Ab 5. Juli
Entscheidung gefallen: EU verhängt vorläufige Strafzölle auf chinesische E-Autos
VonSimon Monesschließen
Die EU-Kommission hat vorläufige Strafzölle auf Elektroautos aus China beschlossen. Diese gelten ab dem 5. Juli. Zahlen müssen die Hersteller aber vorerst nicht.
Die Europäische Union hat beschlossen, vorläufige Strafzölle auf Elektroautos aus China zu erheben. Diese Maßnahme basiert auf einer Untersuchung der EU-Kommission, die hohe Subventionen der chinesischen Regierung für die Elektroauto-Produktion festgestellt hat. Die Entscheidung soll die europäische Autoindustrie vor unfairem Wettbewerb schützen.
Strafzölle gegen chinesische Autobauer: SAIC am stärksten betroffen
Die Höhe der Strafzölle variiert je nach Hersteller und liegt zwischen 17,4 und 37,6 Prozent, zusätzlich zu den bereits geltenden zehn Prozent Einfuhrzoll. Betroffen sind unter anderem Unternehmen wie BYD (17,4 Prozent), Geely (19,9 Prozent) und SAIC (37,6 Prozent). Für andere Hersteller veranschlagt die EU 20,8 Prozent. Geely produziert unter anderem die elektrischen Smart-Modelle #1 und #3 sowie den Volvo EX30. SAIC baut den in Deutschland populären MG4, der in den Zulassungsstatistiken aus Flensburg im Mai unter den E-Autos knapp hinter dem VW ID.3 auf dem zweiten Platz landete.
Unternehmen, die im Rahmen der Untersuchung nicht kooperiert haben, bekommen einen Strafzoll von 37,6 Prozent auferlegt. Diese Zölle gelten ab dem 5. Juli für eine Dauer von höchstens vier Monaten. Bis November besteht jedoch eine Übergangszeit, in der die Unternehmen die Zölle noch nicht zahlen müssen, sondern lediglich Sicherheitsleistungen hinterlegen müssen. Nach Ablauf der vier Monate könnten die Strafzölle dann endgültig eingeführt werden, sollte es keine Zugeständnisse von China geben.
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Die EU-Kommission begründete die Entscheidung mit hohen Subventionen der chinesischen Regierung für die E-Autoproduktion über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Dadurch seien die Fahrzeuge rund 20 Prozent günstiger als in der EU gebaute Stromer.
Deutsche Hersteller lehnen Strafzölle gegen China ab
Schon im Vorfeld gab es viel Kritik an den Plänen der EU. So lehnen die deutschen Hersteller Strafzölle gegen die Konkurrenz aus China ab. So werden etwa Vergeltungsmaßnahmen, die vor allem deutsche Autohersteller treffen könnten, befürchtet. China ist nach den USA und Großbritannien der drittgrößte Exportmarkt für deutsche Autos. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck drängt auf eine politische Lösung, um einen „Wettlauf von Zöllen“ zu vermeiden.
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China zeigt sich gegenüber der EU-Kommission verhandlungsbereit. „Ich hoffe, dass die europäische und die chinesische Seite aufeinander zugehen, Aufrichtigkeit zeigen und den Konsultationsprozess beschleunigen“, sagte ein Sprecher des Pekinger Handelsministeriums am Donnerstag. Um die endgültige Einführung der Zölle zu stoppen, braucht es eine qualifizierte Mehrheit der EU-Staaten. Das heißt: Mindestens 15 Länder, die mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, müssten sich dafür aussprechen.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Instituts für Weltwirtschaft rechnet mit Importrückgang um 42 Prozent
Doch welche Folgen haben die Strafzölle für den Automarkt in der EU? Eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel prognostiziert einen Rückgang der Autoimporte aus China in die EU um 42 Prozent. Die Preise für Elektroautos in Europa werden langfristig jedoch nur geringfügig beeinflusst. Kurzfristig könnten die Preise leicht um 0,3 bis 0,9 Prozent steigen. Die sinkenden Importe aus China werden durch mehr Verkäufe von Produzenten aus Europa und Einfuhren aus anderen Drittländern ausgeglichen.
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