Ab 30 Jahren

H-Kennzeichen: Diese alten Autos dürfen es tragen

  • Andre Borbe
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Seit 1997 gibt es in Deutschland das H-Kennzeichen für Oldtimer. So bekommt man das spezielle Nummernschild, und diese Vorteile bringt es.

In Deutschland gibt es rund 477.000 Oldtimer mit einem sogenannten H-Kennzeichen. Sie profitieren damit von zahlreichen Vorteilen, wie Steuervergünstigungen und Umweltausnahmen. Oldtimer sind Autos, Motorräder, Busse oder Lkw, "die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind. Es handelt sich um historische Fahrzeuge, die weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen […]". So steht es in Paragraf 2 Nr. 20 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV).

H-Kennzeichen: Diese alten Autos dürfen es tragen

Das Alter ist damit für das Erteilen eines H-Kennzeichens nur eine Voraussetzung. Die andere ist der Originalzustand. EIin eventueller Austauschmotor muss aus derselben Baureihe stammen. Getunte Autos, oder mit Elektromotor umgerüstete (wie dieser Porsche 944), können somit kein Oldtimer-Kennzeichen beantragen, auch wenn sie mindestens 30 Jahre alt sind. Nicht zeitgenössische Umbauten sind grundsätzlich erlaubt, müssen aber ihrerseits mindestens 30 Jahre alt sein oder in den ersten zehn Jahren nach Zulassung durchgeführt worden sein.

Hat ein Auto mindestens 30 Jahre auf dem Buckel, ist nur ein kleiner Schritt zum H-Kennzeichen gemacht. Als Nächstes muss ein Oldtimer-Gutachten von einem anerkannten Sachverständigen angefertigt werden. Den findet man beispielsweise beim TÜV, Dekra oder einer anderen Prüforganisation.

Für manche gleicht es einem Ritterschlag: die H-Zulassung.

H-Kennzeichen: Was bedeutet Originalzustand?

Seit 2007 darf jeder zertifizierte Prüfingenieur die Bewertung vornehmen. Genaue Vorschriften, welche Teile Original sein müssen, gehen aus der FZV nicht hervor. Daher kann es vom Sachverständigen abhängen, ob Sie ein H-Kennzeichen für Ihren Oldtimer erhalten oder nicht. Der früher gültige fünfstufige Bewertungssystem gibt es nicht mehr.

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Aber es lassen sich einige Grundregeln erkennen: So muss das Fahrzeug muss in sämtlichen Hauptbaugruppen dem Original entsprechen. Umbauten dürfen nur gemacht werden, wenn sie für die Zeit typisch waren. Eine Lackierung kann neu sein, aber der Farbton muss damals im Programm gewesen sein. Zudem muss das Auto gut gepflegt sein. Aufgrund größerer Mängel oder Gebrauchsspuren kann das H-Kennzeichen verwehrt bleiben.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

Diese Vorteile bietet das H-Kennzeichen

Der Aufwand für ein H-Kennzeichen kann sich aber lohnen. Denn sie bieten zahlreiche Vorteile für den Fahrzeugbesitzer. Dazu gehören steuerliche Vergünstigungen, günstigere Kfz-Versicherungen und geringere Umweltauflagen. Oldtimer mit H-Kennzeichen dürfen zum Beispiel auch ohne Katalysator in Umweltzonen fahren. Auch eine Umweltplakette ist nicht notwendig.

Vor allem bei der Kfz-Steuer können sich H-Kennzeichen positiv auswirken. Pauschal werden für historische Autos 191,73 Euro fällig – unabhängig von Hubraum und Verbrauch. Für historische Motorräder müssen Besitzer nur 46,02 Euro zahlen. Außerdem bieten viele Versicherungen günstigere Tarife für Oldtimer an, da sie davon ausgehen, dass mit diesen Fahrzeugen pfleglicher umgegangen wird. Allerdings kann es manchmal auch günstiger sein, statt des H- ein Saisonkennzeichen zu nutzen.

H-Kennzeichen: Vorteile im Überblick

  • günstigere Kfz-Steuer
  • preiswerter Kfz-Versicherungsschutz
  • Autos brauchen keinen Katalysator
  • Umweltzonen dürfen ohne Plakette befahren werden

So viel kosten H-Kennzeichen

  • Für Oldtimer mit H-Kennzeichen gilt laut ADAC ein jährlicher Steuersatz von pauschal 191,73 Euro (Pkw und Lkw) und 46,02 Euro (Zweirad). Voraussetzung sei: Das Fahrzeug muss vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen sein. Ein amtlich anerkannter Sachverständiger, Prüfer oder Prüfingenieur (z.B. bei DEKRA, GTÜ, KÜS oder TÜV) muss ein Gutachten für die Einstufung als Oldtimer erstellen. Das Fahrzeug muss zudem zur „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ dienen. 

Diese Unterlagen brauchen Sie für ein H-Kennzeichen

Ein H-Kennzeichen für Ihr Auto können Sie bei Ihrer örtlichen Zulassungsbehörde beantragen. Dafür benötigen Sie folgende Unterlagen:

  • Gültigen Personalausweis oder Reisepass
  • Bei juristischen Personen, Firmen und Vereinigungen: Handels- oder Vereinsregisterauszug (nicht älter als drei Jahre ab Ausstellung) und Gewerbeanmeldung
  • Bei Betreuungen für "Behörden- und Verwaltungsangelegenheiten": Betreuerausweis
  • Bei Vertretungen: schriftliche Vollmacht (im Original) sowie Ausweis des Bevollmächtigten (im Original) und Ausweis des Vollmachtgebers (in Kopie)
  • Einverständniserklärung des Fahrzeughalters, dass dem/ der Bevollmächtigten die Kfz-steuerlichen Verhältnisse bekannt gegeben werden dürfen.
  • SEPA-Mandat des Fahrzeughalters/ Kontoinhabers
  • Zulassungsbescheinigung Teil I (bisher Fahrzeugschein)
  • Zulassungsbescheinigung Teil II (bisher Fahrzeugbrief)
  • Kennzeichenschilder
  • Prüfbericht über eine gültige Hauptuntersuchung (HU)
  • Bei Nutzkraftwagen: Sicherheitsprüfung
  • Oldtimer-Gutachten nach § 23 Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO)

Rubriklistenbild: © Monique Wüstenhagen/dpa-tmn