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Betrugsversuche bei Führerscheinprüfung schießen in die Höhe – TÜV-Verband findet Lage „besorgniserregend“
VonSebastian Oppenheimer
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Mit klassischen Spickern oder mit dem Smartphone: Bei der Führerscheinprüfung steigen die Betrugsversuche auf Rekordniveau. Außerdem wächst die Gewaltbereitschaft der Erwischten.
Wer irgendwann mal ein Auto besitzen will, sollte rechtzeitig anfangen zu sparen. Und auch ein Führerschein ist nicht gerade billig. Doch ganz offensichtlich ist für viele junge Menschen nicht nur das Geld das Problem: Bereits im letzten Jahr lag die Durchfallquote in der Theorieprüfung auf Rekordniveau. Der Trend setzt sich in diesem Jahr fort: In den ersten neun Monaten des Jahres fielen 42 Prozent durch – ein Plus von vier Prozent im Vergleich zu 2022. Die Lösung sehen aber zahlreiche Fahrschüler scheinbar nicht darin, mehr zu lernen – sie versuchen, durch Betrug ans Ziel zu kommen.
Mehr als 2.700 Betrugsversuche bei Führerscheinprüfung – hohe Dunkelziffer vermutet
Laut TÜV-Verband gab es in den ersten drei Quartalen 2023 bereits 2.711 Betrugsversuche bei den theoretischen Prüfungen – eine Steigerung von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und ein Rekordwert. „Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist“, sagte Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Der aktuell angesagteste Trick: Die sogenannte Stellvertreterprüfung (33 Prozent). Dabei absolviert statt des Fahrschülers eine andere Person die Prüfung.
Moderne Technik wurde in 30 Prozent der Täuschungsversuche eingesetzt: Smartphones, Kopfhörer oder Kameras, sollten helfen, den Theorietest zu bestehen. In weiteren 31 Prozent kamen andere unerlaubte Hilfsmittel zum Einsatz, wie beispielsweise der klassische Spickzettel. Alarmierend: Dem TÜV-Verband zufolge ist auch die Gewaltbereitschaft der Erwischten extrem angestiegen (plus 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum).
Kaum ernsthafte Konsequenzen: TÜV-Verband fordert schärfere Sanktionen
Allerdings moniert der Verband, dass die Betrüger bislang kaum mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssten. „Wer bei der Fahrprüfung betrügt, ist eine potenzielle Gefahr für die Verkehrssicherheit“, sagt Goebelt. „Die zuständigen Fahrerlaubnisbehörden sollten den rechtlichen Rahmen ausschöpfen und eine Sperrfrist bis zur nächsten Prüfung von bis zu neun Monaten verhängen. Das ist längst nicht überall gängige Praxis.“ Eine abschreckende Wirkung dieser erst seit dem vergangenen Jahr geltenden Sanktionsmöglichkeit sei derzeit nicht zu erkennen. Auch eine Überprüfung der grundsätzlichen Fahreignung mithilfe einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (kurz: MPU) komme bei Täuschungsversuchen in Betracht.
Rätselhafte Verkehrszeichen: Zehn Schilder, deren Bedeutung nicht jedem klar ist
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Insgesamt wurden von Januar bis September 2023 bundesweit rund 1,52 Millionen theoretische Prüfungen abgelegt. Das sind rund 127.000 (9,1 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die Zahl der praktischen Prüfungen lag in den ersten neun Monaten bei rund 1,32 Millionen, ein Plus von 0,5 Prozent.