz suchen.
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Ein Löschflugzeug wirft Wasser auf einen Waldbrand in Alaska.

Ökonom Wiegandt im Interview

Ökonom im Interview: „Wüssten die Menschen, was den Enkelkindern bevorsteht, würde das keiner wollen“

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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In diesem Sommer stiegen vielerorts die Temperaturen auf 40 Grad und mehr. Wissenschaftler machen sich Sorgen um kommende Generationen. So wie Ökonom Klaus Wiegandt in seinem Buch „3 Grad mehr“.

Berlin - 50 Jahre ist es her, dass der Club of Rome einen wegweisenden Bericht („Die Grenzen des Wachstums“) veröffentlichte. Schon damals wurde aufgezeigt, wie wichtig es ist, die Klimaziele im Griff zu haben. Nur durch eine Umverteilung des Reichtums ist die Klimakrise abwendbar.

Es ist kein leichtes Buch, das man einfach so weglesen kann. „3 Grad mehr“ versammelt renommierte Wissenschaftler mit einem klaren Bekenntnis: Gelingt es uns nicht, den Anstieg der Erderwärmung innerhalb kurzer Zeit massiv zu begrenzen, sieht die Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder düster aus. Herausgeber von „3 Grad mehr“ ist der Ökonom Klaus Wiegandt, er beantwortet im exklusiven Interview mit uns die wichtigsten Fragen.

Herr Wiegandt, ist „3 Grad mehr“ Ihr wichtigstes Buch?
„3 Grad mehr“ ist absolut das wichtigste Buch. Wenn wir das Problem der Erderwärmung nicht in den Griff bekommen, ist die Zukunft so grausam, dass es nicht unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber zu verantworten ist. Die Gesellschaft muss wachgerüttelt werden. Wüssten die Menschen, was den Enkelkindern bevorsteht, würde das keiner wollen.
Haben wir als Gesellschaft das Wort „Klimakrise“ noch nicht verinnerlicht?
Nein, wir haben es nicht verinnerlicht. Die Menschen müssen es in der Mehrheit begreifen, wie ernst die Lage ist, damit die Politik wirklich handelt. Die Medien haben in den vergangenen 25 Jahren gebetsmühlenartig erklärt, der Eisbär stürbe aus, in Bangladesch würden Gebiete überflutet und hierzulande stiege der Meeresspiegel um 35 Zentimeter. Das ist aber nicht der Fall. Die Szenarien sehen viel schlimmer aus: 3 Grad mehr bedeutet ein Anstieg der Temperatur um mindestens 6 Grad auf dem Land. Das führt zu Klimaflüchtlingen, Ernteausfällen und Schäden von rund 7 Billionen US-Dollar pro Jahr. Das kann doch niemand in dieser Form wollen.
Was sind die größten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, vor denen wir stehen?
Die Menschen müssen sich von der Vorstellung verabschieden, dass es nur weit entfernte Regionen trifft. Bangladesch oder der Eisbär mögen weit weg sein. Aber das ist ein Irrglaube. Es betrifft uns alles. Direkt vor der Haustür. Tun wir jetzt nichts und machen wir so weiter wie bisher, wird dies schwerwiegende Folgen für alle nachfolgenden Generationen haben.

Kippunkte der Klimakrise: Ökonom Wiegandt sieht Abholzung des Regenwaldes als „größtes Problem“

Ökonom Klaus Wiegandt warnt vor der Erderwärmung
Sind wir bereits an einem Kipppunkt angelangt?
Nein, noch sind wir nicht an einem Kipppunkt angelangt. Wir haben alles noch in der Hand. Es mag sein, dass dieser Punkt bei einigen Ökosystemen, beispielsweise den Korallenriffen, schon überschritten ist, jedoch lässt sich noch gut gegensteuern. Das größte Problem stellt die Abholzung des Regenwaldes dar. Hier liegt nach wissenschaftlichen Aussagen der Kipppunkt bei einer Abholzung von 20 bis 30 Prozent. Hier sind wir schon bei 20 Prozent angekommen. Ein Prozent mehr kann alles über den Haufen werfen. Mit riesigen Veränderungen für die gesamte Weltbevölkerung. Hören wir auf, den Regenwald abzuholzen, wo wir Palmöl-Plantagen, Soja ernten und Edelhölzer verkaufen, könnten wir jährlich fünf Milliarden Tonnen CO2 einsparen.
Welche Lösungsansätze gibt es?
Als Erstes sollte die Abholzung des Regenwaldes gestoppt werden. Der britische Ökonom Nicholas Stern hat errechnet, dass wir als Untergrenze zwei Prozent des Weltsozialprodukts in den Klimaschutz stecken müssen. Das sind rund 1,6 Billionen US-Dollar pro Jahr. Diese Summe geben wir weltweit für das Militär aus. Hier muss gehandelt und umgeschichtet werden. Diese zwei Prozent der Weltgemeinschaft sind gut angelegt und hochrentabel. Jeder, der sich für Ökonomie interessiert, kann sich leicht ausrechnen, was das bedeutet. Mit dem Geld sind unter anderem die Entwicklungsländer zu unterstützen, damit sie ein nachhaltiges Energiesystem aufbauen können. Erneuerbare Energien sind das Ziel, nicht Kohlekraftwerke, die derzeit von China den ärmsten Ländern günstig angeboten werden. Dann haben wir eine Chance.
Klaus Wiegandt (Hrsg.): „3 Grad mehr“

Das Buch „3 Grad mehr“ ist ein eindrücklicher und wichtiger Sammelband, die Auswirkungen der Klimakrise besser einordnen und verstehen zu können.

Waldbrände in Spanien: Feuer wüten in mehreren Teilen des Landes

Ein Feuerwehrmann bei Löscharbeiten während eines Waldbrandes.
Auch in der Nähe der katalanischen Stadt Manresa im Norden von Spanien wütet ein Waldbrand.  © Eric Renom/dpa
Flammen neben einem Gewächshaus in Spanien
In der Provinz Zamora wütet einer der schlimmsten Waldbrände in Spanien. © Emilio Fraile/dpa
Zwei Löschhubschrauber laden Wasser in einem See.
Zwei Löschhubschrauber laden in Spanien Wasser, um einen Waldbrand bei Alhaurín de la Torre, Provinz Málaga, zu löschen. © Lorenzo Carnero/dpa
Fahrgäste fotografieren während einer Zugfahrt einen Flächenbrand.
Fahrgäste fotografieren während einer Zugfahrt den Walbdrand in der spanischen Provinz Zamora. © Francisco Seoane Perez/dpa
Ein Feuerwehrmann streichelt einen Hund in einem verkohlten Dorf.
In Galicien, im Nordwesten von Spanien, legen gleich mehrere Waldbrände die Landschaft in Schutt und Asche. © Carlos Castro/dpa
Ein Löschflugzeug wirft rotes Löschmittel auf einen Waldbrand.
Die Einsatzkräfte bekämpfen die Waldbrände in Spanien am Boden und aus der Luft, hier im katalanischen Castellgalí. © Lorena Sopêna/dpa
Drei Politiker stehen vor einer verkohlten Landschaft nach einem Waldbrand.
Am Montag machte sich Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ein Bild von den Waldbränden bei Casas de Miravete. © Gustavo Valiente/dpa
Ein Feuerwehrmann hält sich vor einem wütenden Walbdrand den Kopf.
Losacio, Zamora: Dieser Feuerwehrmann hat gerade vom Tod eines Kollegen bei einem Waldbrand in Spanien erfahren. © Emilio Fraile/dpa
Eine Frau deutet von einem Balkon aus auf verbrannte Häuser.
Auch Wohnhäuser fielen den Bränden in Spanien zum Opfer, hier in A Veiga da Cascallá, Galicien. © Brais Lorenzo/EFE
Eine Frau fasst sich mit verzweifeltem Gesichtsausdruck neben verbrannten Häusern an den Kopf.
Die Anwohner in den von Waldbränden betroffenen Gebieten in Spanien sind verzweifelt. © Brais Lorenzo/EFE
Ein Hubschrauber wirft Wasser über einem Waldbrand ab.
dpa_5FA9E00057AC5167.jpg © Gregorio Marrero/dpa
Menschen laden ein Pferd in einen Transporter, im Hintergrund Rauch.
Nicht nur Menschen mussten vor den Waldbränden in Spanien in Sicherheit gebracht werden, sondern auch Tiere. Hier bei Alhaurín De La Torre. © Gregorio Marrero/dpa
Ein Feuerwehrmann ist nachts mit Löscharbeiten bei einem Waldbrand beschäftigt.
Kampf gegen die Flammen bei Manresa in Katalonien. © Eric Renom/dpa
Ein Mann blickt auf die Flammen bei einem Brand.
Ein Mann beobachtet die Flammen des Brandes in Losacio bei Zamora.  © Emilio Fraile/dpa
Eine ältere Frau wird beim Verlassen ihres Hauses begleitet, das von einem Walbdrand bedroht ist.
Wegen der Waldbrände in Spanien mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen, hier bei Zamora. © Emilio Fraile/dpa