Jugendbuchforschung

Wie man die Jugend zum Lesen bekommt: Zum Tode von Klaus Doderer

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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Klaus Doderer wollte Kinder immer für das Lesen begeistern. Zum Tod des Gründers des Instituts für Jugendbuchforschung.

Bereits früh engagierte sich Doderer dafür, Kinder und Jugendliche nicht nur als pädagogische Objekte zu betrachten, sondern sie als ernsthafte Leserinnen und Leser anzuerkennen und ihnen qualitativ hochwertige und ästhetisch ansprechende Literatur anzubieten. Im Jahr 1963 gründete er das weltweit erste Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt. Dort hatten seine Studenten die Möglichkeit, interessante Gespräche mit bekannten Kinderbuchautoren wie Astrid Lindgren und Erich Kästner zu führen.

Klaus Doderer gründete das Institut für Jugendbuchforschung der Frankfurter Uni. Nun ist er im Alter von 98 Jahren verstorben.

Fest verankertes Forschungsprogramm

Mittlerweile ist Kinder- und Jugendliteratur im Lehr- und Forschungsprogramm der Hochschulen verankert. Dies ist auch Klaus Doderers Arbeit zu verdanken, der stets bemüht war, den Kindern die Lust am Lesen und kreativen Schreiben zu geben. In seiner langen Hochschultätigkeit erschienen viele Sachbücher, darunter auch das „Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur“ (werblicher Link).

Germanisten lesen lieber Thomas Mann als Kinderbücher, so die FAZ. Dabei hat Kinder- und Jugendliteratur weit mehr zu bieten und größere wissenschaftliche Relevanz als manch andere Titel. Doch Vorlesungen und Veranstaltungen zu Kinderbüchern waren eher selten und sind oft noch eine Randerscheinung. Ausreißer wie Cornelia Funkes „Tintenherz“ oder die Harry-Potter-Bände haben das Augenmerk ein wenig auf diese Gattung gelegt.

Zehn Bücher, die Sie Ihren Kindern vorlesen sollten

Cover zum Klassiker „Elmar“ von David McKee
David McKee „Elmar“: Elmar ist alles andere als grau. Bunt und anders eben. Ein Buch über Farben und die Unterschiede, die uns ausmachen. Wunderbar! © Thienemann
Cover zu Axel Scheffler, Julia Donaldson „Die hässlichen Fünf“
Axel Scheffler, Julia Donaldson „Die hässlichen Fünf“: Gnu, Hyäne, Geier, Warzenschwein und Marabu sind eher die Außenseiter der Savanne. Dass sie aber die wahren Helden sein können, vermittelt dieses Buch. Es kommt nicht auf Äußerlichkeiten an. © Beltz
Cover zu „Die Streithörnchen“
Rachel Bright, Jim Field „Die Streithörnchen“: Der Streit um eine Nuss – der eine sammelt, der eine futtert sofort auf. Streit ist vorprogrammiert. Wie lässt sich Streit beilegen? Zauberhaft! © magellan
Cover zu Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat
Werner Holzwarth, Wolf Erlbruch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“: für Kinder ist alles dabei, was sie lieben. Das perfekte Buch zum Vorlesen! © Peter Hammer Verlag
Cover zu „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ von Axel Scheffler und Julia Donaldson
Axel Scheffler, Julia Donaldson „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ – Auch wenn Axel Scheffler mit „Der Grüffelo“ einen Klassiker veröffentlichte, ist dieses nicht weniger vorlesenswert. Ein Buch über Freundschaft. © Beltz
Cover zu Eric Carle „Die kleine Raupe Nimmersatt“
Eric Carle „Die kleine Raupe Nimmersatt“: einer der Klassiker der Vorlesebücher. Dieser darf in der Sammlung natürlich nicht fehlen. © Gerstenberg
Cover des Mitmachbuches von Jörg Mühle „Nur noch kurz die Ohren kraulen“
Jörg Mühle „Nur noch kurz die Ohren kraulen“ – das perfekte Mitmachbuch für das Abendritual: Zähne putzen, Kopfkissen aufschütteln... und in das Reich der Träume sinken. © Moritz Verlag
Cover zum Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uew Kling und Astrid Henn
Marc-Uwe Kling, Astrid Henn „Das NEINhorn“: Wer kennt das Lieblingswort „Nein“ nicht. Ein Buch, das bei der jungen Zielgruppe zum Lieblingsbuch avancieren kann. Statt „nein“ ein „noch mal“. © Carlsen
Cover zum Buch „Gib mir mal die Hautfarbe“
Olaolu Fajembola/Tebogo Nimindé-Dundadengar: „Gib mir mal die Hautfarbe“ – Vorlesen dient ebenfalls zur Wertevermittlung. Es kann das Verständnis wichtiger Themen erweitern. © Beltz
Cover des Märchenbuches „Märchenland für alle“
„Märchenland für alle“: Klassische Märchen sind relativ zeitlos und kommen bei Kindern heutzutage genauso gut an, wie vermutlich bei Ihnen selbst in Ihrer Kindheit. © Dorling-Kindersley

Doderer, 1925 geboren, studierte nach seiner Kriegsgefangenschaft Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Marburg. Anschließend arbeitete er als Lehrer und Deutschlektor in Birmingham. In den frühen sechziger Jahren gründete er das Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt. Er leitete das Institut bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990.

Es wird zu wenig gelesen

Wie wichtig gute Kinder- und Jugendbücher sind, zeigen immer wieder Studien. Ein Viertel aller Grundschüler kann nicht richtig lesen. Für die deutschen Grundschüler ging es in den vergangenen Jahren immer mehr bergab bei der Lesekompetenz. Wie wichtig dafür gute Kinder- und Jugendbücher sind und der Spaß, der Lesen machen kann, war eines der Herzensangelegenheiten von Klaus Doderer. Für seine Forschungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur erhielt Doderer das Bundesverdienstkreuz am Bande, sowie den Internationalen Grimm-Preis. Kürzlich ist er im Alter von 98 Jahren verstorben.

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Rubriklistenbild: © Stephanie Pilick/picture-alliance/dpa

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