Hauptstadt-Noir
„Die Guten und die Toten“: Blutiger und schneller Thriller aus der Hauptstadt von Kim Koplin
VonSven Trautweinschließen
Berlin ist die Krimihauptstadt Deutschlands. Zu Recht führt der schnelle Thriller „Die Guten und die Toten“ die Krimi-Bestenliste an.
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Berlin ist dunkel, dreckig, düster, laut, voll und bietet Platz für viele abgehängte Gestalten. Man hat hier die Möglichkeit, unter dem Radar zu leben. Unerkannt, unbeobachtet von anderen. So geht es auch Saad, der als Mitarbeiter in einem heruntergekommenen Parkhaus die Nachtschicht schiebt. Auf der anderen Seite ist er liebender Vater seiner kleinen Tochter. Doch eine alte Geschichte lässt ihn täglich unter Strom stehen.
Kim Koplin „Die Guten und die Toten“: Darum geht es im Krimi
Was vielleicht in vielen Berlin-Krimis Neukölln oder Kreuzberg ist, ist bei Kim Koplin Charlottenburg. Das Setting: ein heruntergekommenes Parkhaus in der Nähe des beschaulichen Savigny-Platzes. Dort, wo sich die Menschen teure Drinks in der Gastronomie leisten können, gibt es einige, die unter dem Radar leben. Saad, eine der Hauptfiguren, ist so jemand. Wie sein richtiger Name lautet und woher er eigentlich stammt, bleibt ein wenig unklar und sorgt für zusätzliche Spannung. Auf der Flucht vor der Vergangenheit hat er einen Job als Nachtwächter in einem Parkhaus angenommen. Nebenher versucht er sich, so gut es geht, um seine kleine Tochter zu kümmern. Doch die Vergangenheit und so einiges mehr holen ihn ein.
Saad und seine kleine Tochter Leila leben unterm Radar in Berlin. Saad verdient sein Geld als Wächter in einem Charlottenburger Parkhaus, aus gutem Grund in der Nachtschicht. In diesem Parkhaus steht auch der Luxusschlitten des Staatssekretärs Brasch, der mit dem Waffenhändler Müller und undurchsichtigen Saudis fiese Geschäfte macht. Als Brasch betrunken und zugekokst einen Verkehrsunfall baut und man zu seiner Überraschung eine Leiche in seinem Kofferraum findet, ist das ein Fall für die junge Kriminalkommissarin Nihal Khigarian.
Saad, in Begleitung seiner vierjährigen Tochter, wird an einem frühen Morgen von zwei Schlägertypen bedroht. Kriminalkommissarin Nihal Khigarian, die von einer Boxkarriere im Olympiateam träumt, ist früh auf den Beinen, um ihrer kleinen Wohnung zu entkommen, in der sie ihrem Bruder Unterschlupf gewährt. Da er jedoch in der Wohnung Joints raucht und jede Nacht eine andere Frau abgeschleppt hat, ist es Nihal zu eng. Sie macht sich joggend auf ihre eigene Flucht.
Schicksalhafte Zufallsbegegnung
Die Zufallsbegegnung von Nihal und Saad, die ihm bei den Schlägertypen aus der Bredouille hilft, ist ein schicksalhaftes Zusammentreffen, das sich weiter durch den rasanten Thriller zieht. Vom Sprachstil und der Art erinnert es an „Die Stunde der Hyänen“ von Johannes Groschupf. Auch hier ist das dunkle Berlin das optimale Setting. Krimiautor Johannes Groschupf hat im Interview erklärt, warum er Berlin für die beste Krimistadt hält.
Da freut man sich auf einen entspannten Tag auf dem Dach, ein bisschen Leiche-Zersägen und bei der Müllverbrennung vorbeifahren, und plötzlich hast du Gesellschaft von gleich zwei Typen mit Knarren, und keiner weiß, wer der andere ist.
Immer wieder prallen die Welten von Nihal und Saad aufeinander. Das Buch hat alles, was Spannung ausmacht: ob Waffendeals, die aus dem Ruder laufen, die eine oder andere Leiche, die beseitigt werden muss und der ganz normale Wahnsinn nebenher, der sich Alltag nennt.
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Der Thriller überzeugt mit schnellen Szenenwechseln, messerscharfen Dialogen, die die Stimmung der Stadt perfekt einfangen und den Figuren auf den Leib geschrieben sind. Auch die Beziehung zwischen Nihal und Saad, die aus der Bedrängnis zu wachsen scheint, nimmt an Fahrt auf. Doch der heimliche Star der Geschichte ist die vierjährige Tochter Leila. Sie kittet, was zerbrochen scheint und, das mag etwas abgedroschen klingen, führt zusammen, was zusammen gehört.
Kim Koplin „Die Guten und die Toten“: Fazit
Für Fans rasanter Thriller mit schnellen Schnitten und einem tollen Plot, sowie Figuren, die ans Herz gehen. Für alle, die Berlin-Krimis mögen. Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite unterhält und sich schnell verschlingen lässt. Was will man als Leser mehr? Eine Fortsetzung, unbedingt. Wenn nicht Berlin, dann Hamburg, wie das Ende vermuten lässt. Das Tor zur Welt.
Kim Koplin „Die Guten und die Toten“
2023 Suhrkamp, ISBN-13 978-3-518-47312-2
Preis: Taschenbuch 16 €, E-Book 13,99 €, 254 Seiten (abweichend vom Format)
Kim Koplin
Arbeitet, schreibt und denkt in Berlin, Italien und Frankreich. Und heißt nicht so. Hat aber schon mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben, heißt es auf der Website des Verlags.
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Rubriklistenbild: © Jürgen Ritter/Imago/Suhrkamp (Montage)
