Moin reicht

„Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“: Land und Leute kennenlernen – Fettnäpfchen vermeiden

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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Mareike Krügel und Jan Christophersen haben einen liebevollen Reiseführer der etwas anderen Art geschrieben, der Sehnsucht nach dem Norden weckt. Mein Buchtipp.

Das in Norddeutschland vernommene „Moin“ ist ausreichend. „Moin Moin“ ist fast schon zu viel des Guten. Wer also nicht gleich als Tourist entlarvt werden möchte, sollte dies beherzigen. Was es auch sonst für Fettnäpfchen im hohen Norden zu umschiffen gibt, die geschichtlichen Gemeinsamkeiten zu Dänemark und die geologischen Gegebenheiten, die das Land prägten – alles das findet sich auf lesenswerte Art und Weise in dieser „Gebrauchsanweisung“.

Mareike Krügel, Jan Christophersen „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“: Über das Buch

Mareike Krügel, Jan Christophersen „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“

Zwischen den Zehen der Schlick: Mareike Krügel und Jan Christophersen sind da zu Hause, wo andere Urlaub machen, und schreiben eine passionierte Liebeserklärung an Deutschlands Norden. Sie erzählen vom Leben zwischen Ostsee und Nordsee, von stolzen Städten am Meer, von Kiel, Lübeck, Flensburg und Husum. Vom Alltag am Wasser, vom Wattenmeer und den Halligen, Nordseeinseln, Fehmarn und Helgoland – und vom Wetterbericht als beliebtestem Small-Talk-Thema. Von Moorleichen und anderen Sehenswürdigkeiten, von Wikingern und Windkraftgegnern, Theodor Storm und Emil Nolde, von typisch norddeutschen Bräuchen und Klischees, Seemannsgarn und Platt. Von Pharisäern, Fischbrötchen und Rübenmus, toten Tanten, errötenden Jungfrauen und weiteren kulinarischen Besonderheiten.

Piper

Bücher aus der Reihe „Gebrauchsanweisung“ gibt es schon seit Jahren. Waren es zu Beginn Länderbeschreibungen, ich erinnere mich noch ein mein erstes Leseerlebnis zu „Gebrauchsanweisung für Großbritannien“, haben jetzt Bundesländer oder auch Inseln („Gebrauchsanweisung für Sylt“) ihre ganz eigene Buchversion bekommen. Der Reiz, in eine neue Region einzutauchen, bleibt unbenommen. Man könnte diese „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“ gut an Dörte Hansens „Zur See“ anschließen oder parallel zu Heinz Strunks „Ein Sommer in Niendorf“ lesen.

Mareike Krügel und ihr Mann, Jan Christophersen, haben sich etliche Jahre mit der Idee eines Buches über ihr Heimatland herumgeschlagen. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Lektüre, bei der jeweils einer der beiden ein Kapitel übernommen hat. Mareike Krügel ist eher für liebevolle Seitenhiebe zuständig, Jan Christophersen hingegen für alle Themen rund um „Sprache“ und „Geschichte“. Die Abwechslung bei den Kapiteln ist wie das Spiel der Gezeiten: mal ruhig, mal etwas bewegter. Die Eigenheiten der Schleswig-Holsteiner werden gut beleuchtet und hinterfragt. Allen, die gerne mal über den Tellerrand schauen und im eigenen Land Urlaub machen möchten, sei dieses Buch empfohlen.

Mareike Krügel, Jan Christophersen „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“: Mein Fazit

Mit „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“ bekommt man keinen Reiseführer mit detaillierten Ortsbeschreibungen und Insidertipps. Man erhält einen lesenswerten und liebevollen Überblick über die Geschichte, die Sprache, die Entwicklung und die Eigenheiten des nördlichsten Bundeslandes, gespickt mit humorvollen Seitenhieben. Mehr braucht es nicht.

Mareike Krügel, Jan Christophersen „Gebrauchsanweisung für Schleswig-Holstein“

2022, Piper ISBN-13 978-3-492-27757-0

Preis: Broschiert 16 €, E-Book 13,99 €, 224 Seiten (abweichend vom Format) – Jetzt bestellen (werblicher Link)

Mareike Krügel, Jan Christophersen

Mareike Krügel, 1977 in Kiel geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, u. a. in der Villa Decius in Krakau, und ist Mitglied im PEN Deutschland. Im Jahr 2003 bekam sie den Förderpreis der Stadt Hamburg und wurde 2006 mit dem Friedrich-Hebbel-Preis ausgezeichnet. Mareike Krügel hat fünf Romane veröffentlicht. Mit ihrem Mann Jan Christophersen und den gemeinsamen Kindern lebt sie an der Küste Schleswig-Holsteins.

Jan Christophersen, 1974 in Flensburg geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Sein Roman „Schneetage“ (mare 2009) wurde mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet.

Rubriklistenbild: © Piper

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