Neue Krimireihe gestartet

Richard Osman im Interview: Sensationellster Bucherfolg seit „Harry Potter“

  • Sven Trautwein
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Richard Osman, der Autor des größten Buchhits seit Harry Potter, spricht im Interview über Inspirationsquellen und Krimis.

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Mit „Der Donnerstagsmordclub“-Reihe hat Richard Osman das Genre des Kriminalromans neu definiert – spannend, humorvoll und voller Herz und es ist der größte Bucherfolg seit „Harry Potter“. Seine Geschichten um eine Rentnerclique, die gemeinsam Morde aufklärt, haben Leser weltweit begeistert und ihn zu einem der erfolgreichsten Autoren unserer Zeit gemacht. Nun startet er mit „Wir finden Mörder“ eine neue Krimireihe. Doch was steckt hinter seinem Erfolg? Wie entwickelt er seine außergewöhnlichen Figuren und cleveren Plots? Im Interview mit IPPEN.MEDIA gibt der Bestsellerautor spannende Einblicke in seine Arbeit, spricht über Inspirationsquellen und erklärt, warum er denkt, dass Wohlfühl-Krimis gerade so gefragt sind.

Richard Osman im Interview: Mit „Wir finden Mörder“ startet eine neue Krimireihe.
Lieber Herr Osman, Sie sind der erfolgreichste Buch-Export seit Harry Potter. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe den ersten Roman geschrieben, ohne ihn jemandem zu zeigen, bis er fertig war. Ich schrieb, weil ich Krimis liebe, weil ich die Charaktere so sehr mochte und weil ich genau die Art von Buch schreiben wollte, die ich selbst gerne lese: raffiniert geplante Mordgeschichten, aber mit Humor und Herz. Den zweiten Roman habe ich geschrieben, bevor der erste veröffentlicht wurde. Ich glaube, es hat geholfen, zwei Bücher fertig zu haben, bevor sie veröffentlicht wurden und die Leser darauf reagierten. Ich bin sehr geehrt, dass so viele Menschen die „Donnerstagsmordclub“-Reihe und jetzt auch „Wir finden Mörder“ gelesen haben und wie viel die Charaktere den Lesern bedeuten. Mein Wunsch ist, dass meine Bücher weiterhin dazu beitragen, mehr Menschen für Literatur zu begeistern. Und wenn sie dabei den Weg für andere angehende Autoren ebnen, dann habe ich etwas Gutes getan.
Haben die Menschen eine Sehnsucht nach Cosy Cime, den Wohlfühl-Krimis?
Veröffentlichungstrends scheinen zyklisch zu sein. Als ich anfing zu schreiben, waren dunkle Psychothriller mit unzuverlässigen Erzählern sehr angesagt. Jetzt sehen wir andere Arten von Krimis, die den Mainstream erreichen. Als Autor reizt mich an Krimis besonders, dass das Genre nicht viele Regeln hat. Man muss nicht über eine bestimmte Gruppe von Menschen schreiben, und die Geschichte kann überall spielen. Die einzige Bedingung ist, dass es ein Problem gibt, das gelöst werden muss. Ich denke, viele Menschen schätzen diese Universalität.

Was ist ein „unzuverlässiger Erzähler“?

Ein Erzähler, der nicht vertrauenswürdig ist und dessen Wiedergabe der Ereignisse mit Vorsicht zu genießen ist . Wir sehen solche Erzähler vor allem bei Ich-Erzählungen, da diese Erzählform dazu neigt, die Motive hinter der Übermittlung einer bestimmten Geschichte zu unterstreichen.

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Wollten Sie schon immer Krimis schreiben?
Ich war schon immer Drehbuchautor, hatte aber gehofft, eines Tages auch Romane zu schreiben. Krimis sind mein Lieblingsgenre, daher fühlte es sich natürlich an, dass ich in diesem Bereich schreiben würde. Die Idee für eine ältere Frau, jemanden, den man nicht erwarten würde, der Verbrechen aufklärt, hatte ich schon lange. Nach einem Besuch im Seniorenwohnheim meiner Mutter begann der Rest des Romans Gestalt anzunehmen. Es macht wirklich Spaß, einen Roman zu schreiben, in dem die Hauptfiguren keine Konsequenzen fürchten müssen und ihre Lebenserfahrung ihnen dabei hilft, den Tag zu retten.
Woher kommen all Ihre Ideen?
Ich lasse mich von vielen Dingen inspirieren: Orte, die ich besuche, Menschen, die ich treffe. Ich bewundere Krimiautoren wie Agatha Christie und Patricia Highsmith und ihre unglaublich clevere Handlungsführung. „Wir finden Mörder“ (“We Solve Murders“) war eine spannende Herausforderung – neue Charaktere zu erschaffen, nachdem ich vier Bücher mit der Donnerstagsmordclub-Gruppe geschrieben hatte. Ich hatte die Idee für ein Duo aus Schwiegervater und Schwiegertochter, die zusammen Rätsel lösen. Ich fand es spannend, dass er ein Stubenhocker ist und sie ein Adrenalinjunkie, und dass sie eine Detektei betreiben, sodass die Fälle zu ihnen kommen, anstatt dass sie wie die Donnerstagsmordclub-Gruppe zufällig auf sie stoßen. Rosie D’Antonio war eine unerwartete Figur, aber sie war so charismatisch, dass ich sie behalten musste!
Wie sieht Ihr typischer Schreibtag aus?
Ich schreibe früh morgens – vor allem wegen meines Zeitplans – und versuche, etwa 1.000 Wörter pro Tag zu schaffen. Ich arbeite ganz oben im Haus, in einem ruhigen Raum, mit meinen Katzen Liesl und Lottie als Gesellschaft. Wenn Sie das hier lesen und selbst an einem ersten Roman arbeiten, würde ich sagen: Versuchen Sie, jeden Tag etwas zu schreiben. Selbst wenn es nur eine halbe Stunde ist, vor der Arbeit oder nachdem Sie die Kinder ins Bett gebracht haben – versuchen Sie, in diese Routine zu kommen. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Ihr Buch wächst.
Welche Autoren haben Sie inspiriert?
Ich bin ein echter Krimi-Junkie – meine Lieblingsautoren sind Harlan Coben, Shari Lapena und Jeff Deaver, aber ich bin mit Agatha Christie aufgewachsen und liebe Patricia Highsmith. Außerdem bin ich ein großer Fan von George Eliot, besonders nachdem ich kürzlich „Middlemarch“ gelesen habe.
Was ist aufregender: Schreiben oder Lesen?
Schreiben. Ich habe mein ganzes Leben geschrieben, meine gesamte Karriere. Zu wissen, dass man etwas geschaffen hat, das Menschen unterhält, und dabei eine Familie dazu bringt, über ein Thema zu diskutieren – das ist mein Lieblingsteil daran, dass die Bücher erfolgreich sind: Man kann mitten in der Kultur interessante Themen ansprechen. Das war auch schon so, als ich fürs Fernsehen geschrieben habe.

Bücher, die man im November lesen muss: Die höchsten Neueinsteiger auf den Bestsellerlisten

Cover zu „Escaping from Houdini“ von Kerri Maniscalco
Kerri Maniscalco „Escaping from Houdini“: Audrey Rose und Thomas stecken nicht zum ersten Mal in einer Mordermittlung. Diesmal führt sie ihr Weg auf einem Ozeandampfer nach New York. Eine Truppe Zirkusartisten sorgt für Unterhaltung an Bord, doch das Vergnügen ist von kurzer Dauer. Bald erschüttert eine Reihe brutaler Morde die Passagiere. Jeder ist verdächtig, auch der undurchsichtige Entfesselungskünstler Harry Houdini. Der einzige Fluchtweg führt in den dunklen Abgrund der See. Es liegt an Audrey Rose und Thomas, den Mörder zu überführen, bevor sie die nächsten auf seiner Liste sind. © Piper
Cover zu „Systemsturz“ von Kohai Saito
Kohai Saito „Systemsturz“: Wenn wir glauben, die Welt durch nachhaltigen Konsum vor der Klimakatastrophe zu retten, betrügen wir uns selbst. Das sagt der japanische Philosoph Kohei Saito. Denn der Kapitalismus ist nicht zukunftsfähig. Klar und überzeugend vertritt Saito die These: Nichts, was die Welt jetzt braucht, lässt sich innerhalb eines kapitalistischen Systems realisieren. Grünes Wachstum ist unmöglich. © dtv
Cover zu „Dieses Buch verändert dein Leben für immer“ von Martin Wehrle
Martin Wehrle „Dieses Buch verändert dein Leben für immer“: Woran scheitern Veränderungen? Daran, dass Menschen sich überfordern. Wer sofort den Traumjob an Land ziehen, den Marathon laufen, den Seelenpartner erobern und sein Leben zur problemfreien Zone erklären will, erstickt an seinen Ansprüchen. Darum setzt Bestsellerautor Martin Wehrle auf kleine, effektive Schritte, die Lust auf Veränderungen machen und sich zu nachhaltigen Erfolgen summieren. Sein neues Buch schafft es, dein Leben mit 52 winzigen Impulsen auf spielerische Weise zu verändern. Damit erzielst du schon nach kurzer Zeit verblüffende Ergebnisse... © Mosaik
Cover zu „Polarschwimmer“ von Aurelia Hölzer
Aurelia Hölzer „Polarschwimmer“: Wenn draußen der Sturm tobt und die Polarlichter vor dem Fenster tanzen, fühlt Aurelia Hölzer sich geborgen und lebendig. Nichts Schöneres kann sie sich vorstellen, als gemeinsam mit ihrem Team die Abgeschiedenheit auf der antarktischen Forschungsstation Neumayer III zu erleben – In „Polarschimmer“ lässt die Chirurgin uns am oft etwas wunderlichen Alltag im Eis und auf der Forschungsstation teilhaben. Sie gibt Einblicke in die einzelnen Arbeits- und Forschungsbereiche, Hintergründe zur Tierwelt in einem fragilen Ökosystem, und erklärt, wie diese einzigartige Station funktioniert. © Malik
Cover zu „Die Not-To-Do-Liste“ von Rolf Dobelli
Rolf Dobelli „Die Not-To-Do-Liste“: Die besten Fehler sind die, die man vermeidet – So, wie andere Vinylplatten, Videospielkonsolen oder Vintagekleider sammeln, sammelt Rolf Dobelli seit Jahren Geschichten von Misserfolgen – Fehlschläge im Leben, in Karrieren, Ehen und Familien. Hier präsentiert er die Sammlung von Verhalten und Denkmustern, die man tunlichst nicht nachmachen sollte – eine Art Kompendium der Idiotie. © Piper
Cover zu „Ein Brief aus München“ von Hakan Nesser
Håkan Nesser „Ein Brief aus München“: Schweden, Weihnachten 2020: der bekannte Künstler Ludvig Rute lädt - den Einschränkungen der Coronapandemie zum Trotz - seine drei Geschwister samt Anhang über die Feiertage in ein abgelegenes Anwesen in der Nähe eines Waldes ein. Obwohl sie nicht wissen, was sie dort erwartet, sind sie von weit her angereist. Sie haben sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, die Atmosphäre ist angespannt. Es wird nicht besser, als der Gastgeber am Morgen des 25. Dezembers tot aufgefunden wird. Bei starkem Schneefall nehmen Gunnar Barbarotti und seine Kollegin und Ehefrau Eva Backman den Fall auf, der an einen alten englischen Kriminalroman erinnert. War es ein Bilderdieb, der in das Haus eingedrungen ist, oder kommt der Täter aus der Familie? © btb
Cover zu „Ein Steinpilz für die Ewigkeit“ von Hannes Ringlstetter
Hannes Ringlstetter „Ein Steinpilz für die Ewigkeit“: Ein Buch über eine besondere Vater-Sohn-Beziehung, über Nähe und Fremdheit, Liebe und Tod Als die Nachricht kommt, die er seit Jahren befürchtet, weiß Hannes Ringlstetter, was zu tun ist: Einen Steinpilz will er finden und seinem Vater auf die „letzte Reise“ mitgeben. Sehr berührend und nachdenklich setzt Hannes Ringlstetter sich mit dem Vater auseinander, sucht einen Umgang mit der Endlichkeit. Er zeichnet ein vielschichtiges Bild des „humanistisch christlichen Welterklärers“, der doch auch eine dunkle Seite hatte. Ausgesöhnt hat er sich längst mit ihm. © dtv
Cover zu „Rath“ von Volker Kutscher
Volker Kutscher „Rath“: Familie Rath steuert auf ein dramatisches Ende zu: Gereon hat nach der Rückkehr aus den USA ein Versteck in Rhöndorf bei Bonn bezogen und schlägt sich nach Berlin durch, um Charly beizustehen. Sie muss Hannah Singer aus den Wittenauer Heilstätten befreien und Fritze verteidigen, der unter Mordverdacht gerät. Der Judenhass wächst und mit der Reichspogromnacht kulminiert eine Entwicklung, die Charly vorhergesehen und Gereon lange geleugnet hat. Damit ist beiden klar: Ein Leben in Deutschland ist so nicht mehr möglich, Widerstand ist geboten. Haben sie eine gemeinsame Zukunft und wo würde die liegen? Mit gewohnt hoher Spannung, historischer Tiefenschärfe und psychologischer Figurenzeichnung bringt Volker Kutscher seine Erfolgsserie zu einem erschütternden Abschluss. © Piper
Cover zu „Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek
Sebastian Fitzek „Das Kalendermädchen“: Vor elf Jahren wurde Alma als Baby unter mysteriösen Umständen zur Adoption freigegeben. In ihrer streng unter Verschluss gehaltenen Adoptionsakte steht der Vermerk: »Identität der Eltern darf unter keinen Umständen ans Licht kommen! Mutter droht Todesgefahr!!!« Doch nun ist Alma lebensgefährlich erkrankt und braucht dringend einen Knochenmarkspender. Um das Leben ihrer Adoptivtochter zu retten, startet Olivia Rauch eine verzweifelte Suche nach den biologischen Eltern. Dabei stößt die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin auf die Legende vom »Kalendermädchen«: eine junge Frau, die sich einst zur Weihnachtszeit in ein abgeschiedenes Häuschen im Frankenwald zurückgezogen hatte. Und die dort von einem Psychopathen heimgesucht wurde, der sie zwang, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen … © Droemer
Cover von „Patriot“
Alexej Nawalny „Patriot“: Nawalny begann mit der Arbeit an PATRIOT im Jahr 2020, kurz nach dem Giftanschlag auf ihn. Es ist die umfassende Geschichte seines Lebens: seine Jugend, seine Berufung zum Aktivisten, seine Ehe und Familie sowie sein Einsatz für Demokratie und Freiheit in Russland angesichts einer Supermacht, die ihn unbedingt zum Schweigen bringen will. PATRIOT zeigt Nawalnys absolute Überzeugung: Der Wandel ist nicht aufzuhalten. Er wird kommen. Anschaulich und mit spannenden Details, einschließlich bislang unveröffentlichter Aufzeichnungen aus dem Gefängnis, schildert Nawalny seinen politischen Werdegang, die zahlreichen Anschläge auf ihn und seine Vertrauten und die hartnäckigen Kampagnen, die er und sein Team gegen das zunehmend diktatorische Regime zu führen wagten. © S. Fischer
Was können wir als Nächstes von Ihnen erwarten?
Das nächste Abenteuer von Joyce, Elizabeth, Ibrahim und Ron! Nach einer wohlverdienten Pause wird die Gruppe ein weiteres Abenteuer erleben, das den Lesern hoffentlich gefallen wird. Der Film wird auch 2025 erscheinen, mit einer großartigen Besetzung.
Lieber Herr Osman, vielen Dank für das Interview.

Richard Osman „Wir finden Mörder“

Übersetzt von Sabine Roth und Elke Link

2024 List, ISBN-13 978-3-471-36067-5

Preis: gebunden 22,99 €, 432 Seiten

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