Es lebe der Punk
Buchtipp: „Anarchy in the UKR“ vom ukrainischen Autor Serhij Zhadan
VonJessica Bradleyschließen
Der Shootingstar der ukrainischen Literatur, so wird Serhij Zhadan gerne genannt. Sein Prosa-Roman „Anarchy in the UKR“ lässt da keine Zweifel übrig.
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Eine Reise, eine Geschichte und gesammelte Erfahrungen, dies alles kann man im neuen Roman „Anarchy in the UKR“ von Serhij Zhadan lesen. Nicht umsonst wurde ein Zitat der Sex Pistols an den Titel angelehnt. Sehr passend.
Serhij Zhadan „Anarchy in the UKR“: Über das Buch
„Vergiß die Politik, lies keine Zeitung, geh nicht ins Netz, verweigere deine Stimme“ – so beginnt der „Linke Marsch“, ein Kapitel aus Serhij Zhadans zweitem Prosaband, dem ein Song der Sex Pistols, Anarchy in the UKR, als Motto dient. Zhadan ist dabei, sich zur stärksten Stimme der jungen ukrainischen Literatur zu entwickeln – und zum Antipoden von Juri Andruchowytsch. Auch Zhadans Ich-Erzähler ist ständig im Zug oder in bizarren Landschaften unterwegs. Doch es zieht ihn nicht zu den Ruinen der habsburgischen Vergangenheit, sondern in die Industriebrachen des Donbass im Südosten des Landes – an die Orte des von den Sowjets zerschlagenen Anarchokommunismus. Niemand scheint sich an Nestor Machno zu erinnern. Anarchismus, das gab es nie. Bis er im November 2004 in Charkiw, zu Füßen des „Fuck-Lenin-Denkmals“, wiederaufersteht.
Versuch mal, die Politik in deinem Leben loszuwerden, mal sehen, ob es dir gelingt, wieviel Kraft und Geduld du hast, sie ist unglaublich penetrant. Aber versuch mal, nach deinen eigenen Regeln zu spielen, gleich kriegst du was auf die Pfoten.
Serhij Zhadan „Anarchy in the UKR“: Mein Fazit
Ein fabelhaftes Buch, das meine kleine Punk-Seele sofort mitgerissen hat. Der ausgewählte Sprachgebrauch und teilweise lyrische Schreibweise bieten ein absolutes Lesegefühl.
Serhij Zhadan „Anarchy in the UKR“:
2022, Suhrkamp Verlag, ISBN 13-978-3-518-12522-9
Preis: Taschenbuch 14€, E-Book 13,99€, Seitenzahl: 216 (abweichend vom Format)
Serhij Zhadan
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum „Buch des Jahrzehnts“. Zhadan lebt in Charkiw, Ukraine.
Rubriklistenbild: © suhrkamp Verlag
