Sachbuch

Inspirierend und wegweisend: „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay

  • Janine Napirca
    VonJanine Napirca
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Im Sachbuch „Sprache und Sein“ stellt Autorin und Feministin Kübra Gümüşay Studienergebnisse und weitere Quellen Eigenerfahrungen gegenüber.

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Wie ist es, als kopftuchtragende Frau, in Deutschland geboren, mit Wurzeln in der Türkei nach England auszuwandern und sich für Feminismus zu engagieren? In Sprache und Sein setzt sich die Autorin Kübra Gümüşay zum einen mit Studienergebnissen und literarischen Quellen zu bestimmten Themen wie Ausgrenzung, Chancengleichheit, Rassismus auseinander. Zum anderen lässt sie autobiografische Erlebnisse mit in ihre Betrachtungen einfließen.

Kübra Gümüşay „Sprache und Sein“: Über das Buch

Autorin Kübra Gümüşay spricht und versteht mehrere Sprachen: Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch.

Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüşay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem ersten Buch geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse –­ anders miteinander kommunizieren?

Klappentext/Hanser Berlin

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Kübra Gümüşay „Sprache und Sein“: Fazit

Aus linguistischer Sicht sind vor allem die Kapitel des Buches interessant, in denen Gümüşay über ihre Erfahrungen als mehrsprachige Sprecherin schreibt. So bezeichnet sie Türkisch als „Sprache der Liebe“, in der sie Gedichte schreibt, betet und weint. Arabisch ist für sie eine „mystische, spirituelle Melodie“, die sie zwar fühle, aber nicht gänzlich begreifen könne. Deutsch als „Sprache des Intellekts und der Sehnsucht“ nutze sie zum Spielen, Kämpfen, Lieben und Ehrfürchtigsein, wohingegen das Englische für sie vor allem eines bedeutet: Freiheit.

Aber auch die anderen Kapitel, in denen es zunehmend um Ungerechtigkeit, Rassismus und Gesellschaftskritik geht, sind sehr lesenswert. Insbesondere die Annahme, dass aus einem Dialog keine Verlierer bzw. Verliererinnen hervorgehen sollten und man nicht stumpf auf seinem eigenen Standpunkt beharrt, waren sehr inspirierend und wegweisend. Kübra Gümüşay sprach bereits 2020 mit diesem Buch Probleme an, wie das Erstarken der Rechten, die heute noch viel präsenter in Europa sind. Auch Einblicke in ihr Aktivistinnen-Dasein – wie ermüdend und kraftraubend und auch gefährlich es mitunter ist – kommen nicht zu kurz. Eine durchweg bereichernde Lektüre, von der man sich nur wünschen kann, Entscheidungsträger und -trägerinnen in Politik, Medien und Co. würden sie lesen, verstehen und beherzigen.

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Wenn Sie weitere starke literarische Frauenstimmen lesen wollen, lassen Sie sich „Miroloi“ von Karen Köhler, Jacinta Nandis „50 Ways to leave your Ehemann“, und „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl nicht entgehen. Auch „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“ von Sara Weber, „Milchbar“ von Szilvia Molnar und „Enjoy Schatz“ von Jovana Reisinger, ebenso wie Emilia Roigs „Das Ende der Ehe“, sind eine Lektüre wert.

Kübra Gümüşay „Sprache und Sein“

2020 Hanser Berlin/btb, ISBN-13 978-3957325365

Preis: Hardcover 18 €, Taschenbuch 12 €, E-Book 10,99 €, 208 Seiten (abweichend vom Format)

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Autorin Kübra Gümüşay

Die 1988 in Hamburg geborene Autorin Kübra Gümüşay hat Politikwissenschaften studiert und zählt zu den einflussreichsten Journalistinnen und politischen Aktivistinnen Deutschlands. Sie war Kolumnistin und stand mehrmals auf der TEDx-Bühne und hat die Kampagne #ausnahmslos, die 2016 mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis ausgezeichnet wurde, mitbegründet. Zeitweise lebte sie in Oxford, ist inzwischen aber wieder mit ihrem Mann und ihrem Sohn in ihre Geburtsstadt gezogen.

Rubriklistenbild: © Jürgen Heinrich/Imago/Hanser Berlin

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